Vier-Tage-Woche: 24 Prozent mehr Produktivität und halbierte Burnout-Rate
Weniger Arbeitstage können die Leistung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter deutlich verbessern, so die Ergebnisse eines US-Unternehmens ein Jahr nach Einführung des Arbeitszeitmodells.
Am 5. Februar startete in Deutschland ein ambitioniertes Pilotprojekt zur Erprobung der Vier-Tage-Woche, an dem sich 45 Unternehmen verschiedenster Branchen beteiligen. Die Auswertung des wissenschaftlich begleiteten Projektes könnte die Wahrnehmung gegenüber diesem alternativen Arbeitszeitmodell positiv beeinflussen und Zweiflern Gegenargumente liefern, wie es ein vorangegangenes britisches Projekt tun konnte.
Ein weiteres Erfolgsbeispiel für die potenzielle Effektivität dieses Arbeitsmodells kommt aus den USA. Seit Mai 2023 praktiziert Exos, ein globaler Anbieter von Leistungscoaching mit mehr als 3.500 Angestellten, die Vier-Tage-Woche und verzeichnet dabei beachtliche Erfolge, wie Fortune berichtet. Laut Greg Hill, dem Chief People Officer von Exos, führte die Umstellung zu einer Produktivitätssteigerung von 24 Prozent und einem Rückgang der Burn-out-Rate um nahezu die Hälfte (von 70 Prozent auf 36). „Wir sahen uns nach der Pandemie mit großen Herausforderungen konfrontiert und erkannten, dass ein Wandel notwendig war“, so Hill.
You Do You
Das Modell „You Do You Fridays“ (frei übersetzt: Mach-dein-Ding-Freitage) gibt den Mitarbeitern die Freiheit, ihren zusätzlichen freien Tag ganz nach persönlichen Vorlieben zu gestalten, was dem Unternehmen zufolge maßgeblich zur Verbesserung der Arbeitsmoral beigetragen hat. Wie bei dem britischen Projekt ist die positive Resonanz auch in den Unternehmenskennzahlen sichtbar: Die Fluktuationsrate der Mitarbeiter sank von 47 Prozent im Jahr 2022 auf 29 Prozent Ende 2023.
Doch nicht nur auf die Mitarbeiterzufriedenheit wirkt sich die Vier-Tage-Woche positiv aus. Wie bei anderen Beispielen fördert sie auch eine produktive und engagierte Arbeitsatmosphäre. Bei Exos berichten 91 Prozent der Belegschaft von einer gesteigerten Produktivität, verglichen mit 67 Prozent vor der Umstellung. Auch die Verkaufszahlen bestätigen diesen Trend: Innerhalb der ersten sechs Monate nach Einführung der verkürzten Arbeitswoche stieg die Sales Pipeline um beeindruckende 211 Prozent.
Mehr Daten nötig
Ein weiterer beobachteter Vorteil der Arbeitszeitreduktion scheint die Stärkung des Vertrauens zwischen Mitarbeitern und Unternehmensleitung. „Dieses Gefühl des Vertrauens hat wirklich eine Kultur der Verbundenheit und Loyalität verstärkt“, erläutert Hill. Die Mitarbeiter fühlten sich wertgeschätzt und seien motivierter, was sich auch in einer hohen Kundenzufriedenheit widerspiegele. Trotz der kürzeren Arbeitswoche bleibt der Net Promoter Score (NPS), ein Indikator für Kundentreue, konstant hoch.
Die Anzeichen mehren sich, dass eine Einführung der Vier-Tage-Woche Potenziale in den Bereichen Unternehmensleistung sowie Mitarbeiterzufriedenheit wecken und ganz nebenbei die Forderungen nach flexibleren Arbeitsmodellen befriedigen kann. Das fortlaufende deutsche Pilotprojekt wird weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zutage fördern, die bedeutend für ein umfangreiches Verständnis des Arbeitszeitmodells sein können und eventuell richtungsweisend für die Zukunft der Arbeit.
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