Funktioniert mein Produkt? Frag deine Anwender!

Funktioniert mein Produkt? Frag deine Anwender! - Golem Karrierewelt

User Experience ist entscheidend für den Erfolg einer Anwendung und steht auf einer Ebene mit der Funktionalität. Wie gutes UX-Testing gelingt, erklärt Consultant Susanne Kreuz in einem Workshop für Golem Karrierewelt.

Es nützt nichts, das beste Produkt zu entwickeln, wenn es am Ende den Anwenderinnen und Anwendern nicht
gefällt. Deshalb sollte man sie rechtzeitig nach ihrem Feedback fragen. UX-Consultant und Coach Susanne Kreuz erklärt im Golem-Karrierewelt-Workshop „UX Workshop - Erfolgreiches Usability Testing für professionelle Anwender“, wie du einen solchen Test entwickelst und optimal durchführen kannst. Und damit die Gebrauchstauglichkeit einer Anwendung nicht nur überprüfst, sondern letztlich auch verbesserst.

Effizienz und Freude bei der Anwendung

„Beim Usability Test wollen wir herausfinden, ob eine Person die Anwendung gut bedienen kann“, erklärt Susanne Kreuz. „Dazu gehört unter anderem, wie effizient sie damit umgeht, und ob sie überhaupt ihre Ziele erreicht. Aber auch, wie viel Frust oder Freude sie dabei hat.“ Die Anwendungwird den Testpersonen zur Verfügung gestellt, sie bekommen eine Aufgabe und dürfen – je nach Ziel des Tests mit mehr oder weniger Anleitung – loslegen.

„Wir messen dann anhand von vorher festgelegten Kriterien beispielsweise, wie lange ein bestimmter Ablauf dauert, ob er abgebrochen wird, wie viele Klicks nötig sind oder ob es Missverständnisse gibt. Wir hören genau zu, was die Person dabei sagt, und beobachten ihre Emotionen wie Lächeln oder Stirnrunzeln. Wenn das Gehörte nicht zu dem passt, was wir wahrnehmen, kann es sein, dass die Testperson unbewusst eine unliebsame Reaktion versteckt, vielleicht möchte sie auch nicht unhöflich sein. Solche Dinge gilt es zu erkennen und richtig einzuordnen.“

Digitale Produkte im Fokus

Der Workshop von Susanne Kreuz richtet sich zum einen an Entwicklungsteams wie Start-ups, die bereits in der Frühphase ein Konzept überprüfen wollen. Aber auch mittelgroße oder internationale Unternehmen, die schon ein Produkt am Markt haben, profitieren von Nutzer-Feedback. Im Fokus stehen digitale Anwendungen: Neben Business-Software kann das eine Website oder eine App sein.

Susanne Kreuz erarbeitet gemeinsam mit den Teilnehmenden das Ziel des Tests, wie eine Sitzung abläuft, wie man die Zielgruppe einer Anwendung definiert und wie geeignete Testpersonen ausgewählt und rekrutiert werden. Schließlich wird ein Test-Team gebildet und gemeinsam ein echtes Produkt live getestet. Dabei übernehmen alle Workshop-Teilnehmenden unterschiedliche Aufgaben: vom Beobachten über die Dokumentation bis zur Moderation. So kann die Gruppe direkt miterleben, wie ein typischer Anwender reagiert, erste Reaktionen diskutier
t und die erarbeitete Teststrategie überprüft werden.

Erfolgsfaktor „offenes Mindset“

Grundsätzlich hält Susanne Kreuz beim Testing ein offenes Mindset für wichtig. „Man sollte nicht voreingenommen sein und sich zu sehr auf bestimmte Ergebnisse fixieren. Es ist schon möglich, dass die eigenen Annahmen eindeutig bestätigt oder verworfen werden. Aber das Interessante und Wichtige ist, dass Dinge auftauchen, an die man vorher vielleicht noch gar nicht gedacht hat.“ Deshalb braucht es eine neutrale und offene Haltung gegenüber neuen Ideen und jeder Testperson – auch, um Letztere nicht unbewusst mit bestimmten Fragestellungen oder Aufgaben in eine Ecke zu drängen.

Produkte noch besser machen

Testing ist auch schon möglich, bevor ein Produkt entwickelt wird – bereits in der Phase der Ideenfindung! „Auch wenn das Produkt physisch noch nicht greifbar ist, kann ich mit speziellen Tools recht schnell einen Prototyp erstellen, der sehr real wirkt. So werden zum Beispiel neue Funktionen einer Software oder Klickstrecken eines Online-Shops interaktiv bedienbar, bevor sie technisch umgesetzt sind – getreu dem Motto: Fake it till you make it.“ Auch wenn erst nur eine Skizze auf Papier existiert, könne man prüfen, ob ein Prozess flüssig abläuft oder ob es irgendwo hakt. „Das kann sehr viel Geld sparen, das man investieren müsste, um eine Entwicklung noch mal umzubauen oder ganz von vorne anzufangen.“

Ein Test kann aber auch
sinnvoll sein, wenn ein Produkt schon lange am Markt ist, der Erfolg jedoch nachlässt – dann kannst du damit den Ursachen auf den Grund gehen. Susanne Kreuz empfiehlt Benutzertests für jede Phase im Produktlebenszyklus: „Anwender-Feedback einzuholen, lohnt sich eigentlich immer“, so die Expertin. „Man lernt nie aus, und gute Testpersonen bringen oft nützliche Vorschläge ein. Dem Anbieter ist ja oft nicht mehr bewusst, wie sein Produkt im Alltag tatsächlich genutzt wird.“ Beim Testen kann man das aus erster Hand erfahren und schnell erkennen, ob das Produkt (noch) zum Anwendungsfall passt – und es umso besser, moderner und intuitiver bedienbar machen.

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