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Programm für IT-Jobeinstieg: Hoffen auf den Klebeeffekt
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(Bild: Pixabay)
Ein Bericht von Peter Ilg veröffentlicht am
Aktuell ist der Jobeinstieg für junge Ingenieure und Informatiker schwer. Um ihnen zu helfen, hat das Land Baden-Württemberg eine interessante Idee: Es macht sich selbst zur Zeitarbeitsfirma.
Christian C. will seinen vollständigen Namen nicht nennen. Der 28-Jährige befürchtet Nachteile bei seiner Jobsuche. Die ist gerade äußerst schwierig, obwohl der junge Mann das ist, was vor Corona eine Jobgarantie war: ein Ingenieur mit gründlichen IT-Kenntnissen.
C. hat sein Abi mit 1,8 gemacht und ging danach zum Studieren ans Karlsruher Institut für Technologie, kurz: KIT. Diese Universität gehört zu den besten Adressen Deutschlands in den Ingenieurwissenschaften und in der Informatik. C. studierte Elektro- und Informationstechnik, seinen Master schloss er Mitte 2020 mit einem Schnitt von 2,1 ab.
"Damit bin ich zwar knapp besser als der Durchschnitt, aber eben nur durchschnittlich", sagt er. Der junge Mann wirkt trotz des guten Abschlusses frustriert. Denn aus der Euphorie nach dem erfolgreichen Studienabschluss wurde schnell Ernüchterung. Mit Beginn seiner Masterarbeit fing C. an, Bewerbungen zu schreiben. "Im Sommer letzten Jahres habe ich aufgehört zu zählen." Da waren es schon über 100, eine Stelle hat er nicht bekommen.
Deshalb nimmt der junge Mann seit Mitte Februar am Brückenprogramm Ingenieurwissenschaften und Informatik des Landes Baden-Württemberg teil. Absolventen dieser Disziplinen werden in einer landeseigenen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft der Arbeitnehmerüberlassung angestellt und als Leiharbeiter an andere Firmen auf Zeit vermittelt.
Noch vor zwei Jahren war so etwas unvorstellbar für Absolventen wie C. Aber so schnell kann sich der Arbeitsmarkt drehen, selbst für die jahrelang "händeringend gesuchten Ingenieure und Informatiker", wie ständig überall zu lesen war. Gestern verehrt, heute verschmäht.
Das Drama daran: C. ist einer von vielen. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaftslage haben die Einstellungschancen der aktuellen Absolventenjahrgänge erheblich verschlechtert. Viele Bewerber haben Schwierigkeiten beim Jobeinstieg, da zahlreiche Unternehmen sich derzeit bei Neueinstellungen zurückhalten, informierte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg bei der Vorstellung des Programms.
Die landeseigene Leiharbeitsfirma heißt Apontis
Die Innovationsfähigkeit des Landes ist aber auf den Wissenstransfer der Hochschulen in die Industrie angewiesen. Um die Corona-Absolventen nicht als ganze Generation zu verlieren, hat die Landesregierung im Februar das Brückenprogramm gestartet. Wie der Name schon sagt, soll damit eine schwierige Phase am Arbeitsmarkt überbrückt werden. Danach soll alles sein wie zuvor, meinen die Politiker. Die Initiative ist einmalig in Deutschland.
Am Brückenprogramm dürfen Absolventen eines Bachelor- oder Master-Abschlusses in Ingenieurwissenschaften und Informatik teilnehmen, die frühestens im März 2020 an einer Hochschule Baden-Württembergs ihr Studium abgeschlossen haben. Bewerben können sie sich in der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Apontis für ein befristetes Arbeitsverhältnis bis zum 31. Dezember 2021. Die Gesellschaft führt Qualifizierungen der Teilnehmer durch und vermittelt sie in Form der Arbeitnehmerüberlassung an Unternehmen in Baden-Württemberg.
Apontis ist der Arbeitgeber der Teilnehmer und ein Tochterunternehmen des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft, dessen Sprecher der Geschäftsführung Stefan Küpper ist. "Bislang sind von beiden Seiten rund 210 Arbeitsverträge unterschrieben worden, etwa 50 Vertragsangebote an Bewerber wurden verschickt und 40 Interessenten haben sich registriert." Diese Bewerbungen werden jetzt bearbeitet.
