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IT-Weiterbildung: Notwendige Modernisierung
Nach den IT-Ausbildungsberufen sollen nun die Weiterbildungen reformiert werden. Das ist auch dringend nötig, weil bislang nur wenige ITler sie machen.
Nachdem im vergangenen Jahr schon die vier IT-Ausbildungsberufe grundlegend modernisiert und teilweise umbenannt wurden, soll nun konsequenterweise die daran anschließende IT-Weiterbildung angepasst werden. Die dualen Ausbildungen gibt es seit 1997, eine Reform war nach dieser langen Zeit notwendig. Heute heißen die Ausbildungsberufe IT-System-Elektroniker/-in, Fachinformatiker/-in, Kaufleute für Digitalisierungsmanagement und Kaufleute für IT-System-Management.
Das IT-Weiterbildungssystem wiederum wurde 2002 eingeführt und besteht aus drei aufeinander aufbauenden Ebenen: IT-Spezialisten, Operative Professionals und Strategische Professionals. IT-Spezialisten vertiefen ihr Fachwissen in einem Spezialgebiet, operative Professionals werden für eine Führungsaufgabe im mittleren Management und strategische Professionals für eine gehobene Management-Funktion ausgebildet.
Doch während die IT-Berufe mit inzwischen deutlich über 300.000 abgeschlossenen Ausbildungen ein voller Erfolg sind, floppen die IT-Weiterbildungen zahlenmäßig. "Die Neuordnung des IT-Weiterbildungssystems sollte daher nicht nur die Lerninhalte zeitgemäß anpassen, sondern gleichzeitig die Mängel im System beseitigen", sagt Simone Opel, eine der beiden Sprecherinnen des Beirats für IT-Weiterbildung in der Gesellschaft für Informatik und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät für Mathematik und Informatik an der Fernuniversität in Hagen. Eine grundlegende Reform könnte das IT-Weiterbildungssystem erfolgreich machen.
Das IT-Weiterbildungssystem ist das Resultat aus den IT-Berufen. "Sein Ziel ist es, einen Anschluss an die Berufsausbildung mit einer Weiterbildung zu schaffen", sagt Henrik Schwarz, Leiter des Arbeitsbereichs für Elektro-, IT- und naturwissenschaftliche Berufe beim Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB.
Das BIBB ist eine Einrichtung des Bundes zur Erforschung und Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Das IT-Fortbildungsangebot richtet sich an Absolventen der dualen Ausbildungsberufe, anderer dualer Berufsausbildungen mit IT-Bezug sowie zunehmend auch an Studienabbrecher aus IT-Studiengängen. "Zudem ist das IT-Weiterbildungssystem eine standardisierte Alternative für eine Vielzahl an Hersteller- und Anwenderzertifikaten", sagt Schwarz. Diese Art der Weiterbildung nutzen ITler aktuell zigtausendfach jährlich.
Laut Schwarz vom BIBB wurde die IT-Weiterbildung zum Operativen Professional in den vergangenen 15 Jahren von etwa 9.000 ITlern abgeschlossen. Bei den strategischen Professionals sind es pro Jahr gerade mal eine Handvoll. Für die IT-Spezialisten gibt es keine offiziellen Zahlen.
IT-Weiterbildungen kaum bekannt
"Den Zahlen nach verfehlt die IT-Weiterbildung die in sie gesetzten Erwartungen", sagt Schwarz. Andererseits sei sie überall dort ein Erfolg, wo sie genutzt wird - vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen, in denen die duale Ausbildung weit verbreitet ist. In Unternehmen, deren Belegschaft akademisch geprägt ist, spielt sie keine große Rolle, zudem leidet sie insgesamt unter einem nur geringen Bekanntheitsgrad. Vielleicht wurde zu wenig Werbung dafür gemacht.
Im Frühjahr hat das BIBB im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eine Online-Umfrage durchgeführt, um aus den Ergebnissen Empfehlungen für eine Neuausrichtung der IT-Weiterbildung abzuleiten. Etwa 500 Fach- und Führungskräfte aus dem IT-Bereich haben sich beteiligt. "Die Befragung hat einen Bedarf zur Neuordnung auf der ersten Fortbildungsstufe, den IT-Spezialisten, ergeben", sagt Schwarz.
