Gerade die Berufsschule scheint Koch im Gedächtnis geblieben zu sein. Als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung - zur damaligen Zeit in Ausbildung - ging er als Schüler an ein Berliner Oberstufenzentrum, welches viele verschiedene IT-Ausbildungsberufe abdeckt.
Darunter sind etwa auch die Ausrichtungen Fachinformatiker für Systemintegration und IT-Systemelektroniker. Allein das sollte ein gewisses Maß an Ausstattung mit Technik und an Fachwissen beim Lehrpersonal voraussetzen. Das war für ihn wohl nicht gegeben.
Aus seiner Sicht wurden die Prioritäten im wichtigsten Lehrfach falsch gesetzt. Klar seien Datenbanken ein wichtiger Bestandteil der Softwareentwicklung. Dass dieses Thema zwei von drei Lehrjahren einnehmen sollten, hielt Koch aber schon damals für eine schlechte Idee. In den drei Jahren Ausbildung wurden zumindest einige Programmiersprachen behandelt. Der primäre Fokus lag auf C# und Java.
Beides sind gern genutzte Programmiersprachen, um Menschen, die keine Erfahrung haben, das Konzept des Programmierens beizubringen. "Irgendwann haben wir den Lehrer dann gefragt, ob wir auch mal etwas behandeln könnten, das gerade aktuell genutzt wird, so etwas wie Python", sagt Koch. Zu seiner Überraschung antwortete der Lehrer darauf schlicht: "Was ist denn Python?"
Der Softwareentwickler erinnert sich noch an ein weiteres Beispiel: Um eine Hausarbeit plattformübergreifend bearbeiten zu können, setzte sich Koch einen Docker-Container auf und entwickelte darauf das eigene Programm. Nach Abgabe der Arbeit rief ihn sein Lehrer an und fragte: "Wie bekomme ich das Programm zum Laufen?"
"Ich verstehe schon: Die Ausbildung setzt genau da an, als ob du noch nie einen Computer gehabt oder gesehen hast", versucht sich Koch das offensichtlich fehlende Wissen der Lehrkräfte zu erklären. "Dass sie aber auch dort aufhört, ist absolut nicht in Ordnung", findet er. Es stellt sich die Frage, ob der Ansatz, Anfänger anzusprechen, in diesem Bereich wirklich sinnvoll ist.
Schließlich entscheiden sich viele Azubis bewusst für eine Karriere im Tech-Sektor. Koch war dort keine Ausnahme.
Vom Nachrichtentechniker zum Anwendungsentwickler
Schon in seiner Kindheit beschäftigte er sich mit Computern. In seiner Freizeit programmierte er Webseiten und kleine Konsolenanwendungen; "Taschenrechneranwendungen, wie ich sie immer genannt habe". Auch in der Oberstufe war es für ihn daher selbstverständlich, sich im Informatik-Leistungskurs weiterzubilden.
Später studierte er zunächst Nachrichtentechnik und bekam dort eine Einführung in die Programmiersprache C++. Er konnte also bereits mit Vorkenntnissen auf die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung wechseln. "Ich wollte etwas Praktischeres lernen", sagt er.
Für ihn ist ein Studium für eine IT-Karriere generell auch nicht notwendig. "Im Gegenteil", sagt er. "Die klügsten Leute im Ausbildungsbetrieb waren die, die es nie professionell gelernt haben". Für ihn spielt das autodidaktische Lernen eine große Rolle. Stattdessen gab es während der Ausbildung viel zu viel Theorie.
So viel Berufsschule und so wenig IT-Praxis
Dafür, dass Koch nach seiner Ansicht in der Berufsschule wenig gelernt hat, hat sie doch einen großen Teil der dreijährigen Ausbildungszeit eingenommen. Drei Wochen im Betrieb folgten abwechselnd zwei Wochen in der Schule. Dieses Verhältnis ist in IHK-Berufen unterschiedlich. IT-Systemelektroniker werden in Berlin etwa in einem Betrieb-Schule-Verhältnis von zwei zu einer Woche ausgebildet. Bei kaufmännischen Ausbildungen beispielsweise kann das komplett anders aussehen.
Selbst unter den Ausbildungsbetrieben ist der Umgang mit Azubis sehr unterschiedlich. Einige Kollegen in Kochs Klasse wurden etwa auch im Unternehmen fast ausschließlich schulisch ausgebildet. "Sie haben in der Schule Seminare gehabt und auf der Arbeitsstelle sind dann Dozenten ins Büro gekommen", sagt er. Wirkliche Praxisnähe sollte dann erst nach erfolgreichem Abschluss folgen.
IT-Verantwortung kam schnell
Koch, der bei einem Softwaredienstleister arbeitete, konnte sich schon frühzeitig beweisen und allmählich in den Berufsalltag einarbeiten. "Anfangs war ich unter die Obhut meines Ausbilders gestellt. Später kamen die Aufträge auch von der Projektleitung", sagt er. "Die Person war super sympathisch, aber meiner Meinung nach eher ungeeignet für den Job."