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Wie werde ich zum Experten? Die 4 Stufen der Kompetenz (1/2)

Wie werde ich zum Experten? Die 4 Stufen der Kompetenz (1/2)

Der Weg zur Meisterschaft beginnt mit dem Verständnis der eigenen Kompetenzentwicklung. Softwareexperte Dr. Milan Milanović erläutert im ersten Teil unserer zweiteiligen Serie die 4 Stufen der Kompetenz und ihre Anwendung am Beispiel der Softwareentwicklung.

Von Dr. Milan Milanović

Der erste Teil unserer zweiteiligen Serie beschäftigt sich mit den 4 Stufen der Kompetenz. Den zweiten Teil zur Bloom’schen Taxonomie lest ihr hier.

Ein Expertenwissen in der Softwareentwicklung oder auf einem anderen Gebiet zu erlangen, bedeutet nicht nur, jahrelange Erfahrung zu sammeln oder die neuesten Frameworks zu beherrschen. Vielmehr geht es darum, eine strukturierte Reise der Kompetenzentwicklung zu durchlaufen und das Verständnis auf jeder Ebene zu vertiefen.

Dieser Zweiteiler beleuchtet zwei wichtige Modelle, die den Weg zur Kompetenz beschleunigen können: Das Modell der 4 Stufen der Kompetenz und die Bloom’sche Taxonomie. Das Modell der 4 Stufen der Kompetenz beschreibt die psychologischen Zustände, die wir durchlaufen, wenn wir eine neue Kompetenz erwerben: von der Unwissenheit bis zur Meisterschaft. Die Bloom’sche Taxonomie hingegen bietet eine hierarchische Struktur für Lernziele, die uns von der einfachen Reproduktion von Wissen bis hin zur komplexen Bewertung und Kreation führt.

Wenn man diese Modelle versteht, gewinnt man wertvolle Einsichten in den eigenen Lernprozess und entdeckt Strategien, wie man sich auf dem Weg vom Anfänger zum Experten in jedem Bereich der Softwareentwicklung verbessern kann.

Tauchen wir ein.

Die 4 Stufen der Kompetenz

In der komplexen Welt der Softwareentwicklung ist der Weg vom Anfänger zum Experten eine Herausforderung. Das von Noel Burch in den 1970er Jahren entwickelte Modell der 4 Stufen der Kompetenz ist ein hervorragender Rahmen, um diesen Weg zu verstehen. Es beschreibt die Entwicklung von der Inkompetenz zur Kompetenz, die Menschen durchlaufen, wenn sie eine neue Fertigkeit erlernen und beherrschen.

Hier sind die vier Hauptstufen:

Stufe 1: Unbewusste Inkompetenz

Auf dieser Stufe wisst ihr nicht, was ihr nicht wisst (unknown unknowns, unbekannte Unbekannte). Dieses Phänomen tritt auf, wenn ihr in einem Bereich schlecht abschneidet, jedoch eine unangemessene Zuversicht in eure Fähigkeiten habt – weil ihr so wenig über das Thema wisst, dass ihr euch eurer schlechten Leistung nicht bewusst seid. Euch fehlt einfach der Kontext, um eure Fähigkeiten richtig einschätzen zu können. Auf dieser Stufe seid ihr oft sehr selbstsicher, weil der Dunning-Kruger-Effekt am stärksten ist und ihr glaubt, dass euer Wissen ausreicht. Ihr seid euch jedoch nicht bewusst, dass es einige kritische Themen gibt (die oft schwer zu erfassen sind).

👉 Beispiel: Ein Programmieranfänger erkennt vielleicht nicht die Bedeutung von Versionskontrollsystemen wie Git, oder er glaubt, dass Programmieren nur aus dem Schreiben von Codezeilen bestehe.

➡️ Wie man vorankommt: Stellt euch die Frage: „Was genau muss ich lernen?“ Der Schlüssel zur Überwindung dieser Phase ist die Auseinandersetzung mit den Grundlagen. Beginnt damit, die Grundlagen des Programmierens zu erlernen, lest über Best Practices in der Softwareentwicklung und arbeitet an einfachen Projekten. Auf diese Weise werdet ihr die Tiefe und Breite des Wissens erkennen, das für die Softwareentwicklung erforderlich ist. Einfach anfangen!

Stufe 2: Bewusste Inkompetenz

Hier beginnt das eigentliche Lernen. Ihr wisst, dass ihr nicht wisst (known unknowns, bekannte Unbekannte). Ihr erkennt eure Inkompetenz und könnt mit dem Lernprozess beginnen. In dieser Phase kann euer Selbstvertrauen sinken, weil ihr merkt, dass ihr viel lernen müsst. Das Impostor-Syndrom (Hochstapler-Syndrom) setzt ein. Aber Selbstvertrauen ist oft verzerrt, denn es ist nicht dasselbe wie Wissen. Das Wichtigste ist, in die richtige Richtung zu gehen und nicht aufzugeben!

