Der M365-Experte Ragnar Heil unterzieht die KI-Strategie von Microsoft einem Realitätscheck.
Am Donnerstag, dem 24. Oktober um 16 Uhr auf Youtube.
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Coworking Spaces bieten als Alternative zu Firmenbüros und Homeoffices Unabhängigkeit, Flexibilität und Netzwerkpotenzial. Während das Modell in der Stadt mehr Optionen schafft, bietet es vor allem im ländlichen Raum Chancen für lokale Entwicklung.
Alternative Arbeitskonzepte sind auf dem Vormarsch. Homeoffice und Remote Work sind längst Alltag, die Auslagerung von Unternehmensprozessen an Cloudienste ist Standard und Freelancing wird als Zukunft der Arbeit gehandelt. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung dürfen wir weitere Veränderungen und Innovationen erwarten. Eine davon dürfte das Prinzip des Coworking sein. Damit wird die Praxis der gemeinsamen Nutzung von Arbeitsräumen bezeichnet, die jedoch über das reine Teilen von physischem Raum hinausgeht. Denn Coworking charakterisiert sich durch eine moderne Auffassung von Arbeit, in der Komfort, Flexibilität und Networking voranstehen.
Die Alleinstellungsmerkmale des “dritten Ortes”
Coworking Spaces sind ein zwischen dem traditionellen Arbeitsplatz und dem Homeoffice angesiedeltes Konzept des "dritten Ortes". Dieser bietet durch seine Flexibilität, Unabhängigkeit sowie seinen Fokus auf Networking und Zugänglichkeit eine Alternative zu den herkömmlichen Arbeitsumgebungen:
Flexibilität: Die Flexibilität zeigt sich in der Möglichkeit, zwischen verschiedenen Tarifen zu wählen und den Space nach individuellen Bedürfnissen zu nutzen, angefangen von der Dauer über die Häufigkeit bis hin zu den benötigten technischen und digitalen Dienstleistungen. Darüber hinaus ermöglichen kurze Vertragslaufzeiten und ein 24/7-Zugang eine hohe Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Arbeitsrhythmen.
Networking: Coworking Spaces sind so konzipiert, dass sie den Austausch und die Zusammenarbeit fördern. Hier trifft eine heterogene Gemeinschaft verschiedenster Expertisen aufeinander, was das Kontakten und die Entstehung von Synergieeffekten fördert. Häufig werden hier auch Events zur Stärkung einer sich unterstützenden und inspirierenden Gemeinschaft veranstaltet.
Zugänglichkeit: Coworking Spaces gehen zudem mit einem "Plug and Play"-Ansatz einher, der es den Nutzern ermöglicht, ohne großen Aufwand sofort loszulegen. Sie bieten eine voll ausgestattete Arbeitsplatzinfrastruktur, die alle notwendigen Dienstleistungen wie Reinigung, Abdeckung der Nebenkosten, Highspeed-Internetzugang und sogar eine Kaffee-Flatrate umfasst.
Unabhängigkeit: Ein weiterer wichtiger Aspekt, der durch die Freiheit der Nutzer gegeben ist, zu wählen, wann und wo sie arbeiten möchten, und durch die Möglichkeit, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, ohne sich um die Logistik eines traditionellen Büros kümmern zu müssen.
Das Coworking-Konzept ist eng verwandt mit älteren alternativen Bürokonzepten wie Virtual Offices (auch Büroservices), Serviced Offices sowie Office Sharing und Bürogemeinschaften. Im Unterschied dazu liegt der Fokus beim Coworking jedoch stärker auf der Gemeinschaft und Zusammenarbeit.
Verbreitung des Arbeitsplatzmodells
Coworking hat seine Wurzeln in den USA, wo eine ausgeprägte Kultur des Unternehmertums und der Selbstständigkeit eine optimale Grundlage für diese Arbeitsform bildet. Große Anbieter wie WeWork oder Regus haben hier ihren Ursprung und dominieren mittlerweile auch den globalen Markt. Vor allem sind es die Auswirkungen der COVID-Pandemie und die zunehmende Digitalisierung, aufgrund welcher die Zahl der Telearbeiter in den USA in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Einhergehend haben Coworking Spaces an Popularität gewonnen: Laut Zippia-Studie gab es im Jahr 2022 in den Staaten mehr als 6.200 Coworking Spaces, genutzt von rund 1,08 Millionen Menschen, was seit 2017 einem Anstieg von rund 55 Prozent entspricht. Nach Daten aus dem Jahr 2020 verfügt Indien nach den USA (ca. 18 Prozent) mit rund zehn Prozent über den größten Anteil der Coworking-Spaces weltweit.
