Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt in einem Tempo, das HR-Abteilungen neue Chancen bietet, sie aber auch vor Herausforderungen stellt. Laut einer aktuellen Mercer-Studie, die exklusiv mit Fortune geteilt wurde, sehen rund 60 Prozent der großen Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern in der Talentgewinnung den größten Einfluss von KI innerhalb des HR-Bereichs in den kommenden 12 Monaten. Es folgen 50 Prozent, die vor allem Veränderungen in der Mitarbeiterbeziehung erwarten, sowie 40 Prozent, die Performance Management als besonders betroffen betrachten.

Jason Averbook, globaler HR-Strategieleiter bei Mercer, erklärt: “Jede HR-Tätigkeit besteht aus einer Vielzahl von Aufgaben. Hier liegt eine einfache Chance für HR-Abteilungen, Tools zu nutzen, die Prozesse automatisieren und effizienter gestalten.” Die größte Herausforderung bleibt jedoch die erfolgreiche Einführung der neuen Technologie. Denn nur ein bedachter Einsatz der KI ermöglicht nachhaltige Verbesserungen.

Ein weiterer entscheidender Faktor für den erfolgreichen KI-Einsatz ist die Weiterbildung der Mitarbeiter. Laut Mercer konzentrieren sich etwa 70 Prozent der Unternehmen, die bereits KI-Schulungen anbieten, auf das Verständnis grundlegender Konzepte und Terminologien. 60 Prozent integrieren Schulungen zu ethischen Fragen und dem verantwortungsvollen Umgang mit KI. Ein Teil der Unternehmen (50 Prozent) bildet die Mitarbeiter aktiv im praktischen Umgang mit KI aus, während 30 Prozent spezifische Anwendungen innerhalb von Unternehmensfunktionen lehren.

Averbook betont die Notwendigkeit einer klaren Kommunikation über die Auswirkungen von KI: “Es besteht ein großer Bedarf an Schulung, die die Veränderungen für jede Rolle verständlich macht. Mitarbeiter müssen lernen, wie sie anders arbeiten und eine KI-zentrierte Denkweise in ihre Workflows integrieren.”

KI-Technologie wird HR-Prozesse nicht nur automatisieren, sondern auch strategisch optimieren. Im Recruiting-Prozess beispielsweise geschieht dies laut McKinsey insbesondere durch generative KI in zweierlei Hinsicht: durch bessere, datengetriebene Anforderungsprofile und personalisierte Kommunikation mit Bewerbern. Kandidaten könnten so individueller angesprochen werden, während Unternehmen effizienter die passenden Talente finden.

In der Mitarbeiterentwicklung sehen Experten wie Lareina Yee, Senior Partnerin bei McKinsey, enorme Potenziale. Mithilfe KI-gestützter Assistenten könnten Arbeitnehmer ihre Karrierechancen analysieren und gezielte Weiterbildungsmaßnahmen identifizieren.“ Anstatt darauf zu warten, dass jemand ihre Entwicklung vorantreibt, könnten Mitarbeiter proaktiv ihre Karriereziele verfolgen und die nötigen Schritte planen”, erklärt Yee.

Trotz der positiven Entwicklungen bleiben Risiken bestehen, insbesondere in Bezug auf Bias und Fairness. Generative KI-Systeme ziehen ihre Erkenntnisse aus historischen Daten und können bestehende Vorurteile unbewusst verstärken. Ein Beispiel aus dem Recruiting zeigt, dass bestimmte Kriterien wie Teamaktivitäten (z.B. Lacrosse vs. Basketball) ungleiche demografische Muster verstärken können.

HR-Abteilungen sind daher gefordert, Risiken frühzeitig zu identifizieren und ethische Richtlinien zu implementieren. Hier spielen Schulungen zu verantwortungsvoller KI eine zentrale Rolle. Dan Beck, Produktleiter bei SAP SuccessFactors, betont im Gespräch mit Forbes die Notwendigkeit eines offenen Dialogs über den KI-Einsatz, um Vertrauen in die Technologie aufzubauen.

Die Zukunft von HR liegt in der strategischen Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine. Während die KI administrative Aufgaben übernimmt, können sich HR-Teams auf Talententwicklung, Unternehmenskultur und datengestützte Entscheidungsfindung konzentrieren. Die Implementierung von KI wird die Arbeitswelt verändern – doch mit klaren Schulungsprogrammen, ethischen Standards und einer durchdachten Strategie können Unternehmen die Chancen der Technologie optimal nutzen und ihre Mitarbeiter aktiv in diesen Wandel einbinden.

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