Job und Geld auf Lebenszeit
Berufsranking, einer Studie des Deutschen Beamtenbund Tarifunion, bestätigen nur 37 Prozent der Bevölkerung der Berufsgruppe Beamte ein gutes Ansehen. Bei den Müllfrauen und -männern sind es 70 Prozent und bei den Spitzenreitern, den Feuerwehrleuten, sogar 93 Prozent.
Dazu kommen die Vorurteile, mit denen das Berufsbeamtentum häufig zu kämpfen hat: dass sie faul hinter ihrem Schreibtisch sitzen, Dienst nach Vorschrift machen und pünktlich in den Feierabend gehen. Offenbar wissen viele nicht, dass Staatsdiener auch engagiert und kompetent sind. Sicher: nicht alle, aber viele - wie in der freien Wirtschaft, wo es auch mehr und weniger fleißige Beschäftigte gibt.
Was ist eigentlich so besonders am Beamtentum?
Immer dann, wenn der Staat eine Dienstleistung für die Bürger im Idealfall dauerhaft, verlässlich und korruptionsfrei anbietet, führen Beamte sie aus. Von dieser Berufsgruppe wird eine besondere Treue zu ihrem Dienstherrn erwartet, so dürfen sie beispielsweise nicht streiken und müssen verfassungstreu zum Staat sein. Deshalb leisten sie einen Eid auf das Grundgesetz.
"Die Gegenleistung für diese Treue ist eine lebenslange Versorgung in Form einer Stelle auf Lebenszeit und einer Pension im Ruhestand", sagt Frank Zitka, Geschäftsbereichsleiter Kommunikation beim Beamtenbund und Tarifunion dbb. Die Versorgung bis zum Lebensende ist eine einzigartige Konstellation im Berufsleben.
Dienstherren von Beamten sind Bund, Land, Gemeinden. Voraussetzungen für eine Verbeamtung sind unterschiedliche Schulabschlüsse, das Alter (meist unter 40 Jahren) und der Gesundheitszustand, der durch eine Amtsärztin oder einen Amtsarzt festgestellt wird. Außerdem der genannte Eid.
"Weil der Mangel etwa an IT-Fachkräften so groß ist, findet aber fast jede betroffene Dienststelle Mittel und Wege, um auch Bewerber einzustellen, die nicht alle formalen Voraussetzungen mitbringen wie einen Hochschulabschluss", sagt Zitka. Praxiserfahrung kann das ausgleichen. Für ihn ist das ein Beispiel dafür, dass Ämter durchaus flexibel sind.
"ITler werden in nahezu allen Behörden gebraucht"
Zu den großen Arbeitgebern für verbeamtete IT-Fachkräfte beim Bund zählen das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund). Informatiker können auch verbeamtete Professoren an Universitäten (Bund) und Hochschulen (Ländern) werden. Dasselbe gilt für die Bundeswehr und in Unikliniken.
"ITler werden in nahezu allen Behörden gebraucht", sagt Zitka. In den Ländern können sie Beamte bei deren IT-Dienstleistern werden, etwa IT Baden-Württemberg (BITBW), in der Steuerverwaltung oder an den Berufsschulen, wo ein besonderer Mangel an Lehrern für Informatik herrscht.
Beamte zahlen keine Rentenbeiträge
"Bei der Bezahlung lässt sich sagen, dass tendenziell der Bund seine Beamten am besten bezahlt, dann die Länder und zuletzt die Gemeinden", sagt Zitka. Allerdings ist es bei den Ländern so, dass die reichen Bundesländer wie Bayern besser zahlen als die armen, wozu Berlin und die ostdeutschen Bundesländer gehören.
Von ihrer Besoldung bezahlen Beamte Steuern, keine Arbeitslosenversicherung, die Hälfte der Krankenversicherung und keine Rentenbeiträge. "Das Nettogehalt kann bei einem Beamten deshalb höher sein als bei einem vergleichbaren Angestellten, wenn deren Bruttoverdienste gleich hoch sind", sagt Zitka.
Die Pension, wie die Rente für Beamte heißt, liegt meist zwischen 60 und 70 Prozent der letzten Besoldung, sagt Zitka. Laut dem aktuellen Versorgungsbericht der Bundesregierung haben Beamte durchschnittlich 3.160 Euro Pension pro Monat. Das ist mehr als doppelt so viel wie Rentner aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen. Das sind 1.413 Euro nach 35 Beitragsjahren. Lebenslange Arbeitsplatzsicherheit und eine hohe Pension sind zwei gute Gründe, die für ein Beamtenverhältnis sprechen. Dem liegt ein Laufbahnprinzip zugrunde, das vom Bildungsabschluss abhängt.
Im einfachen (Hauptschule) und mittleren Dienst (Realschule) schwindet die Anzahl der Beamten, das gleichen gehobener und höherer Dienst aus. Der gehobene Dienst setzt einen Bachelor-, der höhere Dienst einem Master-Abschluss voraus.