👉 Beispiel: Nach dem Verlust wichtiger Code-Änderungen oder Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit einem Team erkennt der Programmier-Novize die Bedeutung eines Versionskontrollsystems (wie Git), weiß aber noch nicht, wie man es effektiv einsetzt.

➡️ Wie man vorankommt: Stellt euch die Frage: „Wie kann ich das konsequent umsetzen?“ Setzt euch konkrete Lernziele, besucht Onlinekurse, beteiligt euch an Open-Source-Projekten und sucht euch Mentoren, die mehr Erfahrung haben. Denkt daran: Jeder Experte war einmal ein Anfänger.

Stufe 3: Bewusste Kompetenz

Ihr verfügt nun über die notwendigen Fertigkeiten, aber ihr müsst bewusst üben und darüber nachdenken, wie ihr diese Fertigkeiten am besten einsetzt (known knowns, bekannte Bekannte). In dieser Phase müsst ihr sorgfältig darüber nachdenken, was ihr gelernt habt und wie ihr es in verschiedenen Kontexten anwenden könnt. Ihr werdet viel geistige Energie benötigen und der Fortschritt wird sich langsam anfühlen. Dies ist jedoch ein Zeichen dafür, dass ihr das Thema gut genug kennt, um damit arbeiten zu können.

👉 Beispiel: Der Programmierer hat nun die Grundlagen von Git erlernt. Er kann Änderungen vornehmen, Zweige erstellen und zusammenführen, muss aber bei jedem Schritt nachdenken und eventuell häufig auf Dokumentation oder Checklisten zurückgreifen.

➡️ Wie man vorankommt: Stellt euch die Frage: „Wie kann ich diese Aufgabe müheloser bewältigen?“ Damit verbringen wir die meiste Zeit. Nehmt euch anspruchsvolle Projekte vor, die über eure Grenzen hinausgehen, und übt jeden Tag. Wenn ihr konstant ein bis zwei Stunden am Tag an etwas arbeitet, werdet ihr in ein paar Monaten sehr gut darin sein.

Stufe 4: Unbewusste Kompetenz

Die Fähigkeit ist euch in Fleisch und Blut übergegangen (Expertenlevel). Ihr könnt sie ausführen, ohne darüber nachzudenken; wie beim Fahrradfahren.

👉 Beispiel: Der Programmierer ist nun ein Experte im Umgang mit Git. Er kann komplexe Branching-Strategien verwalten, Merge-Konflikte lösen und andere anleiten, ohne über die einzelnen Schritte nachzudenken oder Checklisten zu verwenden. Dies geschieht fast unbewusst, da man so viel mit Git gearbeitet hat, dass das Gehirn die Lösung automatisch findet.

➡️ Wie man vorankommt: Auch auf dieser Stufe ist kontinuierliches Lernen entscheidend. Der einzige Weg ist, die Fertigkeiten so lange zu üben, bis sie zur Selbstverständlichkeit geworden sind.

Die 4 Stufen der Kompetenz

Um schneller von einem Niveau zum nächsten zu gelangen, kann man verschiedene Lerntechniken anwenden: Wie man effizient lernt und alles dauerhaft behält

Beim Durchlaufen der Kompetenzstufen stößt man auf das sogenannte „Expertenparadoxon“. Das bedeutet, dass man sich mit zunehmender Expertise bewusst wird, wie viel man nicht weiß. Diese Erkenntnis führt häufig zum Impostor-Syndrom, insbesondere auf der Stufe der bewussten Kompetenz, auf der Selbstzweifel und Angst vor Unzulänglichkeit vorherrschen, obwohl erhebliche Fähigkeiten vorhanden sind.

Um damit umzugehen, solltet ihr anerkennen, dass Gefühle der Unzulänglichkeit normal und Teil des Wachstums sind. Denkt regelmäßig über eure Fortschritte nach, holt euch Feedback ein, um eure Kompetenzen zu bestätigen, und lasst euch von anderen beraten, um euer Wissen zu festigen.

Weitere Informationen findet ihr hier: Wie bekämpft man das Hochstapler-Syndrom?

 

Quellen: Burch, N. (1970). The Four Stages of Learning Any New Skill. Gordon Training International. Dieses grundlegende Werk beschreibt die vier Stufen der Kompetenz: unbewusste Inkompetenz, bewusste Inkompetenz, bewusste Kompetenz und unbewusste Kompetenz.

Broadwell, M. M. (1969). Management of Training Programs. New York University. Dieser Beitrag führt das Kompetenzmodell ein, das ursprünglich als „Die vier Stufen des Lehrens“ bezeichnet wurde.

 

Dieser Artikel ist die deutsche Fassung des Artikels „How to become an expert in anything?“ von Dr. Milan Milanović, CTO vom US-Software-Unternehmen 3MD und Experte für Softwareentwicklung mit umfangreicher akademischer und industrieller Erfahrung. Sein Newsletter Tech World With Milan bietet Softwareingenieuren und -architekten, technischen Managern und allen anderen IT-Interessierten Expertenwissen aus der Softwarebranche und darüber hinaus.

 

Bild: KI-generiert mit Midjourney

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