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Quereinstieg in die IT: Vom Elektrotechniker zum Sicherheitsmanager
Michael Groß startete seine Karriere als Facharbeiter in der DDR und ist heute IT-Sicherheitsmanager bei Bosch. Im Rahmen unserer Interviewreihe spricht er mit uns über seinen Karriereweg und die Herausforderungen eines Quereinstiegs in die IT.
Unsere Interviewreihe zum Thema Quereinstieg:
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Quereinstieg in die IT: Vom Gerber zum Systemberater
- Quereinstieg in die IT: Vom Elektrotechniker zum Sicherheitsmanager
- Quereinstieg in die IT: Von der Elektrochemikerin zur Software-Projektleiterin
Der Quereinstieg in die IT ist für viele eine attraktive Möglichkeit, ihre Karriere neu auszurichten und sich in einem zukunftssicheren Bereich zu etablieren. Wir haben in den IT-Abteilungen von Bosch nach Quereinsteigern gefragt und bemerkenswerte Karrierewege entdeckt. Einer davon ist der von Michael Groß. Er hat von einer Ausbildung in Elektrotechnik in der DDR über ein Studium der Bio-Verfahrenstechnik den Weg zum IT-Sicherheitsmanager bei Bosch gefunden.
Seit 2001 ist er in der IT-Branche tätig, wo er als Softwareentwickler, Testingenieur, Testmanager, Verantwortlicher für das Open-Source-Management und schließlich als Sicherheitsexperte arbeitete. In diesem Interview teilt er seine Erfahrungen und gibt wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen eines Quereinstiegs in die IT.
Golem Karrierewelt: Herr Groß, wie sind Sie von Ihrer ursprünglichen Ausbildung oder Karriere in die IT und Ihre jetzige Position gelangt? Können Sie Ihren Werdegang kurz skizzieren?
Groß: Ich begann meine Karriere als Facharbeiter in der DDR im Bereich Elektrotechnik. Nach der Wende absolvierte ich das Abitur im zweiten Bildungsweg, um meine beruflichen Chancen zu verbessern. Anschließend studierte ich Bio-Verfahrenstechnik an der Technischen Fachhochschule Berlin, wobei meine Abschlussarbeit ein Softwareprojekt zur Steuerung eines Reaktors zur Abwasserreinigung war. Nach meinem Studium begann ich als Berater, spezialisiert auf Qualitätssicherung, wo ich die Grundlagen des Softwaretests erlernte. Später arbeitete ich als Test-Consultant. Schließlich machte ich mich selbstständig und arbeitete als IT-Consultant für verschiedene große Unternehmen. Seit 2014 bin ich bei Bosch, wo ich zunächst als Tester anfing und mich später zum Senior Developer und Sicherheitsmanager weiterentwickelte.
Was hat Sie dazu bewogen, in die IT zu wechseln? War es eine bewusste Entscheidung oder sind Sie durch Ihre vorherigen Jobs in die IT gerutscht?
Groß: Es war eine Mischung aus bewusster Entscheidung und praktischer Notwendigkeit. Nach dem Abitur und einer Phase ohne feste Arbeit entschied ich mich für den zweiten Bildungsweg, um Einkommen zu erzielen und meine beruflichen Perspektiven zu verbessern. Schon damals hatte ich ein starkes Interesse an Computern. Ich borgte mir Teile, baute alte Platinen zusammen und rüstete sie auf, obwohl die Geräte oft veraltet waren. Mit diesen selbstgebauten Computern und durch das Programmieren in BASIC brachte ich mir viele Fähigkeiten bei. Letztendlich wurde mir während meines Studiums klar, dass IT-Kenntnisse immer wichtiger wurden. Ich entschied mich, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln und jede Gelegenheit zur Weiterbildung in diesem Bereich zu nutzen.
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Entscheidung, in die IT zu wechseln?
Groß: Ja, ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Die IT bietet mir einen sicheren Arbeitsplatz und ein hohes Einkommen. Außerdem kann ich in einem Bereich arbeiten, der mich interessiert und erfüllt.
Welche Weiterbildungen haben Sie in Betracht gezogen oder genutzt, um sich weiter zu qualifizieren?
Groß: Ich habe verschiedene Weiterbildungen in Betracht gezogen, darunter auch Volkshochschulkurse in Selbstständigkeit und verschiedene technische Schulungen. Besonders wertvoll war der praktische Austausch mit anderen Fachleuten und das Lesen von Fachliteratur und Branchenmagazinen.
Was waren die größten Hürden auf Ihrem Weg?
Groß: Eine große Hürde ist der Mangel an Zeit. Auch Erschöpfung ist eine Herausforderung, weil ich ja alles neben Arbeit und Familie bewältigen muss. Ein weiteres Problem war das offensichtlich große Angebot an Fachkräften in einigen Bereichen und dass die Unternehmen oft unrealistisch hohe Berufserfahrung verlangten.
Welche Hürden hätten vermieden werden können?
Groß: Einige Hürden hätten durch bessere Kommunikation und Transparenz seitens der Unternehmen vermieden werden können. Oft wusste ich nicht, warum ich abgelehnt wurde, was die Jobsuche erschwerte. Eine akademische Ausbildung hätte mir möglicherweise auch einige blinde Flecken erspart, die man beim autodidaktischen Lernen hat.
