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Achtung! Agiler Coach gesucht?
(Bild: Pixabay)
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Überall werden sie gesucht, um den digitalen Wandel voranzutreiben: agile Coaches. In den Jobbeschreibungen warten spannende Aufgaben, jedoch müssen Bewerber aufpassen, dass sie die richtigen Fragen stellen, wenn sie etwas bewegen möchten.
Agil klingt sexy. Coach klingt cool. Seit 2013 ist die Suche nach "Agile Coach" laut Google Trends konstant angestiegen. Das leuchtet ein, denn die Welt dreht sich scheinbar immer schneller - zwar nicht im physikalischen Sinne, aber jede Menge Informationen erreichen die Menschen per Push-Nachricht auf den verschiedensten Endgeräten. Kein Wunder, dass sie sich in dieser Masse nach einem Coach sehnen, jemandem, der eine Richtung weisen kann und eine Weiterentwicklung ermöglicht. Führung klingt da zu sehr nach Anweisung von oben. Coach hingegen nach einem verlässlichen Partner, nach jemandem auf Augenhöhe. Im besten Fall sogar nach jemandem, der andere Menschen weiterbringen und motivieren kann.
Die wichtigste Frage zuerst
Der Trend zur Agilität im Unternehmen ist gut, er ermöglicht es unter anderem, schneller auf Veränderungen zu reagieren, bezieht Kunden in den Entwicklungsprozess mit ein und macht im besten Fall die Mitarbeiter durch gelebte Selbstorganisation zufriedener. Aber häufig sucht ein Unternehmen etwas ganz anderes, als die Stellenausschreibung für einen "agilen Coach" vermuten lässt. Hier müssen Bewerber die richtigen Fragen stellen.
"Was suchen Sie genau? Einen Scrum Master? Einen Product Owner? Einen Trainer?" Wenn die Person, die einen agilen Coach sucht, hier stillschweigt, ist klar, dass dies genau die richtige Frage war. Auch "Alles in einem" ist nicht die richtige Antwort. Viele Unternehmen wissen nämlich gar nicht, was das Wort Coaching den meisten Arbeitssuchenden vermittelt oder was es überhaupt per Definition bedeutet. Außerdem ist oft unklar, wie sich ein agiler Coach in das Gefüge eines agilen Teams einbetten kann. Wenn die Antwort jedoch lautet, dass Feingefühl und Fachkenntnis über Agilität gefragt sei, kommt das dem eigentlichen agilen Coach schon ganz nahe.
Das "Coach" in "agiler Coach"
Coaching im definierten Wortsinne bedeutet, dass keine direkten Lösungsvorschläge unterbreitet werden, sondern lediglich dabei unterstützt wird, Wege zu finden, Probleme zu lösen. Genau das wird allerdings den meisten Unternehmen nicht wirklich schmecken. Nur hinterfragen, Anregungen bieten, nicht aktiv an der Umsetzung teilnehmen? Und das bei der viel gepriesenen Hands-on-Mentalität? Das klingt widersprüchlich und widerstrebt auf den ersten Blick sogar den agilen Prinzipien. Diese besagen unter anderem, dass sich Teammitglieder aktiv integrieren und gemeinsam mit den Mitstreitern selbstorganisiert an einem Ziel arbeiten, sich einbringen und ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen sollen. Soll der agile Coach also wirklich Coaching-Aufgaben übernehmen oder ist das womöglich nur ein sehr kleiner Teil einer ganz anderen Aufgabe?
Weiter heißt es in der Definition: "Coaching findet auf der Basis einer tragfähigen und durch gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen gekennzeichneten, freiwillig gewünschten Beziehung statt." Im besten Fall haben Bewerber also mit den Kollegen vor der Vertragsunterzeichnung gesprochen, mit denen sie zusammenarbeiten werden. Denn einen vor die Nase gesetzten Coach finden nicht nur Fußballspieler manchmal fehlbesetzt. Deshalb lautet eine weitere wichtige Frage: "Darf ich das Team kennenlernen?" Dies sollte in keinem Fall verwehrt werden.
Plakatives Personalmarketing entlarven
Als Bewerber müssen Sie auch herausfinden, ob es dem Unternehmen mit der Agilität wirklich ernst ist oder ob es nur einem Trend folgt, den es gar nicht verstanden hat oder für seine Zwecke missbraucht. Aus diesem Grund sollten im Bewerbungsgespräch die agilen Werte des Unternehmens hinterfragt werden. Welche agilen Rituale werden gelebt? Wie ist der Vorgesetzte in den agilen Prozess eingebettet? Welche agilen Tools werden genutzt? Wie wird die Agilität auf der höchsten Management-Ebene gelebt? Gibt es auf diese Antworten nur die altbekannten Floskeln, hat man erfolgreich ein plakatives Personalmarketing entlarvt: Formulierungen wie "Wir nutzen verschiedenste Tools", "Wir leben den Change", "Die Meinung der Mitarbeiter ist uns wichtig" oder der Klassiker schlechthin: "Wir haben einen Kickertisch." Dies alles ist nichtssagend und vor allem für Bewerber zu wenig konkret in Bezug auf Agilität im Unternehmen.
Sind die Fragen jedoch willkommen und werden gerne und mit Beispielen beantwortet, handelt es sich um ein Unternehmen, das vermutlich wirklich agil arbeitet. Tägliche Scrum-Meetings, das Arbeiten mit Sprints oder ausführliche Retrospektiven sind Rituale, die in keinem agil arbeitenden Unternehmen fehlen sollten. Konkrete Beispiele für selbstständige Organisation der Teams sind für Agilität ebenfalls wichtig. Darunter fallen zum Beispiel eine eigene Zeiteinteilung oder Zieldefinitionen, die vom Team selbst formuliert werden dürfen. Wenn zudem Zertifizierungen und Weiterbildungen in diesem Bereich angeboten werden, ist das ein positives Zeichen für gelebte Agilität.
Nicht nur für den agilen Coach
Ausführliches Hinterfragen von Agilität im Unternehmen gilt natürlich nicht nur für den agilen Coach, sondern auch bei Bewerbungen als Scrum Master oder Product Owner, also andere agilen Teamrollen. Auch das Unternehmen, das Mitarbeiter für sich gewinnen möchte, sollte vor allem die Frage nach dem Warum klären. Warum brauchen wir diese Stelle? Warum wird eine neue Persönlichkeit für diese Stelle gebraucht? Schließlich möchte der Bewerber das Gefühl haben, dass er eine sinnvolle Tätigkeit ausübt. Das ist doch der Grund, weshalb wir jeden Tag aufstehen und die entscheidende Frage der berufstätigen Generationen.
Wichtig ist also, vor allem nach Beispielen für Agilität im Unternehmen zu fragen und den Coach ganz klar von den anderen agilen Rollen abgrenzen zu lassen. Aktive Mitarbeit an der Umsetzung oder eine coachende Rolle, die dabei hilft, Probleme zu identifizieren und zu lösen? Denn wenn man weiß, was auf einen zukommt, kann man sich bestmöglich darauf vorbereiten. Das ist es auch, was einen guten Coach auszeichnet.
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