Der Job-Scam-Tsunami: So fluten Betrüger 2025 den Arbeitsmarkt

Ein Betrugsopfer und ein Betrüger sitzen jeweils vor einem Computer.

Automatisierte Systeme und Deepfakes machen betrügerische Jobangebote gefährlicher als je zuvor. Der digitale Arbeitsmarkt wird zum Spielfeld internationaler Krimineller.

Zwischen Mai und Juli 2025 stiegen Betrugsfälle mit gefälschten Jobangeboten weltweit um über 1.000 Prozent – ein Trend, der auch Deutschland erfasst hat.

Kriminelle nutzen Messenger-Dienste, Deepfakes und automatisierte Systeme, um Bewerber in Vorauszahlungen oder Datendiebstahl zu locken.

Betroffen sind vor allem junge Menschen und Arbeitssuchende – Zielgruppen mit hoher Online-Aktivität und begrenzter Schutzkenntnis.

Die nächste Welle von Job-Scams dürfte noch raffinierter werden: synthetische Identitäten, gefälschte HR-Profile und Deepfake-Interviews erschweren die Erkennung weiter.

Der Cybercrime-Trend hört nicht auf: Zwischen Mai und Juli 2025 explodierten die Beschwerden über betrügerische Jobangebote in den USA um über 1.000 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung vom US-Sicherheitsdienstleiser McAfee. Was in den Vereinigten Staaten begann, hat längst Deutschland und Europa erreicht, mit identischen Mustern und ähnlich dramatischen Anstiegen.


Die Masche ist überraschend simpel. Betrüger kontaktieren potenzielle Opfer per Whatsapp, Telegram, SMS oder sogar telefonisch und bieten ihnen vermeintlich lukrative Jobs an. Die Aufgaben klingen verlockend einfach: Produkte bewerten, Likes vergeben, Social-Media-Posts teilen. Der Haken dabei: Wer Geld verdienen will, muss erst selbst zahlen. Zum Beispiel für Software, Schulungen oder angebliche Sicherheitskautionen.

Deutschland meldet identische Entwicklung

Auch hierzulande sprechen Verbraucherschützer von einer "verheerenden Flutwelle". Der Anstieg zwischen Mai und Ende Juli 2025 liegt bei über 1.000 Prozent – praktisch deckungsgleich mit den US-Daten. Allerdings veröffentlichen deutsche Behörden kaum absolute Fallzahlen, die verfügbaren Statistiken beschränken sich auf Prozentangaben.


Ein Beispiel des Europäischen Verbraucherzentrums zeigt die Dimension: Ein Opfer überwies 10.000 Euro für einen vermeintlichen Online-Job. Das angezeigte Guthaben stieg auf 17.000 Euro. Doch vor der Auszahlung forderten die Betrüger eine zusätzliche "Kaution" von 8.600 Euro. Das Geld war weg, der Job existierte nie.


Die PwC-Studie 2025 ergänzt das Bild. Jede dritte erwachsene Person in Deutschland wurde bereits Opfer eines Betrugs oder Betrugsversuchs bei Onlinezahlungen. Besonders jüngere Nutzer sind gefährdet. Laut McAfee waren 59 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in der DACH-Region entweder selbst betroffen oder kennen Betroffene aus ihrem Umfeld.

Professionelle Strukturen hinter den Maschen

Die Betrüger agieren international und hochorganisiert. Sie nutzen Kleinanzeigenportale, erstellen gefälschte Webseiten und geben sich als etablierte Unternehmen aus. Die Kommunikation läuft über Messenger-Dienste, was Rückverfolgung erschwert und Opfern die Illusion privater, exklusiver Jobangebote vermittelt.


Besonders perfide: Die Täter sprechen gezielt vulnerable Gruppen an. Arbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund oder Personen in finanzieller Not sind überproportional betroffen. Begrenzte Deutschkenntnisse machen es zusätzlich schwer, Warnsignale zu erkennen.


Die Bundesagentur für Arbeit meldete für 2025 mehrere Hundert eingeleitete Verfahren wegen bandenmäßigen Bürgergeldbetrugs im Arbeitsumfeld. Zwar handelt es sich dabei nicht um klassische Online-Job-Scams, die Zahlen verdeutlichen aber das Ausmaß krimineller Aktivitäten rund um Arbeitsvermittlung.

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Technologie als Beschleuniger

Künstliche Intelligenz und Deepfakes verschärfen die Situation. Betrüger setzen zunehmend auf automatisierte Systeme, die personalisierte Nachrichten in großer Zahl versenden können. Die Professionalisierung zeigt sich auch in der Entstehung von Fraud-as-a-Service, wobei kriminelle Dienstleister komplette Betrugsinfrastrukturen anbieten, die auch technisch wenig versierte Täter nutzen können.


Zwischen 2022 und 2023 stiegen Betrugsversuche per SMS oder Messenger um über 24 Prozent, Phishing insgesamt um mehr als 13 Prozent. Der Trend hat sich 2025 nochmals beschleunigt.