Die Teilnehmer hätten keinerlei Defizite wie schlechte Noten oder mangende räumliche Flexibilität, sagt Küpper. "Sie sind hochmotiviert und gut qualifiziert." Weil in der Industrie Wissen um Projektmanagement stark nachgefragt werde, wird das geschult, ebenso Kommunikation. Beides sind Themen, die an den Hochschulen üblicherweise in technischen Studiengängen nicht gelehrt werden. Schwerpunktmäßig haben die Teilnehmer Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen studiert, Informatiker sind die Ausnahme.
Die Teilnehmer am Programm werden nach dem Tarifvertrag des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen IGZ bezahlt. Das sind rund 3.500 Euro brutto monatlich. "Das ist schon niedriger als übliche Gehälter in der Industrie und damit attraktiv für die Entleihbetriebe, weil sie relativ günstig an gutes Personal kommen", sagt Küpper. Gerade in der aktuell schwierigen Situation sei das aber immer noch ein sehr ordentliches Gehalt.
Unterschriften unter Verträge mit Leiharbeitsbetrieben, in denen Teilnehmer wie C. eingesetzt werden sollen, gibt es noch keine. Ob tatsächlich ein Bedarf an den Ingenieuren und Informatikern auf Zeitbasis besteht, werden die nächsten Wochen zeigen.
Die Zeitarbeit ist ein Frühindikator für den Arbeitsmarkt. Geht es Firmen schlecht, müssen Leiharbeiter als erste gehen. Zieht die Wirtschaft an, werden sie als erste eingestellt. Zeitarbeiter sind der flexible Faktor im Personalbestand, der leichter auf- und abzubauen ist als eigene Mitarbeiter.
Im November 2019 hatten die Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland rund 740.000 Beschäftigte. Dann wurden während des ersten Lockdowns bis Mai 2020 etwa 120.000 Mitarbeiter entlassen, nach den Lockerungen bis November 2020 um die 80.000 Mitarbeiter wieder eingestellt. Im zweiten Lockdown sanken die Beschäftigtenzahlen der Zeitarbeitsunternehmen nun wieder auf 664.000 im Dezember 2020. Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister, von dem diese Zahlen stammen, begründet den Rückgang "mit einem zum Jahresende üblichen saisonalen Effekt".
Zeitarbeit ist ein Frühindikator am Arbeitsmarkt
Trotzdem fanden im Dezember 2020 rund 27.000 Arbeitslose einen Job in der Zeitarbeit. Das waren im Vergleich zum Vorjahresmonat rund ein Drittel mehr. Für manche mag das ein Hoffnungsschimmer am Arbeitsmarkt sein. Andere sehen darin eine nur leichte Erholung nach der schlimmsten Krise in der deutschen Wirtschaft seit 1945. Laut einer Umfrage des Verbands gehen die Unternehmen derzeit davon aus, dass sich die Umsätze und die Beschäftigung in der Zeitarbeit in den kommenden Monaten erhöhen werden.
C. hofft nun sehnlichst auf einen Einsatz in einer Firma, nach all den negativen Erfahrungen und dem Pech, das er bei seinen Bewerbungen erlebt hat. Der Abteilungsleiter in der Firma, in der er sein Praktikum machte, wollte ihn haben. "Dann kam Corona, Einstellungsstopp und Mitte des Jahres geht er in Rente."
Der Mann ist dann weg, Beziehungen aber sind ganz wichtig für eine Einstellung: Laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung wird jede dritte Stelle aufgrund von Vitamin B vergeben. Manche Firmen haben sich seit über einem Jahr auf Bewerbungen von C. nicht gemeldet, andere haben den laufenden Bewerbungsprozess aufgrund eines Einstellungsstopps angebrochen und ihn gebeten, es nach Corona noch einmal zu versuchen. Aber wann ist Corona vorbei und geht es dann tatsächlich gleich aufwärts? Das weiß niemand wirklich.
C. ist offen für alle Branchen und dafür fachlich gut geeignet. Seine Masterarbeit hat er über Bio-Sensoren geschrieben und sein Praktikum in der Qualitätssicherung absolviert. "Beides hat mir Spaß gemacht und interessiert mich." Doch die Nachfrage nach Akademikern ist in der Zeitarbeit deutlich geringer als in der Wirtschaft insgesamt. Nach Auskunft des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen liegt der Anteil bei ungefähr 10 Prozent.
Dafür ist die Übernahmequote hoch: Etwa ein Drittel der Zeitarbeiter werden von den Unternehmen übernommen, in denen sie eingesetzt sind. "Klebeeffekt" wird das in Fachkreisen genannt. C. wäre es ganz recht, wenn er bei einem Einsatz kleben bliebe.
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