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IT-Freelancer: Paradiesische Zustände

IT-Freelancer: Paradiesische Zustände - Golem Karrierewelt

(Bild: Rüdiger Deppe (privat)

Von Peter Ilg veröffentlicht am 

IT-Freiberufler arbeiten zeitlich nicht mehr als ihre fest angestellten Kollegen, verdienen aber doppelt so viel wie sie. Das unternehmerische Risiko ist in der heutigen Zeit für gute IT-Freelancer gering, die Gefahr der Scheinselbstständigkeit aber hoch.

Rüdiger Deppe ist der amtierende IT-Freelancer des Jahres 2017. Das ist die bedeutendste Auszeichnung für IT-Selbstständige im deutschsprachigen Raum. Die Verleihung findet alle zwei Jahre statt, aktuell wird sein Nachfolger bestimmt. Kriterien für die Bewertung sind Profil, Internetauftritt und der unternehmerische Ansatz von selbstständigen IT-Experten. Die Gesellschaft für Informatik, der Deutsche Bundesverband Informationstechnologie für Selbständige und das IT-Freelancer-Magazin küren den IT-Freelancer des Jahres.

Deppe ist 54 Jahre alt, seit 20 Jahren als IT-Freiberufler Spezialist für ABAP, die Programmiersprache von SAP. "Ich finde, es ist die einfachste aller Softwaresprachen, weil in sich völlig schlüssig", sagt der gelernte Industriekaufmann. Er hat sich ABAP autodidaktisch beigebracht. Über die Sprache hat er mehrere Fachbücher geschrieben und ist Zertifikatsbeauftragter für ABAP. Außer während seiner Lehrzeit war er nie mehr angestellt. "Mein Geschäft läuft spitzenmäßig", sagt er. Um Projekte muss er sich bei Unternehmen nicht bewerben: "Ich werde angefragt."

Mehr als jeder zehnte ITler ist Freiberufler

Mit der Auszeichnung zum IT-Freelancer des Jahres wird eine Blaupause für IT-Freiberufler geschaffen. Wer in dem Metier erfolgreich sein will, kann sich an den Ausgezeichneten orientieren. Wie es um das Gros der IT-Selbstständigen in Deutschland bestellt ist, zeigt der Freelancer-Kompass 2019 von Freelancermap.

Genaue Zahlen darüber, wie viele IT-Freelancer es in Deutschland gibt, liegen nicht vor. "Wir gehen von 110.000 bis 120.000 aus", sagt Jonas Lünendonk, geschäftsführender Gesellschafter des Marktforschungsinstituts Lünendonk & Hossenfelder. Bezogen auf die Gesamtzahl der Erwerbstätigen in der IT-Branche liegt der Anteil der Selbstständigen somit bei 12 bis 13 Prozent. "In der IT ist Freiberuflichkeit damit tendenziell höher als in anderen Berufen, mit Ausnahme der typischen Freiberufler wie etwa Ärzte oder Steuerberater", erklärt Lünendonk.

In konjunkturell schlechten Zeiten gibt es weniger Freiberuflichkeit, weil das wirtschaftliche Risiko steigt. "In guter Konjunktur wagen mehr den Schritt in die Selbstständigkeit, weil es Chancen für Aufträge gibt", sagt Lünendonk. Seit Jahren steigen laut Umfragen von Lünendonk & Hossfenfelder die Umsätze von Anbietern für Recruiting, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland, woraus sich eine tendenzielle Zunahme an IT-Selbstständigen ableiten lässt.

Freelancermap stellt die IT-Infrastruktur bereit, damit Unternehmen Projekte anbieten können und IT-Freelancer ihre Profile einstellen. Aktuell haben das etwa 53.000 IT-Freiberufler getan. Davon haben 75 Prozent einen akademischen Abschluss, der Frauenanteil liegt bei rund zehn Prozent. Der Freelancer-Kompass 2019 resultiert aus der Befragung der bei Freelancermap registrierten IT-Freiberufler.

Einige der wichtigsten Fakten daraus sind: Der durchschnittliche IT-Freelancer ist 47 Jahre alt, arbeitet 45 Stunden pro Woche und hat ein monatliches Nettoeinkommen von 6.922 Euro. Steuern, Sozialversicherung und Betriebsausgaben sind davon bereits abgezogen. "Freiberufler verdienen gut doppelt so viel wie ein angestellter ITler", sagt Florian Baumann, der als Marketingleiter bei Freelancermap für die Studie zuständig ist.