Wie waren Ihre Erfahrungen als selbständiger IT-Berater?
Groß: Als selbstständiger IT-Berater konnte ich dem Kunden die Lösungen anbieten, die er wirklich brauchte, ohne den Druck, bestimmte Produkte verkaufen zu müssen. Diese Unabhängigkeit war ein großer Vorteil. Allerdings war es auch herausfordernd, da man ständig auf dem neuesten Stand bleiben und sich selbst vermarkten muss.
Wie haben Sie es geschafft, während Ihrer beruflichen Tätigkeit weiter zu lernen und sich weiterzubilden?
Groß: Ich habe viel in meiner Freizeit gelernt, insbesondere durch autodidaktisches Studium und kleine Projekte. Bücher, Fachliteratur und das Austauschen mit anderen Fachleuten waren sehr hilfreich. Auch habe ich oft in Hotels oder während Zugfahrten programmiert, um meine Fähigkeiten zu verbessern.
Was sind Ihre aktuellen Aufgaben im Detail?
Groß: Derzeit arbeite ich bei Bosch als Sicherheitsmanager und Senior Developer. Meine Aufgaben umfassen die Überwachung der Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien, Risikoanalysen und die Beratung von Kunden. Nebenher entwickle ich weiterhin Software, insbesondere interne Tools zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit.
Wie sehen Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft aus? Welche Tätigkeiten oder Qualifizierungen streben Sie an?
Groß: In Zukunft möchte ich mich verstärkt in Richtung Management entwickeln und dabei meine Erfahrungen in der Sicherheitsberatung und Softwareentwicklung einbringen. Ich plane, weiterhin auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben und mich fortlaufend weiterzubilden.
Was waren die Gründe für Ihren Wechsel von der Selbständigkeit zu Bosch?
Groß: Nach sieben Jahren Selbstständigkeit suchte ich nach mehr Stabilität und langfristigen Perspektiven. Bosch bot mir diese Sicherheit, zudem konnte ich dort meine Fähigkeiten weiterentwickeln und in größeren Projekten mitarbeiten.
Wie haben Sie sich im Bereich der Softwareentwicklung und IT-Sicherheit spezialisiert?
Groß: Mein Interesse an IT-Sicherheit wurde durch Bücher wie "Das Kuckucksei" von Clifford Stoll geweckt. In meinen Projekten habe ich immer auf sichere Programmierung geachtet und mich ständig weitergebildet. Die praktische Erfahrung und das Lösen von realen Problemen haben mir geholfen, mich zu spezialisieren.
Quereinsteiger kommen heute am Thema Künstliche Intelligenz nicht mehr vorbei. Welche IT-Bereiche sehen Sie am wenigsten gefährdet, durch Automatisierung überflüssig zu werden?
Groß: Bereiche wie IT-Sicherheit und komplexe Softwareentwicklung bergen das geringste Automatisierungsrisiko. Diese Felder erfordern kreative Problemlösungen und menschliches Urteilsvermögen, das schwer zu automatisieren ist.
Haben Sie Tipps für den Umgang mit Krisen und plötzlichen Einbrüchen in der Karriere?
Groß: Es ist wichtig, finanzielle Rücklagen zu haben und sich kontinuierlich weiterzubilden, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. Auch sollte man sich mental auf unsichere Zeiten vorbereiten und immer einen Plan B haben.
Wie würden Sie heute in die IT quereinsteigen? Zum Beispiel durch Freelancing, Onlinekurse oder Zertifizierungen?
Groß: Ein Quereinstieg über solche Wege ist durchaus sinnvoll. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass nicht alle Zertifizierungen wirklich nützlich sind. Praktische Erfahrungen und tatsächliches Können sind oft wichtiger als formale Nachweise.
Was würden Sie jemandem raten, der heute in die IT einsteigen möchte?
Groß: Ich würde raten, sich ständig weiterzubilden, praktische Erfahrungen zu sammeln und sich mit anderen Fachleuten auszutauschen. Autodidaktisches Lernen und kleine Projekte können helfen, die notwendigen Fähigkeiten zu entwickeln.
Abschließend möchte ich noch drei Tipps geben: Macht euch nicht von einer konkreten Programmiersprache oder Technologie abhängig, außer es handelt sich um weit verbreitete Systeme wie SAP. Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und sich ständig neuen Herausforderungen anzupassen.
Investiert viel in eure Weiterbildung und versucht, euch mehrere Standbeine aufzubauen. Kontinuierliches Lernen ist entscheidend, um in der IT-Branche erfolgreich zu bleiben.
Und: Als Freiberufler sollte man immer Geld haben, ohne es sofort auszugeben. Wer das nicht kann, sollte kein Freiberufler werden. Es ist auch wichtig, immer in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben, um langfristig abgesichert zu sein. Es gibt Paragrafen, die besagen, dass man in der zweiten Lebenshälfte aus der gesetzlichen Krankenversicherung rausfliegen kann, wenn man in der ersten privat versichert war. Das sollte man unbedingt vermeiden.
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