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Zerstreute Aufmerksamkeit: Wege aus der Attention-Residue-Falle

Zerstreute Aufmerksamkeit: Wege aus der Attention-Residue-Falle

Konzentrationsschwierigkeiten nach Unterbrechungen? Dieses alltägliche Problem, bekannt als 'Attention Residue', beeinträchtigt die Arbeitsleistung. Der Artikel bietet Einblicke und Strategien, um dieses Phänomen zu meistern. 

Jeder kennt die Situation: Ihr arbeitet konzentriert an einem Projekt, und plötzlich poppt eine E-Mail auf oder das Telefon klingelt. Ihr wendet euch der Unterbrechung zu, aber selbst nachdem ihr darauf reagiert habt, findet ihr es schwierig, eure volle Konzentration wieder auf das ursprüngliche Projekt zu lenken. Dieses alltägliche Szenario illustriert ein weit verbreitetes Phänomen in unserer Arbeitswelt – das des “Attention Residue” (dt.: Aufmerksamkeitsrest). Geprägt wurde dieser Begriff 2009 von der Managementforscherin Sophie Leroy. Er beschreibt die kognitive Restbelastung, die entsteht, wenn wir von einer Aufgabe zur nächsten wechseln, ohne die erste vollständig abzuschließen. In solchen Momenten bleibt ein Teil unserer mentalen Energie an der ursprünglichen Aufgabe haften, was zu einer beeinträchtigten Konzentration und Leistungsfähigkeit bei der nachfolgenden Aufgabe führt.  

Der Kern dieses Phänomens liegt in der Art und Weise, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet und Aufgaben priorisiert. In einer Arbeitsumgebung, die schnelles Umschalten zwischen verschiedenen Aufgaben erfordert, findet oft kein vollständiger mentaler Abschluss der vorherigen Aufgabe statt. Dies führt dazu, dass Gedanken und unerledigte Aspekte der vorherigen Tätigkeit weiterhin kognitive Ressourcen beanspruchen. Der Effekt des Attention Residue ist besonders spürbar in Arbeitsumgebungen, in denen die Forderungen nach schneller Reaktionsfähigkeit und Flexibilität hoch sind, wie zum Beispiel in kreativen Berufen, im Management oder in technischen Berufen. 

Diese Herausforderung hat sich seit den Pandemiejahren noch verstärkt. Untersuchungen zeigen, dass das Umschalten zwischen Kontexten, das sogenannte “Context Switching”, 20 bis 80 Prozent der täglichen Produktivität in Anspruch nehmen kann. Zudem dauert es durchschnittlich 23 Minuten und 15 Sekunden, um nach einer Unterbrechung die volle Aufmerksamkeit wiederzugewinnen. Dies ist besonders relevant im Kontext der digitalen Kommunikation, die während der Pandemie stark zugenommen hat. So stiegen beispielsweise die Slack-Nachrichten um 20 Prozent und die Zoom- Nutzung um 30 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 an. Diese Zunahme an digitalen Unterbrechungen trägt erheblich zum Phänomen des Attention Residue bei, da sie eine ständige Umschaltung zwischen verschiedenen Aufgaben und Anforderungen erfordern. 

Forschungsbasierte Einblicke 

Sophie Leroys Forschungen werfen ein Licht auf die Schwierigkeiten, mit denen unser Gehirn konfrontiert ist, wenn es darum geht, sich von einer Aufgabe zu lösen und sich effektiv einer neuen zuzuwenden. Ihre Erkenntnisse haben weitreichende Implikationen für unsere Arbeitsprozesse und Effizienz am Arbeitsplatz. Leroys Studien zeigen, dass unsere Leistungsfähigkeit erheblich sinkt, wenn wir mit unvollendeten Aufgaben im Hinterkopf an neuen Aufgaben arbeiten. Dies führt nicht nur zu einer reduzierten Effizienz in der aktuellen Aufgabe, sondern kann auch langfristig unsere allgemeine Arbeitszufriedenheit und mentale Gesundheit beeinträchtigen. 

Die Herausforderung besteht darin, effektive Strategien zu entwickeln, um mit diesem Phänomen umzugehen. Wie können wir in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend verschwimmen und die Erwartungen an ständige Erreichbarkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit steigen, Attention Residue minimieren? Leroy schlägt vor, dass es entscheidend ist, bewusste Pausen zwischen verschiedenen Aufgaben einzulegen und Techniken zu entwickeln, die es uns ermöglichen, eine Aufgabe mental abzuschließen, bevor wir zur nächsten übergehen. 

Herausforderungen durch Attention Residue 

Reduzierte Leistungsfähigkeit: Der ständige Wechsel zwischen Aufgaben, ohne eine vorherige vollständig abzuschließen, führt zu einer Fragmentierung unserer Aufmerksamkeit. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Qualität und Effizienz unserer Arbeit. Forschungsergebnisse zeigen, dass wir dazu neigen, neue Aufgaben mit verminderter Effizienz und Sorgfalt anzugehen, wenn unser Geist noch teilweise bei einer vorherigen Aufgabe verweilt. Dieses Phänomen kann sich besonders in kreativen oder analytischen Tätigkeiten negativ auswirken, wo konzentrierte und ungeteilte Aufmerksamkeit für optimale Ergebnisse erforderlich ist. 

Erhöhter Stress: Das ständige Gefühl, hinterherzuhinken und nie wirklich mit einer Aufgabe fertig zu werden, führt zu erhöhten Stressniveaus. Diese Art von Stress, der durch unvollständige Aufgaben und die daraus resultierende kognitive Überlastung entsteht, kann zu einem Gefühl der Überforderung und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz führen. Langfristig kann dies zu Burn-out und einer verringerten Arbeitsmoral führen. 