Warnsignale erkennen

Seriöse Arbeitgeber verlangen niemals Vorauszahlungen für Jobvermittlung, Schulungen oder Equipment. Wer per SMS, Whatsapp oder Telegram ein Jobangebot erhält und Geld überweisen soll, muss präventiv von Betrug ausgehen. Weitere Alarmzeichen sind fehlende Angaben im Impressum, unprofessionelle Kommunikation mit Rechtschreibfehlern und unrealistisch hohe Verdienstversprechen für einfache Tätigkeiten.


Die Verbraucherzentralen und das Europäische Verbraucherzentrum bieten detaillierte Informationen und Checklisten. Die EU verschärft parallel die Regulatorik: Finanzdienstleister müssen verstärkt in Echtzeit-Erkennung investieren und Verdachtsfälle melden.


33 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ändern laut PwC-Studie nie ihr Passwort, was ein zusätzliches Sicherheitsrisiko ist, das Betrügern den Zugang zu weiteren Accounts erleichtert. Verbraucher erwarten zunehmend, dass Banken und Zahlungsdienstleister aktiv eingreifen und verdächtige Transaktionen blockieren.


Der Job-Scam-Tsunami trifft auf einen Arbeitsmarkt, der ohnehin unter Druck steht. Die Kombination aus wirtschaftlicher Unsicherheit, technologischer Beschleunigung und professionellen Betrügerstrukturen schafft ein Umfeld, in dem Opferzahlen weiter steigen dürften. Aufklärung und technische Schutzmaßnahmen bleiben vorerst die einzigen wirksamen Gegenstrategien.

Wohin sich Job-Scams künftig entwickeln könnten

Die nächste Betrugswelle dürfte noch schwerer zu erkennen sein. Mit generativer KI und synthetischen Identitäten lassen sich nicht nur Texte, sondern auch ganze Bewerbungsprozesse fälschen – inklusive gefälschter Videointerviews mit täuschend echten HR-Personas. Schon heute experimentieren Betrüger mit Deepfake-Stimmen und -Gesichtern, um Vorstellungsgespräche oder Job-Onboardings glaubwürdig zu simulieren.


Auch Plattformen für Freelancing und Remote-Arbeit geraten zunehmend ins Visier. Angriffe könnten sich künftig darauf konzentrieren, gefälschte  Auftragsgeberprofile zu nutzen, um Bewerber in Zahlungen für „Projektlizenzen“ oder „Sicherheitszertifikate“ zu locken. Parallel wächst die Gefahr sogenannter Credential Scams: Dabei werden echte Bewerbungsplattformen oder HR-Portale imitiert, um sensible Daten wie Ausweise, Steuerinformationen oder Bankverbindungen abzugreifen.


Langfristig droht eine Verwischung der Grenzen zwischen legitimen digitalen Bewerbungsprozessen und automatisierten Betrugsmechanismen. Umso wichtiger werden technische und organisatorische Schutzmaßnahmen, etwa digitale Signaturen, sichere Identitätsprüfung bei Jobportalen und verpflichtende Verifizierungen von Arbeitgebern. Auf individueller Ebene gilt: keine Zahlungen im Bewerbungsprozess, keine Weitergabe sensibler Daten außerhalb offizieller Unternehmenskanäle und Vorsicht bei jedem „zu guten“ Angebot, das über Messenger statt über seriöse Plattformen erfolgt.


Bild: Freepik.com

Frequently Asked Questions (FAQ):

Was sind Job-Scams?

Job-Scams sind betrügerische Stellenangebote, bei denen Opfer zur Zahlung von Gebühren, Kautionen oder Softwarekosten verleitet werden – angeblich für Einstiegsjobs, Schulungen oder „Sicherheitsüberprüfungen“.

Wie verbreitet sind solche Betrugsfälle 2025?

Laut McAfee- und PwC-Studien hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle in den USA und Europa innerhalb weniger Monate verzehnfacht. Auch deutsche Verbraucherzentralen sprechen von einer „Flutwelle“ an Beschwerden.

Wie gehen die Täter vor?

Die Kontaktaufnahme erfolgt meist über WhatsApp, Telegram oder SMS. Die Kommunikation wirkt persönlich, die Webseiten professionell gefälscht. Häufig werden bekannte Firmennamen und Logos imitiert.

Welche Warnzeichen deuten auf Betrug hin?

  • Jobangebote über Messenger statt über offizielle Kanäle

  • Vorauszahlungen für Equipment, Zertifikate oder Software

  • unrealistisch hohe Verdienstversprechen

  • fehlerhafte Sprache, fehlendes Impressum oder Domain-Abweichungen

Wie kann man sich schützen?

  • Keine Zahlungen im Bewerbungsprozess leisten

  • E-Mail-Domains und Impressum prüfen

  • Passwörter regelmäßig ändern und Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren

  • Nur über offizielle Jobportale oder Karriereseiten kommunizieren

Welche Rolle spielt KI bei neuen Betrugswellen?

Generative KI und Deepfakes ermöglichen täuschend echte Stellenanzeigen, HR-Gespräche und Video-Interviews. Kriminelle können damit glaubwürdige Identitäten erzeugen und Bewerber in Echtzeit täuschen.

Was sollten Jobportale und Unternehmen tun?

Plattformen müssen Arbeitgeber verifizieren, digitale Signaturen einsetzen und verdächtige Aktivitäten automatisiert erkennen. Transparente Sicherheitsstandards sind künftig entscheidend, um Vertrauen zu erhalten.

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