IT-Profis plaudern: Zur IT-Teambildung wurden Escape Rooms erbaut
Bei einem alkoholfreien Bier haben wir mit dem Vodafone-CIO Ulrich Irnich über den Stress in der Pandemie gesprochen - und darüber, wie man selbst einen Escape Room baut.
veröffentlicht am 23. Juli 2021
Dass Beschäftigte zum Teambuilding in einen Escape Room geschickt werden, ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr. Ungewöhnlich ist aber, was sich der Vodafone-CIO Ulrich Irnich für den Zusammenschluss von Vodafone mit Unitymedia ausdachte. Klar, die Teams sollten einander kennenlernen - aber wie?
"Um die Teams besser zusammenzubringen und ihnen eine klare Identifikation zu geben, haben wir dann eine spielerische Lösung entwickelt und den Escape Room gebaut", erzählte uns Irnich im frühabendlichen Videochat. Der Rätsel-Raum, in dem die Spieler in einer vorgeschriebenen Zeit unterschiedliche Aufgaben lösen mussten, war das Ergebnis der Überlegungen aus dem IT-Team von Irnich.
Die Aufgabe, die er stellte, war herausfordernd: Wie können wir unternehmensweit die Aufgaben der IT vermitteln, das Thema IT-Sicherheit ins Bewusstsein rücken und unsere Teams zusammenwachsen lassen?
Innerhalb von sechs Wochen einen Escape Room errichtet
Acht Beschäftigte meldeten sich für das Projekt oder wurden von Irnich ausgewählt. Ihre Storyline: Ein Hacker hatte sich des CRM-Systems eines Kabelnetzbetreibers bemächtigt und einen Trojaner eingepflanzt. In 60 Minuten mussten alle Rätsel gelöst werden, um den Raum verlassen zu können und den Trojaner zu stoppen.
"Und dann haben die Mitarbeiter auf Basis dieser Geschichte innerhalb von sechs Wochen tatsächlich einen Escape Room errichtet", erzählte Irnich. "Es entstanden vier Räume, durch die man hindurchgehen musste, um zu lernen, was bei einem Hackerangriff passiert."
Eine der Türen, die man passieren musste, war die Safe-Tür im Untergeschoss der früheren Sparkasse Köln, die zum Gebäude gehört. Damit gehörte auch ein spektakuläres Setting zu der Szenerie. Einen Vorraum, in dem ein Spielleiter das Geschehen beobachten und Hilfestellung geben konnte, gab es auch.
"Was braucht ihr von der IT?"
Immer nachdem die verschiedenen Fachbereiche mit Teams von vier bis sechs Personen die Räume passiert hatten, wurden sie gefragt, was sie von der IT benötigten, um ihre täglichen Aufgaben bestmöglich zu erledigen. "Es ging darum, spielerisch Silos aufzubrechen", erklärte der CIO, und: "Der Escape Room, den das Team errichtet hatte, ist besser gewesen als so manche professionelle Einrichtung." Für das IT-Team sei es eine tolle Erfahrung des gemeinsamen Experimentierens gewesen. "Das haben die neben ihrer normalen Arbeit gemacht."
Doch vor dem Spiel kam der Fleiß: Irnich stellte einige seiner IT-Beschäftigten für einige Tage von ihren eigentlichen Aufgaben frei, damit sie den Escape Room bauen konnten. Regale wurden angebracht, Bilder aufgehängt, Monitore aufgestellt, Requisiten gesucht und viel Bastelmaterial eingekauft.
Die späteren Aufgaben im Escape Room waren herausfordernd, an zwei bis drei Tagen pro Woche konnten Beschäftigte von Unitymedia die Prüfungen auf sich nehmen. Nicht alle hätten die Zeitvorgaben einhalten können, räumte Irnich ein. "Aber es war für jeden eine tolle Erfahrung", sagte er lachend.
Wenn Teams ruckelt, werden alle nervös
Eine aktuelle Herausforderung ist für Irnich die Coronapandemie. Rund 16.000 Beschäftigte gingen bei Vodafone vor 15 Monaten von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice.
"Corona hat ja alles so ein bisschen auf den Kopf gestellt. Für uns ging es darum, eine stabile Arbeitsumgebung für das Homeoffice zu schaffen und mit digitalen Werkzeugen in kürzester Zeit so aufzuwerten, dass eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit jederzeit und auf Distanz möglich ist", fasste Irnich die Lage zusammen.
"Gleichzeitig mussten wir sicherstellen, dass die bestehenden Systeme und Lösungen auch alles mitmachen und durchhalten. Wir haben beispielsweise Teams neu eingeführt - und wenn dann dort in den Meetings etwas geruckelt hat, werden alle ganz schnell nervös."
Die Datenrate, die die Beschäftigten zu Hause hatten, war natürlich aufgrund der unterschiedlich dimensionierten privaten Internetzugänge nicht einheitlich. Einige Vodafone-Mitarbeiter mussten über Gigacubes mit 4G und 5G angebunden werden, die meisten Mitarbeiter nutzten aber zu Hause schnelle Internetzugänge.
"Das war aber eher eine Ausnahme und mein kleinstes Problem. Die Herausforderung war, ob die VPN-Tunnel ausreichend groß skaliert sind."Das klappte nicht auf Anhieb und sein Team musste in der Pandemie Ausrüstung tauschen und aufwerten.
"Doch wir haben es hingekriegt", sagte Irnich, leerte sein Bier und betonte: "Egal, welches Projekt wir in der IT realisieren, im Zentrum stehen immer engagierte Kollegen und Kolleginnen, die alle Herausforderungen annehmen und fantastische Ergebnisse liefern." Wie bei dem selbst kreierten Escape Room.
IT-Profis plaudern: In loser Folge veröffentlicht Golem.de Erfahrungen von IT-lern über große Herausforderungen oder Ärgernisse in ihrem Arbeitsleben. Teil eins drehte sich um die sonderbaren Erfahrungen eines Fachinformatikers in seiner Ausbildung (Titel: ''Was ist denn Python?'')
Bild: Vodafone Deutschland