Bei dem Vergleich beruft er sich auf den Gehaltsreport 2019 der Online-Jobplattform Stepstone, nach der ITler ein Bruttodurchschnittsgehalt von 62.278 Euro haben. Wird dieser Wert nun mit einem Brutto-Netto-Rechner auf ein monatliches Nettogehalt umgerechnet, ergeben sich 3.065 Euro. Angenommen werden Steuerklasse 1, keine Kirchenzugehörigkeit und keine Kinder.

Laut Freelancer-Kompass ist der Stundensatz 2019 gegenüber dem Vorjahr um 2,84 Euro auf 93,89 Euro gestiegen. Die höchsten Honorare werden in SAP-Projekten bezahlt. Hier liegt der Stundensatz bei 112,49 Euro. Nur halb so viel zahlen die Kunden etwa für Content auf Webseiten. Im deutschsprachigen Raum sind die Stundensätze in der Schweiz am höchsten, in Österreich am niedrigsten, Deutschland liegt in der Mitte und in etwa auf der Höhe des durchschnittlichen Stundensatzes insgesamt. "Dass 74 Prozent der Studienteilnehmer mit ihrem Einkommen zufrieden sind, ist nur allzu logisch bei dieser Höhe", sagt Baumann. Sollten sich die Honorarzuwächse der vergangenen Jahre fortsetzen, ist für 2020 von einem Stundensatz von etwa 96 Euro auszugehen.

Freelancer des Jahres hat rund 4.000 Firmenkontakte

Rüdiger Deppe bekommt Jobangebote für eine Festanstellung en masse. "Mein Verdienst ist höher als bislang jedes Angebot einer Festanstellung." Das ist für ihn die beste Work-Life-Balance, und als Freiberufler kann er sich seine Projekte aussuchen. Unabhängigkeit und sein eigener Chef sein - das sind die mit großem Abstand wichtigsten Gründe für die Selbstständigkeit laut der Studie von Freelancermap.

Die größte Herausforderung liegt demnach in der Projektakquise. "Ich habe mir im Laufe von zwei Jahrzehnten etwa 4.000 Firmenkontakte erarbeitet. Das ist mein größter Schatz für meine Selbstständigkeit", sagt Deppe. Auf ein tragfähiges Netzwerk sollten IT-Freelancer ganz besonders achten.

Völlig aus dem Durchschnitt fällt der Muster-IT-Freelancer übrigens bei der Berufserfahrung vor der Selbstständigkeit: Die liegt nämlich bei knapp 13 Jahren. Fast genau so lange sind Freelancer im Durchschnitt selbstständig.

Freelancer arbeiten mitnichten Tag und Nacht

Dass IT-Freelancer Tag und Nacht arbeiten, widerlegt die Studie klar. Nur knapp fünf Prozent arbeiten mehr als 60 Wochenstunden, fast die Hälfte kommen auf rund 44 Stunden pro Woche. Allerdings nimmt sich jeder Zweite weniger als die 24 Tage Urlaub pro Jahr, die das Gesetz bei Angestellten mit Sechstagewoche mindestens vorschreibt. Fast alle Studienteilnehmer würden sich wieder selbstständig machen. Besser kann der Wert kaum sein.

Über die Hälfte fordert von der Politik, die Scheinselbstständigkeit abzuschaffen, weil das Gesetz die Auftragsvergabe der Unternehmen hemme. Denn liegt bei einem Freiberufler Scheinselbstständigkeit vor, trifft das vor allem die Auftraggeber: Sie müssen dann Lohnsteuer und Sozialversicherung nachzahlen. Die Scheinselbstständigen können wegen Steuerhinterziehung belangt werden.

Ob Scheinselbstständigkeit vorliegt, wird anhand mehrerer Kriterien überprüft. Im Falle einer Scheinselbstständigkeit sind die eigenen unternehmerischen Entscheidungsspielräume sehr stark eingeschränkt und der Freiberufler arbeitet nur für wenige, im eindeutigsten Fall nur für einen einzigen Kunden. Laut Studie sind rund 60 Prozent aller Freelancer bis zu zwölf Monate in einem Projekt. Um nicht scheinselbstständig zu sein, sollten sie mehrere Projekte bei unterschiedlichen Auftraggebern betreuen.

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