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IT-Jobs: Wer mehr Gehalt möchte, braucht einen Plan

IT-Jobs: Wer mehr Gehalt möchte, braucht einen Plan - Golem Karrierewelt

(Bild: Pixabay)

Ein Ratgebertext von Marvin Engel veröffentlicht am 

IT-Spezialisten haben derzeit alle Argumente für mehr Gehalt auf ihrer Seite, nutzen sie aber oft nicht. Ratschläge aus meiner Erfahrung als Coach.

Dass die eigene Arbeit Spaß macht und sinnvoll ist, ist für viele Arbeitnehmer das oberste Gebot. Doch natürlich ist auch Geld ein wichtiges Kriterium. Laut einer repräsentativen Studie des Personaldienstleisters Manpower Group ist nahezu jeder zweite Beschäftigte unzufrieden im Job, jeder fünfte aus dieser Gruppe wünscht sich eine bessere Bezahlung.

Viele Arbeitnehmer, auch in stark nachgefragten Branchen wie der IT-Industrie, scheuen sich aber davor, nach mehr Geld zu fragen, behandeln dieses Thema unnötigerweise wie ein Tabu und fühlen sich in einer unterlegenen Position. Sie wissen nicht, wie sie ihren Wunsch mit einer guten Argumentation untermauern und sich dabei selbstbewusst präsentieren können. Das Ergebnis sind häufig nur geringe Lohnsteigerungen über Jahre oder sogar frustrierende Nullrunden.

Gerade die Coronapandemie hat aber gezeigt, wie bedeutend IT-Fachkräfte sind. Ob aus dem Boden gestampfte Lieferdienst-Apps, die fachgerechte Pflege von Online-Remote-Systemen oder die Fernwartung von Software: Ohne IT-Spezialisten wäre das Arbeitsleben in der Corona-Zeit in vielen Bereichen wesentlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich geworden. Es gibt also wenig Grund für übertriebene Zurückhaltung.

Keine Angst, über Geld und Gehalt zu reden

Eine gute Möglichkeit, mehr Gehalt auszuhandeln, ist das Mitarbeitergespräch. In den meisten Unternehmen findet es mindestens einmal im Jahr statt, es geht um die persönliche und berufliche Entwicklung, aber eben auch ums Gehalt, Boni oder andere Extraleistungen. In Berufen ohne Tarifverträge ist besonderes Verhandlungsgeschick gefragt. Ich habe als Coach viele solcher Gespräche vorbereitet, geführt und begleitet.

Dabei fiel mir auf, dass es vielen Menschen - vor allem hierzulande - schwerfällt, überhaupt über Geld und das eigene Gehalt zu sprechen. Das hat offenbar kulturelle Gründe, denn in anderen Ländern ist das Thema weniger problembehaftet. Natürlich haben auch wir jeden Tag mit Geld zu tun, allerdings verhandeln wir nicht täglich. Deswegen rate ich in Coachings als erstes immer dazu, zu lernen, über Geld zu sprechen - und zwar offen und ohne Angst oder Barrieren im Kopf.

Dabei hilft es, sich vor dem Gespräch Gedanken über folgende Fragen zu machen: Warum möchte ich mehr Geld verdienen? Warum kann ich erwarten, mehr Geld zu verdienen? Hat man Antworten auf diese Fragen gefunden, ist es plötzlich nicht mehr so unnatürlich, über Gehalt zu sprechen. Schließlich gibt es vermutlich viele gute Gründe für eine Gehaltserhöhung - man muss sie nur sachlich benennen und eigene Hemmungen abbauen können.

Über Leistungen sprechen, als wären sie Computerkomponenten

Um das zu erreichen, hilft vor allem eines: üben. Ich habe das einmal mit einem Coachee anhand eines anderen Beispiels als Gehaltsverhandlungen gemacht - nämlich anhand seiner persönlichen Ausgaben. Der Mann, der bei einem IT-Unternehmen arbeitete, wollte sich einen neuen Computer kaufen. Auf meine Frage nach dem Warum lieferte er mir eine Menge Gründe: Er beschrieb mir seine verschiedenen Anwendungsbereiche. Er erklärte mir, warum eine potente Grafikkarte sinnvoll sei; schließlich müsse er hin und wieder 4K-Videomaterial bearbeiten.

Er arbeitete gerne in vielen verschiedenen Browsertabs, deshalb war es für ihn wichtig, ausreichend RAM zu verbauen. Da er eine Einzimmerwohnung hatte, sollte der neue Rechner außerdem möglichst leise sein, falls er zum Beispiel über Nacht ein Video rendern müsste. Er konnte jede wichtige Komponente argumentativ rechtfertigen und über die Preise dafür zu reden, war kein Problem - sie waren Teil der Argumentation.

Übertragen auf seinen Job hieß das: Er sollte bei seinem Vorgesetzten über seine Leistungen sprechen als wären sie Komponenten eines Premium-Rechners: zuverlässig, bewältigt auch schwierige Aufgaben mit Leichtigkeit und hat eine extrem schnelle Auffassungsgabe. Insgesamt also eine außergewöhnliche Bereicherung für das Unternehmen - auch in Zukunft. Diese Argumentation verhalf ihm im Gespräch tatsächlich zu einer zufriedenstellenden Gehaltserhöhung.

Neben der generellen Fähigkeit, befreit über Geld sprechen zu können, ist es aber auch wichtig, konkrete Aufgaben im Unternehmen benennen zu können: Welche besonderen Projekte wurden im vergangenen Jahr realisiert? Was waren die eigenen Aufgaben bei diesen Projekten und wie wurden sie bewältigt?

