Versechsfachung der Vier-Tage-Woche in deutschen Stellenanzeigen innerhalb von vier Jahren

Versechsfachung der Vier-Tage-Woche in deutschen Stellenanzeigen innerhalb von vier Jahren - Golem Karrierewelt

Eine Datenanalyse bestätigt den Trend: Die Vier-Tage-Woche wird rapide populärer. Diese Branchen sind die Vorreiter. 

In Deutschland hat sich der Trend zu kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten in den letzten Jahren deutlich abgezeichnet. Arbeitgeber reagieren darauf zunehmend: Die Präsenz des Begriffs "Vier-Tage-Woche" in Stellenanzeigen ist sprunghaft angestiegen, besonders in einem Sektor. 

Um im Wettbewerb um Fachkräfte besser bestehen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können, setzen Arbeitgeber zunehmend auf innovative Ansätze der Arbeitszeitgestaltung. Neben klassischen Anreizen wie gesundheitsfördernden Maßnahmen oder Gutscheinsystemen gewinnen flexible Arbeitszeitmodelle an Bedeutung. 

Trotz der zunehmenden Vielfalt an Mitarbeiterleistungen zeigen Umfragen, dass grundlegende Faktoren wie eine faire Entlohnung und flexible Arbeitszeiten für die Mehrheit der Beschäftigten nach wie vor ausschlaggebend für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sind. 

Verfünffachung der vier-Tage-Wochen-anbietenden Unternehmen 

Dies scheint sich nun in der Praxis widerzuspiegeln: Eine Analyse zeigt, dass die Nennung der "Vier-Tage-Woche" in Stellenanzeigen im Vergleich zu 2019 stark zugenommen hat. Während im Jahr 2019 12.911 Anzeigen von 2.301 Unternehmen die Vier-Tage-Woche bewarben, stieg diese Zahl bis September 2023 auf 85.703 Anzeigen von 13.171 Unternehmen. 

Diese Daten stammen aus einer Studie der Berliner Beratungsfirma Index, die exklusiv von WELT veröffentlicht wurde. Für die Untersuchung wurden 200 Printmedien, 275 Online-Medien, das Jobportal der Bundesagentur für Arbeit sowie etwa 650.000 Firmenwebsites analysiert. 

Die meisten Stellenanzeigen, die eine Vier-Tage-Woche anbieten, kommen aus dem Bauwesen und Handwerk (30.303), gefolgt von technischen Berufen (20.503) und dem Tourismus- sowie Gastgewerbesektor (13.971). Weniger Anzeigen gab es in Wissenschaft und Einkauf/Materialwirtschaft. 

Interessant ist der signifikante Anstieg dieser Stellenanzeigen seit 2020, mit Zuwachsraten von 22 Prozent, 66 Prozent und 106 Prozent in den folgenden Jahren. Im Jahr 2023 verzeichnete man bereits einen Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung wünschen sich 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen eine Vier-Tage-Woche, allerdings unter der Bedingung, dass das Gehalt gleich bleibt. Eine Minderheit wäre auch bei Gehaltseinbußen bereit, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. 

Lest auch: Vier-Tage-Woche: Weniger Arbeit, gleicher Lohn 

Deutsches Pilotprojekt in Aussicht 

Ein Pilotprojekt in Großbritannien, das die Einführung einer Vier-Tage-Arbeitswoche bei vollem Gehalt testete, hat beachtliche Ergebnisse erzielt. Rund 60 Unternehmen mit etwa 2.900 Mitarbeitern nahmen teil und erlebten eine Steigerung der Produktivität sowie einen Rückgang von Krankheitsfällen und Kündigungen. 

In Deutschland steht ein ähnliches Experiment bevor. Ein halbes Jahr lang werden 50 Unternehmen aus verschiedenen Branchen die Vier-Tage-Woche testen, wobei die Arbeitszeit von fünf auf vier Tage reduziert wird, ohne das Gehalt zu senken. Die Universität Münster soll dieses Projekt wissenschaftlich begleiten, um detaillierte Erkenntnisse über die Auswirkungen dieser Arbeitszeitverkürzung zu sammeln. 

Parallel dazu setzt sich die deutsche Gewerkschaft IG Metall seit Längerem für eine reduzierte Arbeitswoche ein, insbesondere in der Stahlindustrie. Ihr Vorstoß für eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich könnte ein Präzedenzfall für andere Branchen sein und zeigt das wachsende Interesse an einer Neugestaltung der Arbeitszeiten in Deutschland. 

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall betrachtet die Umsetzung der Vier-Tage-Woche jedoch skeptisch. Er argumentiert, dass eine höhere Produktivität nur durch verdichtete Arbeitszeiten oder die Reduzierung von Leerlaufzeiten erzielt werden kann. 

 

Bild: Pexels.com

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