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Stack Overflow Survey 2024: Mehr KI-Adoption bei gleichzeitig mehr technischen Schulden für Devs
Die weltweit größte und umfassendste Entwicklerstudie offenbart ein Dilemma in der Softwareentwicklung: Während Einsatz und Nutzen von KI-Tools stark zunimmt, kämpfen Entwickler gleichzeitig mit wachsenden technischen Schulden.
Die jährliche Stack Overflow Developer Survey gilt als Barometer für Trends und Herausforderungen in der Softwareentwicklung. Die Ergebnisse der 14. Ausgabe für 2024, an der 65.437 Entwickler aus 185 Ländern weltweit teilgenommen haben, zeigen einen deutlichen Anstieg bei der Nutzung von KI-Tools. 62 Prozent der befragten Entwickler verwenden KI-Tools, 18 Prozentpunkte mehr als 2023. Diese Entwicklung steht in starkem Kontrast zur Situation im Vorjahr, als ein Moderatorenstreik auf Stack Overflow Bedenken über die Qualität KI-generierter Inhalte zum Ausdruck brachte.
70 Prozent der professionellen Entwickler betrachten KI nicht als Bedrohung für ihre Jobs. Stattdessen sehen sie KI als Werkzeug zur Produktivitätssteigerung, insbesondere bei routinemäßigen Aufgaben. Diese Einstellung spiegelt sich in der wachsenden Akzeptanz und Nutzung von KI-Tools wider.
Allerdings bleibt eine gewisse Skepsis bestehen: 31 Prozent misstrauen KI-Lösungen hinsichtlich ihrer Genauigkeit und 45 Prozent bewerten die Fähigkeit von KI, komplexe Aufgaben zu bewältigen, als schlecht oder sehr schlecht. Diese kritische Haltung unterstreicht die Notwendigkeit, KI-Tools sorgfältig und bedacht einzusetzen.
Technische Schulden größte Herausforderung
Technische Schulden bleiben die größte Frustration am Arbeitsplatz, wie 62 Prozent der Entwickler berichten. Diese "Schulden" entstehen, wenn für schnelle Ergebnisse Kompromisse bei der Code-Qualität eingegangen werden, was langfristig zu erhöhtem Wartungsaufwand führt. Der hohe Prozentsatz zeigt, dass trotz technologischer Fortschritte grundlegende Herausforderungen in der Softwareentwicklung bestehen bleiben.
Dennoch sind 68 Prozent der Fachleute mit ihrer Arbeit zufrieden oder neutral eingestellt. Dies zeugt von einer resilienten Entwicklergemeinschaft, die auch angesichts von Schwierigkeiten Erfüllung in ihrer Arbeit findet.
Evolution statt Revolution bei den Sprachen
Die Umfrage zeigt auch eine Verschiebung in den bevorzugten Programmiersprachen. Javascript bleibt mit 62 Prozent Nutzung die am häufigsten verwendete Sprache, gefolgt von HTML/CSS (53) und Python (51), doch Python hat Javascript als die am meisten für die Zukunft gewünschte Sprache überholt. Dies setzt einen Trend fort, der sich in den letzten Jahren bereits abgezeichnet hat und reflektiert den wachsenden Bedarf bei der Datenanalyse und beim maschinellen Lernen.
Rust festigt mit einer Beliebtheit von 83 Prozent seinen Status als meistbewunderte Sprache, was das anhaltende Interesse an Performance und Sicherheit widerspiegelt. Im Bereich der eingebetteten Systeme dominieren Raspberry Pi (39 Prozent) und Arduino (30 Prozent), was an einer zunehmenden Bedeutung von IoT und DIY-Elektronik im Entwickler-Ökosystem hindeutet.
Lerngewohnheiten und demografischer Wandel
Bei den Lerngewohnheiten hat sich im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert; die Umfrage bestätigt erneut den anhaltenden Trend zum Selbststudium: 82 Prozent der Befragten nutzen Online-Ressourcen, um das Programmieren zu lernen, während 49 Prozent den traditionellen schulischen Bildungsweg wählen. Das bedeutet, dass Online-Plattformen, -Kurse und Tutorials eine größere Rolle beim Erlernen von Programmierfähigkeiten spielen als formale Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Universitäten. Gleichzeitig nutzen viele Coder eine Kombination aus formalen und informellen Bildungsressourcen, um ihre Programmierkenntnisse zu erweitern. Dieser Umstand kann als Anpassung an die schnelllebige Natur der Technologiebranche verstanden werden, in der kontinuierliches, selbstgesteuertes Lernen der Schlüssel zum Erfolg ist.
Das Durchschnittsalter der Umfrageteilnehmer steigt: 39 Prozent sind nun 35 Jahre oder älter, verglichen mit 31 Prozent im Jahr 2022. Dies könnte auf eine Reifung der Branche hindeuten, aber auch auf die wachsende Attraktivität von Technologiekarrieren für erfahrenere Arbeitnehmer.
Gehaltsentwicklung unter Druck
Die Umfrage zeigt einen allgemeinen Rückgang der Gehälter für viele Entwicklerpositionen, insbesondere für Blockchain-Entwickler, Site Reliability Engineers und Backend-Entwickler. Im Gegensatz dazu verzeichnen Developer Experience Specialists und Developer Advocates Gehaltssteigerungen. Mögliche Gründe dafür könnten die Verschiebung der Nachfrage und die Neubewertung bestimmter Rollen, die wirtschaftliche Unsicherheit und der erhöhte Kostendruck in der Technologiebranche sowie die zunehmende Wertschätzung von Rollen sein, die sich auf die Verbesserung der Entwicklererfahrung und die Förderung von Best Practices in der Branche konzentrieren.
Wandel im Rollenverständnis des Developers
Die Stack Overflow Developer Survey 2024 ist ein weiterer Datenpunkt in einer sich wandelnden Branche, der einige Prognosen zulässt. Es wird immer deutlicher, dass KI-Tools vor allem bei alltäglichen Aufgaben Zeit sparen werden. Dies eröffnet Entwicklern die Möglichkeit, sich auf komplexere und strategischere Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren, was zu einer Neudefinition der Rolle des Entwicklers führen könnte, weg von der reinen Codierung hin zu mehr Design, Architektur und Problemlösung auf höherer Ebene.
Der im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Akzeptanz von KI steht ein anhaltendes Bewusstsein für die Grenzen dieser Technologie gegenüber. Die Fähigkeit, die Balance zwischen Innovation und Qualität zu meistern, wird in Zukunft entscheidend für den Erfolg in der Softwareentwicklung sein. Während die Industrie die Vorteile von KI erforscht, bleibt die Notwendigkeit bestehen, grundlegende Herausforderungen wie technische Schulden anzugehen und die Qualität der Softwareentwicklung aufrechtzuerhalten.
Die Fähigkeit, sich weiterzubilden, kritisch zu denken und komplexe Probleme zu lösen, wird auch in Zukunft der Schlüssel zum Erfolg in der Softwareentwicklung sein.
Bild: Unsplash.com