Von der Apotheke zum zweitbesten IT-Arbeitgeber
Das Pharmaunternehmen Merck ist auf Platz 2 der Top-IT-Arbeitgeber Deutschlands gelandet – wir wollten von den Mitarbeitern wissen, wieso.
IT-Profis werden von Unternehmen umworben - sie sind schwer zu bekommen und wer sie hat, möchte sie nicht wieder gehen lassen. Wer dabei auf Fußballkicker oder Playstation setzt, wird seine IT-Mitarbeiter jedoch kaum halten können. Denn sie wollen etwas anderes.
Was das ist, scheint Merck herausgefunden zu haben. Das Unternehmen geht auf eine 1668 gegründete Apotheke in Darmstadt zurück und gehört heute zu den größten Wissenschafts- und Pharmakonzernen der Welt. Nebenbei ist das Unternehmen außerdem stärker, als die meisten wissen, in die Elektronikwelt eingebunden: Mit einem Marktanteil von 60 Prozent ist Mercks Electronics-Sparte einer der weltweit größten Hersteller an Flüssigkristallen für LCDs und stellt auch OLEDs her.
Das Unternehmen hat weltweit über 58.000 Mitarbeiter, 13.300 davon in Deutschland, die IT-Abteilung hat insgesamt ungefähr 3.000 Mitarbeiter. Bei IT-Arbeitskräften ist Merck besonders beliebt: In dem von Golem.de zusammen mit Statista ermittelten Ranking der besten IT-Arbeitgeber Deutschlands hat das Unternehmen 2021 den 2. Platz erreicht.
Wir haben drei IT-Profis von Merck gefragt, woran das liegt: Astrid Reinshagen, Head of Global Monitoring & License Management, Julia Weyer, IT Expert Manufacturing & EMEA Applications, und Thomas Sachsendahl, IT Business Partner für Legal & Compliance.
Arbeit, die nicht langweilt
Die erste Antwort lautet: interessante und abwechslungsreiche Aufgaben. "Ich weiß nicht, wie der Tag wird - es gibt so viele unterschiedliche Themen, an denen wir hier arbeiten", sagt Thomas Sachsendahl. "Ich bin teilweise von den Servern bis hin zur Abstimmung mit dem Senior Management in sehr viele Themen eingebunden."
Sachsendahl hat sein ganzes Berufsleben in der IT gearbeitet und viele Unternehmen gesehen. Er war IT-Berater für SAP-Systeme, für Merck hat er sich unter anderem entschieden, weil er dort mit sehr vielen Leuten zusammenarbeitet. Seit vier Jahren verantwortet er als Schnittstelle zwischen der IT-Organisation und der Rechtsabteilung alle IT-Projekte der Abteilung Legal & Compliance. Gleichzeitig kümmert er sich um Anfragen der Rechtsabteilung nach neuen IT-Tools und um Probleme mit der IT-Organisation.
Die Vielfalt der Aufgaben ist auch für seine Kollegin Julia Weyer wichtig. Sie ist in einer Abteilung tätig, die sich um IT in der Produktion kümmert und rund um die Uhr die kritischen Systeme betreut. Weyer hat zuvor bei einem Softwarehersteller gearbeitet. Merck ist allein durch die schiere Unternehmensgröße für sie spannend.
"In einem solch großen Unternehmen kommen immer wieder neue Herausforderungen auf einen zu", sagt Weyer. Bei Merck müsse man nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, habe daher Raum für Eigenentwicklung und werde dabei zum Beispiel durch Fortbildungen unterstützt. Sachsendahl stimmt zu: "Nach ein paar Jahren wird es einfach langweilig auf immer derselben Stelle, da will man mal was anderes machen", sagt er. Bei Merck gebe es diese Möglichkeit der Neuorientierung. Auf dem Bewertungsportal Kununu werden ähnliche Punkte positiv bewertet, Merck erhält dort eine Bewertung von 3,7 von 5 Sternen und eine Weiterempfehlungsquote von 83 Prozent.
Keine Angst vor Fehlern
Eine große Rolle bei der Arbeit spielt dabei das Thema Vertrauen - gerade jetzt in der Corona-Pandemie, wo aus dem Homeoffice gearbeitet wird. "Mein Chef vertraut mir eine Aufgabe an, ohne dann ständig nachzufragen", erzählt Weyer. "Man vertraut meiner Kompetenz und meiner Person in allen Bereichen. Das gibt mir wiederum die Möglichkeiten, auch neue Wege zu gehen.
Bei Merck könne man auch mal was ausprobieren - die Akzeptanz seitens der Vorgesetzten sei da. "Man darf Fehler machen, wir alle machen ja schließlich mal Fehler. Dann redet man danach mit seinen Kollegen und macht es beim nächsten Mal besser", sagt Weyer. Gleichzeitig merken manche Bewerter bei Kununu an, dass es in manchen Fällen auch Probleme mit den Vorgesetzten geben kann.
Ein gutes Team
Vertrauen der Vorgesetzten sei wichtig, aber auch das Vertrauen innerhalb des Teams, betont Astrid Reinshagen. Sie sagt: "Ich komme sehr gerne zur Arbeit. Die Zusammenarbeit mit meinem Team macht mir unglaublich viel Spaß.".
Aktuell ist Reinshagen in der Abteilung für IT-Infrastruktur beschäftigt, wo sie für die Themen Global Monitoring und Lizenzmanagement verantwortlich ist. Im Rahmen des Global Monitoring wird in regelmäßigen Abständen die Serverlandschaft überprüft, damit es nicht zu Ausfällen kommt.
Merck habe sich trotz des Wachstums der vergangenen Jahrzehnte eine besonders kollegiale Stimmung erhalten, sagt Reinshagen - Mehrheitseigner ist immer noch die Familie Merck, die die unternehmerischen Grundsatzentscheidungen des Konzerns über eine als Komplementär auftretende E. Merck KG trifft.
"Wir bekommen das immer hin"
Der Umgang des Unternehmens mit der Pandemie gehört sicher zu den Gründen, dass Merck in der Befragung besonders im Bereich Arbeitsbedingungen und Ausstattung gut abgeschnitten hat. Zwar gab es schon vorher in der Betriebsvereinbarung die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, die Pandemie hat die Telearbeit aber noch beschleunigt: Als das Coronavirus sich in Deutschland verbreitete, wurden Mitarbeiter aus dem Büro ins Homeoffice geschickt und die meisten IT-Kollegen arbeiten weiterhin dort im Rahmen einer Vertrauensarbeitszeit.
Auf das zunehmende Homeoffice war Merck gut vorbereitet: Bereits seit einigen Jahren hatte das Unternehmen Kampagnen gefahren, um die Mitarbeiter für Videokonferenzen und das Arbeiten von zu Hause fit zu machen und sie beispielsweise mit Laptop und Headset ausgestattet. Das Rechenzentrum des Unternehmens reagierte ebenfalls und ergriff Maßnahmen, damit die Arbeit von zu Hause aus problemlos vonstatten geht.
Sollte sich die pandemische Lage einmal entspannen, könnte es durchaus so sein, dass mehr Leute als zuvor im Homeoffice arbeiten. Die Geschäftsführung hat erkannt, dass es gut läuft - fünf Tage im Büro sind am Ende vielleicht gar nicht mehr notwendig.
Für Reinshagen ist unter anderem auch dieser Umgang mit Krisen ein Grund dafür, dass sie seit 26 Jahren bei Merck arbeitet. "Man weiß, man kann sich auf den anderen verlassen", sagt sie. "Man hat durchaus sehr anspruchsvolle Herausforderungen, aber wir bekommen das zusammen immer hin."