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Die Freelance-Revolution: Ist Freelancing die Zukunft der Arbeit?

Die Freelance-Revolution: Ist Freelancing die Zukunft der Arbeit? - Golem Karrierewelt

Die Arbeitswelt verändert sich zunehmend. Ein Arbeitsmodell wird in der Diskussion um Alternativen zur traditionellen Arbeit besonders hervorgehoben: Freelancing. Warum dieses Modell als die Zukunft der Arbeit gilt und warum immer mehr Menschen auf diesen Zug aufspringen, erfahrt ihr hier. 
 
Quiet Quitting, wachsender Fachkräftemangel, Rufe nach 4-Tage-Woche, Automatisierung von Arbeitsstellen durch KI: Das traditionelle Beschäftigungsverhältnis hat es dieser Tage nicht leicht. Der Diskurs um bessere, alternative Arbeitsmodelle reißt nicht ab. Als Zukunft der Arbeit wird dabei schon seit geraumer Zeit Freelancing und weitergehend die sogenannte Gig Economy gehandelt. 

Freelancer-Paket 
[Was sind überhaupt Freelancer? Am besten lassen sich Freelancer beschreiben als selbstständige Dienstleister, die auf projekt- oder auftragsbezogener Basis arbeiten. Der Begriff hat in Deutschland nämlich keine rechtliche Definition, wird aber oft synonym mit "Freiberufler" oder “freier Mitarbeiter” verwendet.]
 
Steile Prognosen bis 2028 
 
Zunächst ein paar Zahlen: In Deutschland ist das Wachstum der Freiberufler mit einem Anstieg von 6,6 Prozent auf 1,47 Millionen zwischen 2017 und 2022 eher moderat. Im globalen Kontext sieht es anders aus: Der weltweite Freelancing-Markt wird in diesem Jahr voraussichtlich 455 Milliarden US-Dollar erreichen, getragen hauptsächlich von jüngeren Generationen – 70 Prozent der Freelancer sind unter 35 Jahre alt. In den USA haben bereits 53 Prozent der Gen Z und 40 Prozent der Millennials als Freelancer gearbeitet. Generell ist Selbstständigkeit in den Staaten stärker verbreitet als in Deutschland. Es wird erwartet, dass die Zahl der Freelancer von 60 Millionen im Jahr 2022 auf fast 90 Millionen im Jahr 2028 ansteigen wird – das wäre die Hälfte der arbeitenden US-Bevölkerung. 
 
Welche Faktoren sind für diese rasante Entwicklung verantwortlich? Hier sind acht Gründe, weshalb sich Freelancing vermehrt in der Arbeitswelt durchsetzt und als Alternativlösung in einer sich verändernden Arbeitswelt anbietet: 
 
1. Lokale Unabhängigkeit: 
 
Die Möglichkeit, unabhängig von festen Arbeitsplätzen arbeiten zu können, ist ein großes Kriterium für Freelancer. 83 Prozent aller Freelancer weltweit arbeiten von zu Hause aus. Dies ist jedoch nicht nur eine Komfortfrage. Die lokale Unabhängigkeit ermöglicht Menschen in wirtschaftlich schwachen Regionen der Welt, teilzuhaben an den wirtschaftlichen Entwicklungen woanders. Dies einer der Gründe, warum Freelance-Märkte, gemessen an den jährlichen Umsatzsteigerungen, weltweit am stärksten in den aufstrebenden Staaten Philippinen (208 Prozent) und Indien (160) wachsen. 
 
2. Fachkräftemangel: 
 
Das Fehlen von Fachkräften in Deutschland betrifft im besonderen Maße den IT-Bereich: 137.000 IT-Stellen sind hierzulande derzeit unbesetzt. Dieser Umstand zwingt Unternehmen dazu, auf IT-Dienstleister zurückzugreifen. Sie erlauben es Firmen, Experten mit Spezialfertigkeiten für gewisse Aufgaben und Projekte innerhalb bestimmter Rahmen einzusetzen. Kostenmanagement ist ein weiterer Aspekt, der Unternehmen beim temporären Einsatz von Spezialisten zugutekommt. Auf Festangestellte werden Unternehmen wahrscheinlich trotzdem nicht vollkommen verzichten können, da es bei gewissen Abläufen nach firmenspezifischen Kenntnissen verlangt. 
 
3. Automatisierung durch Künstliche Intelligenz: 
 
Inwieweit Aufgabenbereiche, Arbeitsstellen und ganze Berufszweige durch KI beeinflusst werden, wird sich in der kommenden Zeit zeigen. Gewiss ist, dass große Tech-Unternehmen in ihrer strategischen Kommunikation konkreter werden. IBM hat beispielsweise klar ausgedrückt, Jobs in der Verwaltung aufgrund von Automatisierungsplänen nicht mehr neu zu besetzen. Breitflächige Automation von repetitiven Prozessen könnte Festanstellungen zu einem gewissen Grad obsolet machen, vor allem in kognitiven Berufsfeldern — wovon wiederum die Etablierung der auftragsbasierten Gig Economy profitiert. 

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4. Schwindende Vorteile der Festanstellung: 
 
Spätestens die Coronapandemie hat deutlich gemacht, dass die Vorstellung von der sicheren Festanstellung eine Illusion ist. Die fortschreitende Tech-Entlassungswelle von 22/23 zeigt, wie schnell sich gerade im IT-Bereich die Stimmung ändern kann. Eine Festanstellung bedeutet in einer schnelllebigen Wirtschaft keine langfristige Sicherheit mehr. 
 
