Zur Eigenkündigung genötigt – so geht ihr mit Quiet Firing um

Zur Eigenkündigung genötigt – so geht ihr mit Quiet Firing um

Quiet Firing ist eine Managementtaktik, bei der Beschäftigte indirekt zum Verlassen des Unternehmens bewegt werden. Welche Anzeichen und Handlungsmöglichkeiten gibt es für Betroffene und welche Gegenstrategien für Unternehmen?

Das Phänomen, bei dem Angestellte nur noch die absoluten Grundanforderungen ihrer Rolle erfüllen, ohne sich darüber hinaus zu engagieren, hat spätestens seit 2022 einen Namen: Quiet Quitting. Dieser Arbeitstrend, der als stille Reaktion auf mangelnde Anerkennung oder Aufstiegschancen zu verstehen ist, hat durch die Diskussionen um Arbeitskultur und Work-Life-Balance seit der Pandemie an Bedeutung gewonnen. 

Das Kontrastprogramm hat seit kurzer Zeit auch einen Namen: Quiet Firing. Hier versuchen Arbeitgeber, Beschäftigte indirekt zum Verlassen des Unternehmens zu bewegen. Anstatt formale Kündigungsverfahren einzuleiten, verschlechtern sie die Arbeitsbedingungen oder entziehen den Beschäftigten wichtige Ressourcen und Unterstützung. Während Quiet Quitting individuelle Reaktionen auf Unzufriedenheit am Arbeitsplatz widerspiegelt, stellt Quiet Firing ein eher systemisches Problem dar, das durch eine gewisse Unternehmenskultur verursacht wird. 

Was ist Quiet Firing und wie wird es allgemein wahrgenommen? 

Quiet Firing beschreibt eine Managementpraxis, bei der Arbeitgeber bewusst ungünstige Arbeitsbedingungen schaffen oder notwendige Unterstützung und Anerkennung vorenthalten, um Beschäftigte indirekt zum Verlassen des Unternehmens zu bewegen. Diese Methode, die direkte Kündigungsgespräche vermeidet, wird oft als subtile Form der Manipulation angesehen. Typische Strategien sind das Hinauszögern von Beförderungen, das Isolieren von Mitarbeitern durch Ausschluss von wichtigen Kommunikationsprozessen oder das Übertragen unrealistischer Arbeitsanforderungen. 

Die Taktik wird oft unterschwellig und ohne direkte feindselige Handlungen angewandt, indem sinnlose Aufgaben zugewiesen oder unbegründete Kritik geübt werden, was selten die Grenze zum offensichtlichen Mobbing überschreitet. Diese Praktiken führen nicht nur zu einer Verschlechterung der Unternehmenskultur, sondern können auch das Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erheblich untergraben.

Welche Anzeichen gibt es dafür, dass Quiet Firing am Arbeitsplatz stattfindet?  

Quiet Firing zu erkennen, kann eine Herausforderung sein, da die Signale oft subtil und graduell sind. Zu den deutlichsten Anzeichen gehören: 

  1. Ausschluss von der Kommunikation: der plötzliche Ausschluss von wichtigen E-Mails oder Besprechungen, Veranstaltungen oder sozialen Zusammenkünften des Teams oder des Unternehmens 
  2. Änderung der Aufgabenverteilung: Entzug von Verantwortung oder Übertragung von Aufgaben, die unangemessen schwierig oder unerwünscht sind 
  3. Mangelnde Unterstützung und Ressourcen: die Vorenthaltung von notwendigen Ressourcen oder der Unterstützung durch Vorgesetzte 
  4. Stagnation der beruflichen Entwicklung: plötzliche Stagnation der Beförderung oder des beruflichen Aufstiegs ohne nachvollziehbare Erklärung 
  5. Ausbleibende Gehaltserhöhungen: keine Gehaltserhöhung nach ein bis zwei Jahren trotz erfüllter Leistungserwartungen 
  6. Mangel an aussagekräftigem Feedback: kein aussagekräftiges oder konstruktives Feedback durch Vorgesetzte 
  7. Vermeidung durch die Führungskraft: Die direkte Führungskraft vermeidet jede Form von Engagement oder direkter Kommunikation. 
  8. Herausforderung in Besprechungen: häufiges Hervorheben oder Erwarten von Antworten auf schwierige Fragen in Team- oder Unternehmensbesprechungen 
  9. Missachtung von Ideen: Vorschläge und Ideen werden regelmäßig ignoriert oder nicht weiterverfolgt. 
  10. Mangel an Herausforderungen und Möglichkeiten: keine neuen Projekte oder zusätzliche Aufgaben, die zur beruflichen Entwicklung beitragen könnten.

