Selbstständig machen? Das solltest du dich vorher fragen
Freiberuflich zu arbeiten ist für viele ein verlockendes Ziel – doch gerade in der IT sollte man vor dem Start einige Punkte reflektieren.
Mehr Freiheiten, mehr Abwechslung, mehr Verdienst: Die Gründe, sich in der IT selbstständig zu machen, sind individuell. Es ist auf jeden Fall umso verlockender, seit IT-Fachkräfte so stark gesucht werden – und damit sowohl die Chancen auf Aufträge steigen als auch die Honorare. Wer den Sprung wagen will, sollte jetzt trotzdem noch einmal innehalten und sich ehrlich fragen, ob die Selbstständigkeit für ihn oder sie wirklich das passende Modell ist. Macht einen der feste Job, den man gerade noch hat, wirklich unglücklich oder lassen sich vielleicht dessen Bedingungen verbessern? Dann lohnt es sich, im Unternehmen danach zu fragen. Oder ein Wechsel innerhalb des Unternehmens kann eine Lösung sein.
Sanfter Start: nebenberuflich anfangen
Ein Angestelltenverhältnis bringt nun mal einige Vorteile mit sich: Sicherheit, bezahlten Urlaub und kein finanzielles Risiko bei Krankheit zum Beispiel. Aber wenn es nicht zufrieden macht, ist es das alles nicht wert – und als Freiberufler kann man natürlich auch sehr gut auskommen. Ein gutes Modell kann sein, parallel zum festen Job in die Selbstständigkeit zu starten. So kannst du erst mal testen, wie es sich anfühlt, so zu arbeiten, ob du Aufträge akquirieren und dich gut selbst organisieren kannst. Und das alles, während du noch durch den Hauptberuf finanziell abgesichert bist.
Es gibt dabei jedoch einiges zu beachten, zum Beispiel darf dein Job nicht unter der Selbstständigkeit leiden, du darfst nicht Urlaubs- oder Krankentage dafür nutzen und musst dich an die gesetzlich festgelegten Arbeitszeitgrenzen halten. Auch dein Chef oder deine Chefin sollten Bescheid wissen – selbst wenn du nicht verpflichtet bist, es mitzuteilen.
Du solltest bei der Entscheidung „Freiberuflichkeit oder nicht?“ auch dein persönliches Risiko abwägen: Wenn du eine Familie hast und hohe monatliche Kosten, kann der Start in die Selbstständigkeit schwierig werden. Genauso wenn du weißt, dass du mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hast. Oder dir noch wichtige Skills oder Wissen fehlen. Sei auch hier ehrlich mit dir selbst und beziehe diese Punkte in deine Überlegungen ein!
Einen Plan festhalten - schriftlich!
Du hast den Mut gefasst zu springen? Dann schreib jetzt trotzdem erst mal auf, was genau du machen und erreichen willst. Du solltest realistisch sein, darfst aber auch groß denken. Aus den Notizen kannst du dann ableiten, welche Schritte dich zu diesen Zielen bringen können. Überleg auch, was dich motivieren kann, dranzubleiben. Und sprich in regelmäßigen Abständen mit vertrauten Menschen darüber – wenn andere wissen, was wir vorhaben, beweisen wir selbst oft mehr Durchhaltevermögen. Und sie können dir auch Feedback geben, wenn du es brauchst.
Marvin Engel, freiberuflicher Projektmanager und Coach bei GolemShifoo, dem Coachingportal von Golem.de, gibt jedoch zu bedenken, dass Menschen, die einem nahestehen, nicht immer die sind, die einen bei mutigen Schritten unterstützen: „Als mir nahestehende Personen feststellten, dass ich bis spät nachts arbeitete, rieten sie mir eher dazu, wieder einen normalen Arbeitsalltag zu suchen. Sie verstanden nicht, dass ich die Extraarbeit für meine eigene Sache lieber tat als einen Job, bei dem ich nicht mit dem Herzen dabei bin. Dieser Rat wurde mir natürlich nur mit den besten Absichten und aus Sorge gegeben, aber in meinem Fall war es der falsche.“
Coaches können objektiv beraten
Professionelle Unterstützer, wie zum Beispiel ein Coach, können das viel objektiver betrachten und rational beurteilen. Die GolemShifoo Coaches wie Marvin kommen alle selbst aus der IT und wissen daher gut, was ITler bewegt. Sie können entsprechend konstruktiv helfen. Marvin hat das selbst auch genutzt: „Die Objektivität so einer Person kann viel bewirken. Durch das Durchsprechen möglicher positiver wie negativer Szenarien, die nach meiner Jobkündigung folgen könnten, half mir ein Coach dabei, die Angst vor dem Unbekannten zu verlieren.
Ich lernte neue Sichtweisen - auch auf mich selbst - kennen und konnte Selbstvertrauen für meine nächsten Schritte gewinnen.“ Er hat den Schritt in die Selbstständigkeit bisher nicht bereut: „Ich arbeite immer noch mehr als zur Zeit meiner Festanstellung und schlage mir auch öfter noch die Nächte um die Ohren. Der Unterschied ist nur, dass ich es heute viel lieber mache als zur damaligen Zeit. Ich bin also glücklicher, auch wenn ich mehr und härter arbeite. Aus einem Risiko ist eine neue Komfortzone entstanden.“