Fachkräftemarkt in Deutschland bricht ein: IT-Security als Ausnahme in der Krise

Der Hays-Fachkräfte-Index rutscht im vierten Quartal 2024 erstmals seit drei Jahren unter die 100-Prozent-Marke. Während das Personalwesen, die öffentliche Verwaltung und das Baugewerbe besonders vom Einbruch betroffen sind, erreicht die Nachfrage nach IT-Security-Experten mit 556 Prozent ein Rekordhoch.
Die deutsche Wirtschaft bleibt unter Druck, und das spiegelt sich auch in der Nachfrage nach Fachkräften wider. Der Hays-Fachkräfte-Index verzeichnet im vierten Quartal 2024 einen Rückgang um 22 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorquartal und fällt auf 80 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit Mitte 2021 und das erste Mal seit drei Jahren, dass der Wert unter die 100-Prozent-Marke rutscht. Die Zahlen verdeutlichen: Unternehmen agieren weiterhin zurückhaltend bei der Rekrutierung – nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten, die sich über das gesamte Jahr 2024 hinweg erstreckt haben.
IT-Security als Lichtblick
Obwohl die gesamte IT-Nachfrage um 18 Punkte auf 93 Prozent sinkt, gibt es eine Ausnahme: IT-Security-Experten bleiben weiterhin gefragt. Mit einem Anstieg von 22 Punkten erreicht die Nachfrage ein Rekordhoch von 556 Prozent. Der Grund: Neue EU-Richtlinien zur Cybersicherheit zwingen Unternehmen zu schneller Umsetzung, während der Fachkräftemangel hier besonders stark zu spüren ist.
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Im Gegensatz dazu zeigt sich das Personalwesen als am stärksten betroffene Berufsgruppe. Die Nachfrage nach HR-Fachkräften fällt um 38 Prozentpunkte auf 121 Prozent, verglichen mit dem Vorjahresquartal sogar um 88 Punkte. Besonders stark sinkt die Nachfrage nach Recruitern (-55 PP auf 146 Prozent), gefolgt von Personalreferenten (-32 PP auf 65 Prozent) und HR Business Partnern (-21 PP auf 349 Prozent).
Auch die öffentliche Verwaltung (-42 PP auf 199 Prozent) und das Baugewerbe (-26 PP auf 182 Prozent) verzeichnen deutliche Rückgänge, wenngleich nicht so drastisch wie das Personalwesen. Der wohl deutlichste Einbruch zeigt sich in der öffentlichen Verwaltung, wo das Suchvolumen um 42 Prozentpunkte auf 199 Prozent sinkt. Auch das Baugewerbe verliert an Dynamik und fällt um 26 Punkte auf 182 Prozent. Der hohe Bedarf in diesen Bereichen bleibt zwar bestehen, doch die Zurückhaltung bei Neueinstellungen zeigt sich nun deutlich.
Personaldienstleister verzeichnen einen Rückgang um 26 Punkte auf 109 Prozent, während die Ingenieurberufe insgesamt um 28 Punkte auf 34 Prozent fallen – besonders betroffen sind Bau- und Elektroingenieure. Auch das Finanzwesen verliert an Dynamik, mit einem Rückgang um 24 Punkte auf 115 Prozent, wobei vor allem Finanzbuchhalter stark betroffen sind.
Fachkräftemangel trotz sinkender Stellenausschreibungen?
Trotz der negativen Entwicklung sollte nicht übersehen werden, dass die generelle Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften weiterhin hoch ist. Viele Unternehmen halten sich zwar mit Neueinstellungen zurück, doch das bedeutet nicht, dass der Bedarf verschwunden ist – im Gegenteil. Die aktuelle Zurückhaltung ist vielmehr eine Reaktion auf die wirtschaftliche Stagnation und Unsicherheit. Experten gehen davon aus, dass sich der Fachkräftemarkt spätestens ab der Mitte des Jahres 2025 wieder erholen könnte.
Der Hays-Fachkräfte-Index wird quartalsweise von der index Internet und Mediaforschung GmbH erhoben und basiert auf der Auswertung von Stellenanzeigen aus führenden Online-Jobbörsen, Tageszeitungen und dem Business-Netzwerk Xing. Er misst die prozentuale Veränderung der Stellenausschreibungen im Vergleich zum Basiswert des ersten Quartals 2015, wobei ein Indexwert von 100 Prozent diesem Ausgangsniveau entspricht. Als entscheidendes Barometer für den deutschen Arbeitsmarkt und Indikator für die Rekrutierungsaktivitäten zeigt er Trends in der Nachfrage nach Fachkräften, reflektiert jedoch nicht direkt die Anzahl offener oder besetzter Stellen.
Bild: Freepik.com
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