Einer der großen Arbeitgeber auf Bundesebene für IT-Fachkräfte im Beamtenstatus ist das ITZBund. Das ist der zentrale IT-Dienstleister der Bundesverwaltung. Von den rund 3.800 Beschäftigten sind knapp die Hälfte Beamte.
Manche wollen den Eid nicht leisten
Es hätten zwar fast alle das Recht, verbeamtet zu werden, doch nicht alle wollten das Private mit dem Beruf verwoben haben und einen Eid auf den Staat leisten, sagt Wolfgang Cremer, kaufmännischer Vizedirektor vom ITZBund. Ausgenommen von der Möglichkeit zur Verbeamtung sind befristet Beschäftigte.
Wer eine Ausbildung oder ein duales Studium bei ITZBund macht, ist Beamter auf Widerruf, anschließend Beamter auf Probe. Externe können nach einer halbjährigen Probezeit verbeamtet werden. Der typische Beamte in der Behörde ist im gehobenen Dienst, 75 Prozent dieser weitaus größten Beschäftigtengruppe kommen von extern.
Einstiegsgehalt im gehobenen Dienst: fast 3.000 Euro
"Die Bewerber sagen, dass sie einen Beitrag für die Gesellschaft leisten wollen, damit die sich weiterentwickelt", sagt Cremer. Sie wollen nicht nur private Gewinnmaximierungen, sondern mitgestalten. Anderen sei die Work-Life-Balance wichtig. Damit kann das Amt bei der Gewinnung neuer Arbeitskräfte punkten, etwa durch regelmäßige Arbeitszeiten und mit Teilzeitstellen.
Im gehobenen Dienst beträgt das Einstiegsgehalt in der Besoldungsgruppe A9 2.932 Euro brutto. Es steigt in acht Jahresstufen bis maximal 23 Jahre Dienstzugehörigkeit an. "Dann liegt die Besoldung bei 3.799 Euro - allein, weil man so lange da war",sagt Cremer.
Fast alle steigen aber während dieser Zeit auch fachlich auf und kommen so in eine höhere Besoldungsklasse. Für den gehobenen Dienst ist A9 die Eingangsstufe und A13 die Endstufe. Das Beispiel von oben auf A13 angewandt bedeutet, dass die Besoldung bis auf 5.799 Euro steigt.
So viel können Beamte beim Bund mit Bachelor verdienen. Viel weniger als in der freien Wirtschaft ist das nicht. Dafür spricht, dass das ITZBund zum Jahresbeginn 500 Planstellen hatte und schon mehr als 300 davon inzwischen besetzt sind.
Etwa zehn Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst arbeiten bei Bundesbehörden, ein Drittel in Kommunen, das sind etwa Stadt- und Gemeindeverwaltungen und rund die Hälfte bei den Ländern. Die IT Baden-Württemberg BITBW ist der zentrale Dienstleister für die Informationstechnologie in der Landesverwaltung und ebenfalls ein möglicher Arbeitgeber für IT-Fachkräfte im öffentlichen Dienst, allerdings mit begrenzten Möglichkeiten auf Verbeamtung.
Von den rund 660 Mitarbeitenden sind etwa 100 Beamte im mittleren, gehobenen und höheren Dienst. "Als öffentlicher Arbeitgeber sind wir an den Haushalts- und Stellenplan des Landes gebunden, der mehr Angestelltenstellen ausweist und daher die Zahl der Beamtinnen und Beamten grundsätzlich limitiert", sagt Katharina Tiefenbach, Leiterin der Verwaltung. Sofern die rechtlichen und persönlichen Voraussetzungen erfüllt sind, ermöglicht die BITBW interessierten Beschäftigten die Verbeamtung.
Ein Master-Abschluss lohnt sich deutlich
Das BITBW bietet mit dem gehobenen und höheren informationstechnischen Dienst Qualifizierungen für eine Verbeamtung an. Voraussetzungen sind für den gehobenen Dienst ein Bachelor-Abschluss plus ein zwölfmonatiges Trainee-Programm. Für den höheren Dienst ist ein Master-Abschluss und eine fünfzehnmonatige Zusatzausbildung notwendig. Andere Bundesländer arbeiten an ähnlichen Modellen.
Im Gegensatz zu Beamten, die den üblichen Vorbereitungsdienst durchlaufen haben, starten die Beamten des gehobenen informationstechnischen Diensts in der Besoldungsgruppe A10 und damit eine Gruppe über den anderen. Das sind in der Eingangsstufe 3.058 Euro und damit rund 200 Euro mehr. Im höheren informationstechnischen Dienst beträgt die Eingangsbesoldung 4.587 Euro.
In diesem besonderen Fall lohnt sich ein Master-Abschluss deutlich.
aktualisiert am 29.4.2024