Diese subtilen, aber schädlichen Praktiken verschlechtern nicht nur die Arbeitsmoral, sondern haben auch greifbarere negative Auswirkungen sowohl auf den Einzelnen als auch auf das Unternehmen als Ganzes. 

Welche Auswirkungen hat Quiet Firing auf die Belegschaft und das Unternehmen?

Die Auswirkungen von Quiet Firing sind vielfältig und reichen von persönlichen bis zu organisatorischen Konsequenzen. Auf der individuellen Ebene können betroffene Angestellte Demotivation, Stress und eine verringerte Arbeitszufriedenheit erleben. Dies kann zu einer geringeren Produktivität führen und im schlimmsten Fall gesundheitliche Probleme wie Burnout oder Depressionen verursachen. 

Für das Unternehmen können die langfristigen Auswirkungen gravierend sein: 

  • Schlechte Arbeitsmoral: Quiet Firing kann das Arbeitsklima vergiften und zu einer allgemein schlechten Moral führen, was sich negativ auf die Motivation und das Engagement der gesamten Belegschaft auswirkt. 
  • Erhöhte Fluktuation: Die Unzufriedenheit kann zu einer höheren Mitarbeiterfluktuation führen, was wiederum die Stabilität und das Wissen im Unternehmen beeinträchtigt. 
  • Reputationsschäden: Wenn bekannt wird, dass ein Unternehmen regelmäßig Quiet Firing praktiziert, kann dies zu einem schlechten Ruf führen, der die Rekrutierung neuer Talente erschwert. 

Auch wenn die Auswirkungen von Quiet Firing entmutigend sein können, sind Arbeitnehmer nicht machtlos. Hier sind einige Schritte, die man unternehmen kann, um wieder selbstbestimmt im beruflichen Umfeld agieren zu können. 

Welche Handlungsmöglichkeiten haben Beschäftigte, wenn sie sich in einer Quiet-Firing-Situation befinden? 

Für Mitarbeiter, die vermuten, dass sie von Quiet Firing betroffen sind, gibt es mehrere Schritte, die sie ergreifen können, um ihre Situation zu verbessern und ihre Rechte zu schützen:

  1. Dokumentation sammeln: Es ist wichtig, alle relevanten Informationen und Vorfälle zu dokumentieren. Dazu gehören E-Mails, Meeting-Notizen und jede Form von Kommunikation, die die Veränderungen in den Arbeitsbedingungen belegen kann.
  2. Interne Ressourcen nutzen: Betroffene sollten das Gespräch mit ihrer Personalabteilung oder einer vertrauenswürdigen Managerperson suchen. Es ist möglich, dass HR nicht über die spezifischen Umstände informiert ist und Unterstützung bieten kann, um die Situation zu klären.
  3. Rechtliche Beratung einholen: In Fällen, in denen die internen Wege keine Lösung bieten, kann es sinnvoll sein, rechtlichen Rat einzuholen. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann beraten, ob die Möglichkeit einer konstruktiven Entlassung besteht und welche rechtlichen Schritte eingeleitet werden können.
  4. Externe Unterstützung suchen: Organisationen wie Gewerkschaften oder berufliche Verbände können ebenfalls Unterstützung und Beratung bieten. Sie verfügen oft über die notwendigen Ressourcen und das Fachwissen, um Angestellten in komplexen Arbeitssituationen beizustehen.
  5. Über professionelle Netzwerke kommunizieren: Der Austausch mit Kollegen in ähnlichen Situationen über professionelle Netzwerke kann zusätzliche Einblicke und Unterstützung bieten. Manchmal kann das Teilen von Erfahrungen mit anderen helfen, die eigenen Rechte besser zu verstehen und durchzusetzen.