Ineffizienz: Die gängige Annahme, dass Multitasking die Produktivität steigert, wird durch die Forschung zu Attention Residue infrage gestellt. Tatsächlich zeigen Studien, dass häufige Aufgabenwechsel mehr Zeit und Energie beanspruchen, da das Gehirn sich immer wieder neu orientieren und anpassen muss. Dies führt paradoxerweise zu einer allgemeinen Ineffizienz, da die Qualität der Arbeit leidet und die Zeit für die Fertigstellung der Aufgaben zunimmt.

Fünf Lösungsansätze für den Umgang mit Attention Residue

1. "Ready-to-Resume Plan": ein praxisorientierter Lösungsansatz mit wissenschaftlicher Unterstützung 

Der "Ready-to-Resume Plan" von Sophie Leroy – welche den Begriff für das Phänomen geprägt hat – bietet eine wissenschaftlich fundierte Methode zur Minimierung von Attention Residue. Forschungsergebnisse zeigen, dass Teilnehmer, die diesen Plan anwendeten, signifikant weniger Attention Residue erlebten und bei nachfolgenden Aufgaben bessere Leistungen erbrachten. Die Technik verbesserte ihre Fähigkeit zur Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung. Indem man kurz innehält, um den aktuellen Stand der Aufgabe zu erfassen und zu planen, was als Nächstes zu tun ist, kann das Gehirn die unterbrochene Aufgabe mental abschließen und sich effektiver auf die neue Aufgabe konzentrieren.

2. Bewusstes Aufgabenmanagement:

Aufgabentrennung: Um das Phänomen des Attention Residue zu minimieren, ist es entscheidend, Aufgaben bewusst einzeln und nacheinander zu bearbeiten. Dies ermöglicht es dem Gehirn, sich voll und ganz auf die aktuelle Aufgabe zu konzentrieren, ohne von unerledigten Aufgaben abgelenkt zu werden. Diese Methode verbessert nicht nur die Qualität der Arbeit an der jeweiligen Aufgabe, sondern verringert auch das Gefühl von Überlastung und Unzufriedenheit.

Zeitmanagement: Durch die Etablierung fester Zeitfenster für bestimmte Aufgabentypen können häufige Unterbrechungen reduziert werden. Diese Art des Zeitmanagements erlaubt es, tief in eine Aufgabe einzutauchen, was besonders bei komplexen oder kreativen Tätigkeiten von Vorteil ist. Zudem fördert es eine strukturiertere und zielgerichtetere Arbeitsweise.

3. Achtsamkeitspraktiken:

Meditation und Achtsamkeit: Die Integration von Achtsamkeitspraktiken und Meditation in den Arbeitsalltag kann einen signifikanten Unterschied machen. Diese Techniken helfen, den Geist zu beruhigen und einen mentalen Reset durchzuführen, was besonders nützlich ist, um zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln. Sie fördern eine erhöhte Bewusstheit und Präsenz, was sich direkt auf die Arbeitsqualität auswirken kann. 

Bewusste Pausen: Pausen, in denen man sich gezielt von der vorherigen Aufgabe löst, bevor man eine neue beginnt, sind unerlässlich. Diese bewussten Auszeiten erlauben es dem Gehirn, sich neu zu fokussieren und die notwendige mentale Klarheit für die bevorstehende Aufgabe zu gewinnen. Solche Pausen können auch genutzt werden, um kurzfristige und langfristige Ziele zu reflektieren und die eigene Arbeitsstrategie anzupassen.

4. Technologische Unterstützung:

Digitale Hilfsmittel: Die Verwendung von Apps und digitalen Tools zur Organisation und Priorisierung von Aufgaben kann eine entscheidende Rolle spielen. Sie helfen, den Fokus zu bewahren und den Überblick über verschiedene Aufgaben zu behalten. Darüber hinaus können solche Tools Erinnerungen setzen und die Zeitverwaltung unterstützen, was die Effizienz steigert.

Kommunikationsmanagement: Das Setzen von Grenzen bei der Beantwortung von E-Mails und Nachrichten ist entscheidend, um ununterbrochene Arbeitsblöcke zu schaffen. Dies verhindert ständige Unterbrechungen und ermöglicht es, sich länger und effektiver auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Eine klare Kommunikationsstrategie trägt auch dazu bei, Missverständnisse und unnötige Stressfaktoren zu reduzieren.

5. Optimierung der Arbeitsumgebung:

Störungsfreie Zone: Die Schaffung einer ruhigen und ablenkungsfreien Arbeitsumgebung ist ein Schlüsselfaktor für konzentriertes Arbeiten. Dies kann durch physische Anpassungen am Arbeitsplatz, wie schallisolierte Räume oder ablenkungsfreie Zonen, erreicht werden.

Ergonomische Gestaltung: Eine ergonomisch gestaltete Arbeitsumgebung unterstützt nicht nur die Konzentration, sondern trägt auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Dies umfasst bequeme Möbel, eine angemessene Beleuchtung und die Berücksichtigung von Faktoren wie Bildschirmposition und Raumtemperatur.

Diese Lösungsansätze bieten umfassende Strategien für den Umgang mit Attention Residue. Sie unterstreichen die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl individuelle Arbeitsweisen als auch die Arbeitsumgebung berücksichtigt. Indem diese Praktiken angewendet werden, können Arbeitnehmer ihre Effizienz steigern und ein ausgeglicheneres und produktiveres Arbeitsleben führen. 

 

Bild: Pexels.com

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