Zudem wird die Abhängigkeit von Entscheidungsebenen in Bezug auf Zeit, Einkommen, Aufgaben und soziale Belange bei Festanstellungen im öffentlichen Diskurs zunehmend als Belastung empfunden, insbesondere von einer neuen, reflektierten Generation von Werktätigen. Was der Festanstellung bleibt, sind unter anderem Employee Benefits, der Komfort der geringen Bürokratie aufseiten des Arbeitnehmers sowie der Vorteil der sozialen Absicherung, der jedoch durch sinkende Renten an Signifikanz verliert. 
 
5. Zeitsouveränität: 
 
Zahlreiche Experimente in den vergangenen Jahren haben ergeben: Die 4-Tage-Woche wirkt sich nicht negativ auf die Perfomance in Unternehmen aus. Im Gegenteil, im Vergleich zum 5-Tage-Pendant konnten höhere Effizienz, mehr Motivation, ein besseres Wohlbefinden unter Angestellten und weniger Krankschreibungen verzeichnet werden. Die 4-Tage-Woche kann also im Festanstellungsmodell in einigen Branchen sinnvoll sein. 
 
Mit der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu mehr Individualität wird aber klar, dass auch die 4-Tage-Woche nicht die perfekte Lösung für alle ist. So wie nicht jeder fünf Tage in der Woche arbeiten möchte oder kann, so wird auch die 4-Tage-Woche nicht jedem gerecht werden. Freelancing gibt dem Einzelnen die Möglichkeit, über die eigene Zeit frei zu verfügen. 
 
6. Wertewandel und Selbstbestimmung: 
 
Analog zu den vorangegangenen Punkten lässt sich seit geraumer Zeit ein Wertewandel hin zu mehr Selbstbestimmung und Flexibilität im Arbeitsleben beobachten. Selbstständige haben die Möglichkeit, ihr Arbeitsumfeld genau auf ihre Bedürfnisse abzustimmen und so eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erreichen. Die Dynamik hinter diesen Rahmenbedingungen kann die Zufriedenheit und damit auch die Leistungsfähigkeit der Erwerbstätigen steigern. Für Freelancer gilt jedoch in besonderem Maße, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. 
 
7. Vereinfachung von Rekrutierung/Projektfindung durch Freelancer-Plattformen: 
 
Mit der Technologisierung ist es heute viel einfacher als je zuvor, an Gigs (Aufträge) zu kommen. Plattformen wie Upwork, Freelancer.com, Fiverr, Uber und Lyft bringen Auftraggeber und Auftragnehmer unkompliziert zusammen und bieten für beide Seiten Sicherheitsmechanismen für eine erfolgreiche und professionelle Leistungsübergabe. Die schnelle Besetzungszeit von Vakanzen ist hier ein besonderes Merkmal: Während der übliche Anstellungsprozess Wochen und sogar Monate in Anspruch nehmen kann, beträgt die durchschnittliche Zeit, eine Position über Freelancing-Plattform zu besetzen, ein bis drei Tage. 
 
Weitere Vorteile der Plattformen sind präzise Suchfunktionen zum Auffinden geeigneter Experten und Projekte sowie ausgereifte Bewertungssysteme zur Einordnung von Anbietern und Kunden. Die Plattformen sind in den letzten Jahren massiv gewachsen und immer mehr Menschen springen auf den Zug auf — vor allem in der Funktion als Entwickler und Berater. 
 
8. Leistungsgerechte Vergütung und kein Einkommenslimit: 
 
Wo in vielen Anstellungssituationen aufgrund fester Gehaltsbeträge mehr und auch weniger geleistet als vergütet wird, kann Freelancing eine leistungsgerechtere Entlohnungssituation schaffen. Obendrein verdient man als Freelancer ohne Obergrenze. Dazu steigen mit stetig wachsender Nachfrage nach spezialisierten Dienstleistern auch die Honorarsätze. Dieser Punkt allein kann ein Grund sein, sich selbstständig zu machen. 43 Prozent der Freelancer verzeichneten jedoch einen Einkommensrückgang nach dem Umstieg von einer Festanstellung. Für 34 Prozent blieb das Einkommen gleich. Dennoch berichten mehr als zwei Drittel über ein gesteigertes Wohlbefinden.

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Weder besser oder schlechter, aber zeitgemäßer 
 
Freelancing hat sich also als zukunftsträchtiges Arbeitsmodell etabliert. Die Nachfrage nach selbstständigen Fachkräften wächst, und Plattformen wie Upwork und Fiverr werden in Zukunft eine noch zentralere Rolle bei der Rekrutierung von Arbeitskräften spielen. Wie überall gibt es auch hier Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. Weiterhin gibt es auf Legislativseite noch viel Arbeit, um die Rechte von Selbstständigen zu stärken und angehenden den Umstieg zu vereinfachen sowie auf Unternehmensseite, eine auftragnehmerfreundliche Kultur zu etablieren. 
 
Dennoch sind die Vorzüge von Freelancing, wie beispielsweise Flexibilität und Selbstbestimmung, vor allem für Young Professionals schon jetzt attraktiv. Während sich der Zugang zu spezialisiertem Know-how bei zunehmend projektzentrierter Arbeit häufiger sinnvoll für Unternehmen gestaltet. So wird Freelancing eine immer wichtigere Rolle im globalen Arbeitsmarkt einnehmen und die Art und Weise, wie wir arbeiten, nachhaltig prägen. 

 

Bild: unsplash.com

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