Bewerbergespräch: Programmieren am Whiteboard
(Bild: Flickr/CC-BY-SA 2.0)
Was sagen an einer Tafel zu lösende Programmieraufgaben während eines Job-Interviews wirklich aus?
Welcher Softwareentwickler kennt ihn nicht: den Moment, in dem in einem Vorstellungsgespräch darum gebeten wird, eine kleine programmiertechnische Aufgabe am Whiteboard zu lösen und damit einen Teil der im Lebenslauf angegebenen Kenntnisse zu belegen?
Wissenschaftler der North Carolina State University haben nun die Auswirkung von Stress auf diese Situation untersucht und in ihrem Paper die erstaunlichen Ergebnisse veröffentlicht.
Die Forscher stellten fest, dass mit Whiteboardcoding vor Publikum vorrangig nicht die technischen Skills, sondern vorrangig der Umgang mit sozialer Angst und Lampenfieber getestet wird. Für viele Probanden wurden dabei Programmieraufgaben zu einem Problem, die sie auf einem Blatt Papier ohne Zuschauer umstandslos lösen konnten.
Die Softwareindustrie habe damit etwas erfunden, was dem Trier Social Stress Test sehr ähnele. Dieser Test ist eine Vorgehensweise von Psychologen, um Stress herbeizuführen.
Statt einer Aufgabe am Whiteboard sollten Firmen lieber eine Aufgabe stellen und den Kandidaten die Lösung auf Papier vorbereiten lassen und in dieser Zeit außerdem am besten den Raum verlassen. Damit könnten technische Kompetenz und die Präsentation dieser unabhängig voneinander überprüft und so vermieden werden, dass eigentlich geeignete Jobkandidaten aussortiert werden.
Auffallend war bei den Probanden auch, dass sich bei Frauen besonders große Diskrepanzen bei den beiden Testvarianten zeigten: Keine schaffte den Test an der Tafel, alle bestanden den Test auf Papier problemlos. Bisher habe die Industrie aber lieber Bücher zur Vorbereitung auf die Situation produziert oder wie Google die Empfehlung ausgesprochen, die Situation zu üben.
Das Paper soll später dieses Jahr bei der ACM Joint European Software Engineering Conference and Symposium on the Foundations of Software Engineering präsentiert werden.