Nach IQ und EQ kommt der AQ
Eine hohe Anpassungsfähigkeit ist die wichtigste Zukunftskompetenz, sagt der Wirtschaftsdozent Carl Naughton. In seinem Buch erklärt er, wie man sie sich aneignen kann.
Die Welt verändert sich schnell, die Digitalisierung tritt noch einmal zusätzlich aufs Gaspedal und gerade in der IT musst du immer dranbleiben, dich weiterentwickeln und mit den Entwicklungen Schritt halten, um langfristig erfolgreich zu sein. Angesichts all dieser Herausforderungen braucht es laut Carl Naughton, Dozent für Wirtschafts- und Führungspsychologie an der FOM Frankfurt/Main und Research Fellow der NBS, die wichtigste Zukunftskompetenz: Anpassungsfähigkeit - du musst flexibel, kreativ und innovativ sein, offen für Veränderungen.
Das bedeutet, dass du dich schnell auf neue Situationen einstellen und produktiv mit ihnen umgehen kannst. Anpassungsfähigkeit sei noch wichtiger als ein hoher IQ oder viel emotionale Intelligenz, erklärt Naughton in seinem Buch. Messen kann man sie genau wie die anderen beiden Faktoren auch: Nach IQ und EQ kommt jetzt also der AQ.
Immer bereit zum (Weiter-)Lernen
Was macht dich aus, wenn du einen hohen AQ hast? Du bist immer bereit, (weiter) zu lernen: Du hältst dein Wissen aktuell, entwickelst dich und bildest dich weiter. Für technische Neuerungen bist du offen und setzt dich damit auseinander, welche Vorteile sie bringen können. Du kannst mit Situationen, die viel Druck bedeuten, recht gelassen umgehen, weil du dich auch darauf einstellen kannst, dass es eben manchmal stressiger ist.
So machen dich Deadlines nicht „fertig“ und sorgen dafür, dass du erstarrst, sprich: handlungsfähig wirst. Sondern du schaffst es gut, deine Genervtheit in solchen Phasen zu beherrschen und mit weitgehend kühlem Kopf weiterzumachen. Du hast eher das Gefühl, dass du dein Leben und deine Erfahrungen kontrollieren kannst, und das gibt dir viel Kraft und Gelassenheit.
Das eigene Arbeitsumfeld gestalten
Eine gute Nachricht: Anpassungsfähig zu sein bedeutet nicht nur, dass du auf alles reagieren musst, also ständig im Troubleshooting-Modus bist. Vielmehr kannst du auch proaktiv sein und beispielsweise deinen Job so formen, dass er zu dir und deinen Bedürfnissen passt. Dazu gehört zum Beispiel zu wissen, ob du lieber im Homeoffice arbeitest oder im Büro.
Naughton empfiehlt eine einfache Bestandsaufnahme, mit der du herausfinden kannst, wie du deinen Arbeitsalltag optimieren kannst: Schreib alle Aufgaben, die du in einer typischen Arbeitswoche erledigen musst, auf. Dann überleg, welche davon dir Energie nehmen und welche eher Energie ziehen. Die ersten kennzeichnest du mit einem Minus, die anderen mit einem Plus. Nächster Schritt ist die Überlegung, welche Energiekiller du vermeiden und welche Energiegeber du verstärken möchtest. Naughton zitiert Studien, die zeigen: „Das Anpassen der äußeren Umstände an die eigenen Bedürfnisse ist einer der stärksten Treiber unserer Arbeitszufriedenheit.“
„Distanz sorgt für mehr Ideen“
Deinen persönlichen AQ kannst du auch erhöhen: indem du hinterfragst, wo deine Wahrnehmung eingefahren ist und ob du dich wirklich auf Neues einlässt oder noch an alten Dingen wie dem letzten Job oder dem früheren Chef hängst. Es helfe auch, Abstand zu Aufgaben und Problemen zu gewinnen, um sie neu bewerten zu können, so Naughton: „Distanz sorgt für mehr Ideen“. Stell dir zum Beispiel vor, du siehst eine konkrete Herausforderung oder dich selbst vom Mond aus: Aus dieser Perspektive fühlt sich vielleicht alles etwas leichter an und du kannst eher mögliche Lösungen für Probleme sehen.
Auch deine Emotionen sind wichtig: Wenn du eher gute Laune hast und negative Gefühle gut loslassen kannst, hilft dir das, konstruktiv mit schwierigen Situationen umzugehen. Dabei gilt: Schluck die Wut nicht runter, sondern spür sie kurz, atme ein paarmal ein und aus und lass das Gefühl ziehen. Dann kannst du die Situation neu bewerten. Und das Problem angehen und lösen – damit es wirklich verschwindet.
Neue Gewohnheiten aneignen
Schließlich solltest du laut Carl Naughton auch in der Lage sein, dir neue Gewohnheiten anzueignen. Das geht laut dem Experten sehr gut in vier Schritten: Entscheide dich dafür, etwas zu tun. Plane die neue Handlung und reguliere dich selbst. Bleib dran und wiederhole sie stetig. Und dann lass das neue Verhalten zur Gewohnheit werden – das bedeutet, dass du nicht mehr darüber nachzudenken brauchst, etwas zu tun, weil es wie von selbst passiert. Das braucht etwas Geduld: Gut zwei Monate müssen wir etwas mindestens tun, bevor es zur Gewohnheit wird.
Carl Naughton: „AQ: Warum Anpassungsfähigkeit die wichtigste Zukunftskompetenz ist“ ist im GABAL Verlag erschienen.