In Europa hat sich Coworking ebenfalls etabliert. Denn nach denselben Zahlen liegt Deutschland (ca. 3,8 Prozent) nach dem Vereinigten Königreich (5) und Spanien (4,6), aber vor Kanada (3) auf dem fünften Platz in der Rangliste. Hierzulande hat das betahaus in Berlin-Kreuzberg 2009 als einer der ersten Coworking-Anbieter den Grundstein für die Bewegung gelegt. Heute gibt es in Deutschland eine Vielzahl an Coworking-Anbietern, wobei die Verbreitung je nach Region variiert. Insbesondere in Metropolen wie Berlin, Hamburg und München gibt es eine zunehmende Anzahl von Coworking Spaces.
Laut aktuellen Daten des IWD gab es in Deutschland im Mai 2023 über 2.100 Coworking Spaces, welche hauptsächlich in Metropolen zu finden sind. In Relation zur Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gesetzt, zeigt sich ein anderes Bild: Heidelberg liegt mit 30 Coworking Spaces je 100.000 Beschäftigte auf Platz eins, gefolgt von Düsseldorf, Speyer und Darmstadt.
Dabei können Coworking Spaces laut IWD in vier Haupttypen eingeteilt werden:
Die meisten Coworking Spaces gehören zur Kategorie der Third Places, mit fast 1.100 Einrichtungen in dieser Kategorie. Living Places machen mit ein Prozent eher die Ausnahme.
Trotz der Vielzahl und Vielfalt der Coworking Spaces sei ihre Nutzung in Deutschland noch nicht weit verbreitet, so der IWD. Nur elf Prozent der Unternehmen in Deutschland erlauben ihren Mitarbeitern diese Form des mobilen Arbeitens. Hier gibt es also noch Wachstumspotenztial.
Die größten Anbieter in Deutschland
Die größten Anbieter von Coworking Spaces in Deutschland sind international agierende Unternehmen:
Rural Coworking – Coworking im ländlichen Raum
Ein ganz eigenständiges Forschungsfeld ist das Rural Coworking, das trotz eigener Herausforderungen eine Lösung der Probleme der globalen Urbanisierung für abgehängte ländliche Regionen impliziert. Das Konzept findet im ländlichen Raum aufgrund seiner vielfältigen Vorteile zunehmend Anklang. Im Gegensatz zum städtischen Umfeld gibt es aber auch Herausforderungen, für die Lösungen gefunden werden müssen, damit sich Vor- und Nachteile nicht aufheben.
Chancen des Rural Coworking
Die Vorteile von Rural Coworking sind vielfältig. Sie reichen von finanziellen Aspekten über die Stärkung lokaler Gemeinschaften bis hin zu positiven Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Nutzer:
Herausforderungen des Rural Coworking
Trotz dieser Vorteile gibt es auch eine Reihe von Herausforderungen, die mit dem Betrieb von Coworking Spaces im ländlichen Raum verbunden sind:
Kaum Entwicklungsansätze von öffentlicher Seite
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung und der CoworkLand e.G. kam zu dem Ergebnis, dass Coworking im ländlichen Raum gesellschaftlich großes Potenzial birgt, wirtschaftlich aber eine Herausforderung darstellt. Die bestehenden Geschäftsmodelle im ländlichen Raum unterscheiden sich von städtischen Angeboten und sind laut Studie noch stärker als in der Stadt als Vernetzungsstrategien zu verstehen. Darüber hinaus sind die Coworking-Communitys den Funden nach in ländlichen Gebieten vielfältiger als in städtischen Gebieten und können von Regelungen profitieren, die mehr mobiles Arbeiten ermöglichen.
Ergänzend zu den Erkenntnissen der Bertelsmann-Studie kommt auch das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH (IZA) in einer Studie für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zu dem Ergebnis, dass Coworking Spaces in ländlichen Regionen zwar heterogen, aber vergleichsweise wenig entwickelt sind. Laut den Forschern sind strategische Entwicklungsmaßnahmen hierzulande kaum erkennbar, obwohl Beispiele für Förderansätze in der irischen und schweizerischen Regionalpolitik, wenn auch begrenzt, schon existieren.
Viele ländliche Coworking Spaces sind dem Fazit zufolge daher von der Initiative einzelner Gründer sowie lokalen Netzwerken abhängig, die zeitweilig finanzielle Unterstützung bereitstellen können. Die langfristige Stabilisierung von ländlichem Coworking könnte laut Studie möglicherweise durch den Einbezug lokaler öffentlicher oder privater Sponsoren erreicht werden, da es herausfordernd ist, ländliches Coworking kostendeckend zu betreiben.
Coworking, der dritte Arbeitsort, ist gemeinsam mit der breiten Normalisierung des zweiten Arbeitsorts, des Homeoffices, sowie der raschen Popularisierung von Freelancing ein Indiz für eine sich langsam von den traditionellen Arbeitsweisen abkehrende Arbeitskultur. Während das Modell in den Städten größere Auswahl und persönliche Freiheit unterstützt, könnte es im ländlichen Raum mit den richtigen Strategien und Angeboten einen wichtigen Beitrag zur lokalen Entwicklung leisten. Der wachsende Markt in diesem Bereich zeigt bereits positive Resonanz, auch in einem herausfordernden ländlichen Umfeld.
Bild: Pexels.com