Eine Anpassungsnotwendigkeit der fachlichen Inhalte wird insbesondere bei IT-Security und Risk Management, Anwendungsentwicklung, Systemintegration und Data Science gesehen. Außerdem sind die 14 Profile zu viele, was die Spezialisten-Weiterbildung unübersichtlich macht und zu Überschneidungen führt.
''Das Angebot ist zu breit, die Industrie braucht es speziell''
Bereits 2010 wurde die Anzahl der IT-Spezialisierungen von 29 auf 14 reduziert, jetzt empfiehlt das BIBB eine weitere Reduzierung. Außerdem rät das BIBB in seinem Abschlussbericht, die neuen Profile flexibel und modular zu gestalten und die Attraktivität der Abschlüsse durch Anrechnungsmöglichkeiten auf die nächste Fortbildungsstufe zu erhöhen.
Simone Opel teilt zwar die Notwendigkeit der fachlichen Anpassungen bei den Spezialisten, plädiert aber für Beratung, Empfehlungen und Muster-Ausbildungsplänen in einer "unübersichtlichen Weiterbildungslandschaft, die für Weiterbildungswillige dadurch transparenter wird".
Das Drei-Stufenmodell hält sie für grundsätzlich sinnvoll, doch gebe es kaum Qualifizierungsangebote, die zu den Abschlüssen führen. "Auch deshalb gibt es so wenige Absolventen", sagt Opel. Für sie ist die IT-Weiterbildung der Spezialisten zahlenmäßig ein Flop, weil sie fachlich zu breit und inhaltlich zu umfangreich angelegt sei.
Die wenigen Weiterbildungsangebote, die es im Rahmen des IT-Weiterbildungssystems gibt, sind Kurse über 100 Stunden und die einzige Wahlmöglichkeit besteht beispielsweise darin, ob die Teilnehmer den Umgang mit Linux- oder Windows-Servern lernen wollen. "Das ist viel zu unflexibel. In der Industrie sind Teilqualifikationen gefragt, deshalb sind Herstellerzertifikate so wichtig", sagt Opel.
Sie rät zu einer Modularisierung der Weiterbildung mit voneinander unabhängigen Kursen. Im European e-Competence Framework können Kompetenzen in Fortbildungen definiert werden. Dies ist ein gemeinsamer europäischer Rahmen für IT-Fach- und Führungskräfte in allen Branchen, der als Grundlage für eine Modularisierung verwendet werden könnte.
2014 wurden die IT-Weiterbildungsabschlüsse im Deutschen Qualifikationsrahmenaufgenommen. Dieser differenziert die Qualifikation in acht Niveaus. Operative Professionals liegen danach auf Bachelor-, strategische Professionals auf Master-Level. Seit Anfang 2020 sind diese Niveaus im neuen Berufsbildungsgesetz festgeschrieben.
Die Bezeichnungen sorgen für Verwirrung
"Verschiedene Berufsverbände, darunter auch wir, die Gesellschaft für Informatik, kritisieren diese Einordnung von Bachelor und Master Professionals, weil sie für Verwechselungsgefahr mit den akademischen Abschlüssen sorgen", sagt Opel. Für Bachelor Professionals sind mindestens 200 Stunden Fortbildung vorgesehen, für Master Professionals mindestens 600 Stunden - was deutlich weniger ist als in einem Hochschulstudium.
Ob die praktischen dann das Niveau der akademischen Absolventen erreichen, ist fraglich. Bislang ist die Meinung zweigeteilt: Aus betrieblicher Sicht sind die Abschlüsse gleichwertig, die Hochschulen bemängeln das fehlende theoretische Fundament in der Weiterbildung. Rechtlich wird klar getrennt: Wer einen Bachelor-Abschluss an einer Hochschule macht, darf an einer Hochschule auch einen Master machen. Wer allerdings einen Bachelor Professional hat, darf das nicht. Gleiches Recht für beide Gruppen gibt es damit nicht.
Das Bildungsministerium hat die Sozialpartner, das sind Verbände und Organisationen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, offiziell über die Empfehlungen des BIBB informiert und sie zur Stellungnahme aufgefordert. Bis Mitte September haben sie nun Zeit für ihre Antwort. "Wenn sich alle Beteiligten für eine Umsetzung der Neuordnungsempfehlung aussprechen, wird die IT-Weiterbildung modernisiert", sagt Schwarz. Er hofft darauf und auf eine rasche Umsetzung.
Ob es kommt, wie vom BIBB empfohlen, ist offen.
Bild: Pixabay