Künstliche Intelligenz made in Germany: So sichert die Schwarz Gruppe digitale Souveränität

Schwarz Digits verantwortet die digitale Infrastruktur der Unternehmen der Schwarz Gruppe – darunter Lidl, Kaufland und STACKIT. Im Interview sprechen die beiden Co-CEOs Christian Müller und Rolf Schumann über digitale Souveränität, praxisnahe KI-Anwendungen und die strategische Bedeutung von Technologie.
Als IT- und Digitalsparte der Schwarz Gruppe vereint Schwarz Digits über 7.500 Mitarbeitende in Marken wie Schwarz IT, STACKIT, Lidl e-commerce und XM Cyber. Die Einheit entwickelt IT-Infrastruktur, Cloudlösungen, Sicherheitsplattformen und KI-gestützte Anwendungen – für den Handel ebenso wie für öffentliche Institutionen. Im Zentrum steht dabei das Ziel, digitale Unabhängigkeit durch technologische Souveränität zu stärken.
Mit STACKIT betreibt Schwarz Digits eine eigene DSGVO-konforme Cloud-Infrastruktur, auf der etwa unternehmensinterne KI-Systeme wie AuditGPT trainiert werden. Gemeinsam mit Partnern wie der Deutschen Bahn entstehen dabei Lösungen, die weit über interne Optimierung hinausreichen. Im Interview erläutern die beiden Co-CEOs Christian Müller und Rolf Schumann, wie Schwarz Digits die Chancen von KI in Wirtschaft und Verwaltung nutzt – und warum Sicherheit, Skalierbarkeit und ethische Verantwortung dabei untrennbar verbunden sind.
Wer sich für technologische Innovation in Familienunternehmen interessiert, kann die Kolleg:innen von Christian Müller und Rolf Schumann sowie weitere Unternehmensvertreter:innen beim Karrieretag Familienunternehmen am 6. Juni 2025 persönlich treffen. Bewerbungsschluss ist der 12. Mai 2025.
Wie weit hat KI in der Schwarz Gruppe schon Einzug gehalten?
Müller: Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist bei den Unternehmen der Schwarz Gruppe nichts Neues. Bei Schwarz Digits setzen wir KI bereits an vielen Stellen ein. Wir nutzen KI beispielsweise zur Optimierung von Lieferketten, für automatisierte Produktbeschreibungen und zur Entlastung unserer Verwaltungskollegen. Dabei ist essenziell, dass wir unsere Daten sicher und datenschutzkonform speichern, verwalten und verarbeiten. Deshalb haben wir die eigene Cloud STACKIT entwickelt, die wir auch anderen Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Hand anbieten. Die Rechenzentren stehen in Deutschland, die Daten verlassen den europäischen Rechtsraum nicht für einen Moment.

Moderne Infrastruktur für digitale Innovationen.
Welche Aufgabe kommt dabei Schwarz Digits zu?
Müller: Schwarz Digits ist die IT- und Digitalsparte der Schwarz Gruppe. Wir bieten überzeugende digitale Produkte und Services an, die den hohen deutschen Datenschutzstandards entsprechen. Mit dem Anspruch größtmöglicher digitaler Souveränität stellt Schwarz Digits die IT-Infrastruktur und Lösungen für das umfangreiche Ökosystem der Unternehmen der Schwarz Gruppe bereit und entwickelt dieses zukunftsfähig weiter.
Schumann: Darüber hinaus schafft Schwarz Digits optimale Bedingungen für die Entwicklung richtungsweisender Innovationen für Endkunden, Unternehmen und Organisationen der öffentlichen Hand. KI ist dabei ein Bereich unter mehreren.
Wie treiben Sie KI voran und welche Rolle spielen dabei Kooperationen und Beteiligungen?
Müller: Lassen Sie mich hier auf unser Projekt eingehen, das wir auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung im Oktober 2024 in Frankfurt vorgestellt haben. Gemeinsam mit der Deutsche Bahn AG haben wir dort die Gründung der Plattform DataHub Europe bekanntgegeben. Die Plattform führt Daten aus Industrie und Medien zusammen, bereitet sie auf und kuratiert sie. Diese hochqualitativen Daten werden Industriepartnern bereitgestellt, um KI-Modelle in einer sicheren Infrastruktur zu trainieren. Ziel ist es, unternehmensspezifische KI-Lösungen schnell, sicher und nutzenstiftend als echte Werkzeuge in vielfältigen Geschäftsanwendungen einzubringen. Ein Anwendungsbereich ist beispielsweise die Erstellung von Revisionsberichten, das sogenannte AuditGPT. Im Rahmen einer Revision wird geprüft und überwacht, ob alle Abläufe, Vorschriften und Richtlinien in einem Unternehmen eingehalten werden. Die Ergebnisse werden in einem vertraulichen Bericht zusammengefasst. Das sind hochsensible Daten, die zeigen, ob sich ein Unternehmen regelkonform verhält oder wo intern nachgearbeitet werden muss. AuditGPT erleichtert die Revisionsarbeit und standardisiert die Erstellung von Prüfberichten über verschiedene Fachbereiche hinweg. Damit können Mitarbeitende der Revision künftig ihre Revisionsarbeiten effizienter, systematischer und schneller durchführen. Mitarbeitende werden entlastet und die Effizienz in einem sicheren, datenschutzkonformen Umfeld wird gesteigert. Pilotiert worden ist AuditGTP bei uns und bei der Deutschen Bahn.
Wie begegnen Sie den Gefahren, die von KI verursacht beziehungsweise vergrößert werden, etwa Cyberkriminalität?
Schumann: Bedrohungen im digitalen Raum unterliegen ständigen Veränderungen, was Cybersicherheit zu einer komplexen, aber unverzichtbaren Herausforderung macht. Politik und Wirtschaft sind gefordert, dieser Realität Rechnung zu tragen und sowohl Sicherheits- als auch Digitalisierungsstrategien zu entwickeln, um im digitalen Zeitalter souverän handeln zu können.

Technologie für datenschutzkonforme Lösungen.
Andersherum: Welche Chancen sehen Sie im Einsatz von KI – in der Wirtschaft oder auch in der Verwaltung?
Schumann: Künstliche Intelligenz hat erhebliches Potenzial, zur Verbesserung des menschlichen Lebens und der globalen Wirtschaft beizutragen. Es ist aber entscheidend, die damit verbundenen Risiken sorgfältig zu managen und ethische Richtlinien zu entwickeln, um sicherzustellen, dass KI zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt wird.
Wie wird sich KI auf die Arbeitswelt auswirken, in Ihrer Gruppe, aber auch grundsätzlich?
Schumann: Technologische Innovationen entstehen und lassen sich nicht aufhalten. Ihre Entstehung ist jedoch kein Selbstläufer, sondern eröffnet die Möglichkeit, sie selbst mitzugestalten. Wir sehen uns als aktiven Gestalter der digitalen Zukunft. Dazu ist es erforderlich, genau zu bestimmen, an welchen Hebeln wir ansetzen und wie wir den Umgang mit Schlüsseltechnologien, wozu Künstliche Intelligenz zweifelsfrei gehört, gestalten wollen. Strategische Investitionen in Technologien sind unerlässlich, um den notwendigen Gestaltungsspielraum zu erhalten.
Das Interview wurde ursprünglich auf karriere-familienunternehmen.de veröffentlicht.
Interview: Bärbel Brockmann
In dieser Reihe haben wir die selbstgewählten Personenbezeichnungen der Interviewpartner beibehalten. Dadurch entstehen Unterschiede in der Genderschreibweise.
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