So wie die Arbeitnehmer Strategien haben, um dem Phänomen entgegenzuwirken, müssen auch die Arbeitgeber proaktive Maßnahmen ergreifen, um einen unterstützenden und transparenten Arbeitsplatz zu schaffen.

Wie können Unternehmen konstruktives Feedback und eine positive Arbeitskultur fördern, um Quiet Firing entgegenzuwirken?

Unternehmen haben die Verantwortung, eine transparente und faire Arbeitsumgebung zu schaffen, die Quiet Firing unnötig macht. Hier sind einige Strategien, die sie implementieren können:

  1. Regelmäßiges, konstruktives Feedback: Eine Kultur des offenen Feedbacks hilft, Missverständnisse und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz zu vermeiden. Regelmäßige Bewertungen und Feedback-Gespräche sind essenziell, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen und verstehen, wie ihre Leistung wahrgenommen wird.
  2. Klare Kommunikationskanäle etablieren: Transparente Kommunikationswege zwischen Management und Mitarbeitern können dazu beitragen, das Vertrauen zu stärken und eine inklusive Arbeitskultur zu fördern.
  3. Professionelle Entwicklungsmöglichkeiten bieten: Investitionen in die berufliche Entwicklung der Mitarbeiter zeigen, dass das Unternehmen an deren Fortschritt interessiert ist. Dies kann durch Schulungen, Workshops oder Förderprogramme geschehen.
  4. Fairness und Gleichberechtigung fördern: Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu gewährleisten und sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter fair behandelt werden, verhindert Gefühle der Benachteiligung und Frustration.
  5. Gesundheitsförderung und Wohlbefinden unterstützen: Programme, die das physische und psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter unterstützen, tragen zu einer positiven Arbeitsatmosphäre bei und reduzieren Stress und Burnout.

Regelmäßiges Feedback ist der Schlüssel zur Vermeidung von unfairen Managementtaktiken. Gallup-Umfragen zeigen, dass eine Verdoppelung der Feedback-Gespräche, in denen Fortschritte besprochen werden, die Produktivität um 10 Prozent steigern und den Absentismus um 28 Prozent senken kann. Ebenso sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter sich anderweitig umsehen, um 50 Prozent, wenn sie wöchentlich sinnvolles Feedback erhalten.

Klare Kommunikation ist ebenfalls entscheidend. Effektive Kommunikationswege tragen dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und eine faire Arbeitsumgebung zu fördern. Nur 22 Prozent der Mitarbeiter geben an, dass ihre Manager effektiv dabei helfen, Arbeitsprioritäten zu klären, während fast doppelt so viele Manager glauben, dies zu tun.

Die berufliche Entwicklung der Mitarbeiter zu fördern ist eine weitere wichtige Maßnahme. Gallups Daten zeigen, dass nur 37 Prozent der Manager sich stark für die Entwicklung ihrer Mitarbeiter einsetzen. Dabei stärken individuelle Entwicklungspläne das Gefühl der Wertschätzung und Motivation. Letztlich ist die kommunikative Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden essenziell. Regelmäßige Gespräche über das Wohlbefinden und die beruflichen Ziele der Mitarbeiter schaffen ein unterstützendes Umfeld, das Stress und Burnout reduziert.

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können Arbeitgeber nicht nur Quiet Firing verhindern, sondern auch eine motivierende und zufriedenstellende Arbeitsumgebung schaffen. 

 

Bild: Pexels.com 

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