Vorgesetzte haben nämlich häufig gar kein vollständiges Bild von den Tätigkeiten aller Mitarbeiter. Gerade im IT-Bereich ist es sogar oft so, dass Führungskräfte sich in den Spezialgebieten der Mitarbeiter selbst gar nicht so genau auskennen. Zum Beispiel, wie komplex eine Programmiersprache ist und welcher Fähigkeiten es bedarf, um damit zu arbeiten. Oder wie die IT-Systeme im Haus im Detail funktionieren und wie aufwendig sie gewartet werden müssen.

Diese Unwissenheit ist manchmal auf Desinteresse zurückzuführen, häufiger ist es aber so, dass Manager gar nicht alle Systeme kennen können, mit denen das Unternehmen arbeitet. Aus diesem Grund ist es gerade als IT-Fachkraft wichtig, über die eigenen Aufgaben und Erfolge zu sprechen und der Führungskraft noch einmal deutlich vor Augen zu führen, was die eigene Tätigkeit mit sich bringt.

Eigene Leistung ist das beste Argument für mehr Gehalt

Das wichtigste Argument für mehr Gehalt ist und bleibt die eigene Leistung. In einer Coaching-Session habe ich einmal mit einer Frau gesprochen, die in einem Software-Unternehmen arbeitete und mir erzählte, wie dringend sie eine Gehaltserhöhung brauche, weil ihre Lebenshaltungskosten gestiegen seien. Sie habe sich ein zweites Pferd gekauft, das Auto brauche einige Reparaturen und die neue Wohnung sei noch nicht vollständig eingerichtet. Dass sie für all das mehr Geld brauchte, ist nachvollziehbar - für ihr bevorstehendes Gehaltsgespräch waren dies jedoch die falschen Argumente.

Stattdessen arbeiteten wir für das Gespräch einen Plan aus, der sich vollständig auf ihre Leistung im Unternehmen bezog. Als wir darüber sprachen, kamen sehr viele positive Dinge zum Vorschein. Wir ordneten sie nach Prioritäten, erstellten einen Argumentationsleitfaden und brachten ihren Wunsch nach mehr Gehalt somit in einen nachvollziehbaren Kontext.

Zum Beispiel half die Frau bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter und gab neben ihrem Alltagsgeschäft freiwillig Fortbildungen im Betrieb, obwohl dies gar nicht zu ihren Kernaufgaben gehörte. Sie selbst fand das nicht erwähnenswert, dabei waren das herausragende Leistungen.

Die Frau übernahm Leitungsaufgaben, wurde aber nicht so bezahlt

Sie übernahm in vielen Projekten bereits leitende Positionen, obwohl sie nicht wie jemand bezahlt wurde, der Personalverantwortung hat. Ihre Forderung war legitim und nachvollziehbar für das Unternehmen und sie selbst. Ihre eigenen Leistungen der Vergangenheit (und der Zukunft) waren ihr bestes Argument für eine Gehaltserhöhung.

Schlussendlich erhielt sie einen Jahresbonus und eine akzeptable Steigerung ihres Grundgehalts. Der Aufwand, sich über die eigenen Tätigkeiten im Detail Gedanken zu machen und für das Gespräch einen Argumentationsleitfaden zu erstellen, hatte sich für sie gelohnt.

Ein solcher Leitfaden kann sich zum Beispiel am Ablauf des Gesprächs orientieren. Oft gibt es Vorgesetztenbögen, die im Gespräch von Führungskraft und Mitarbeiter gemeinsam ausgefüllt werden - Balanced Scorecards, Leistungsbeurteilungsbögen und so weiter. Es ist auch möglich, einen solchen Leitfaden nach Themen zu strukturieren, zum Beispiel nach vergangenen Projekten und Leistungen und Zukunftswünschen.

Einen solchen Plan für ein Mitarbeitergespräch kann jeder für sich selbst entwickeln. Typischerweise ist der Ablauf eines Mitarbeitergesprächs so, dass zunächst über die aktuelle Situation und das vergangene Jahr gesprochen wird, wobei idealerweise beide Seiten - Vorgesetzte und Angestellte - zu Wort kommen.

Schon bei dieser Rekapitulation ist es wichtig, die eigenen Leistungen klar und deutlich zu benennen - ohne falsche Bescheidenheit. Denn vermutlich weiß der oder die Vorgesetzte gar nicht um alle Verdienste. Wer hier das Understatement lebt, wird ebenso wenig erreichen wie jemand, der an dieser Stelle die eigene Leistung völlig überzeichnet.

In diesem Zusammenhang ist Demut ein wichtiges Wort. Allerdings ist Arbeitszeit auch Lebenszeit - und allzu unterwürfig sollte man im Gespräch nicht auftreten. Wer sich vorher Gedanken darüber macht, in welchen Bereichen er oder sie die eigene Leistung verbessern könnte, wirkt mit einer Gehaltserhöhungsforderung gleich viel weniger abgehoben.

Nach der Rekapitulation wird meist über die Erwartungshaltung gesprochen, wobei auch hier beide Seiten zu Wort kommen sollten. Wichtig ist, in diesem Gesprächsteil darauf zu achten, dass die Ziele realistisch bleiben. Außerdem sollten finanzielle Perspektiven immer an inhaltliche Themen gekoppelt werden. Das signalisiert eine Bereitschaft zur Weiterentwicklung, zeigt aber auch deutlich den Wunsch nach mehr Gehalt.

Diesen Wunsch könnte man zum Beispiel mit der Eingangsfrage formulieren: "Ich möchte mich im Unternehmen inhaltlich, aber auch in der Entgeltstufe weiterentwickeln, wie könnten beide Themen angegangen werden?"

Geht es konkret um die Vergütung, lauten die Klassiker unter den Vorgesetztenfragen: "Was glauben Sie wäre gerechtfertigt?" oder "Was stellst du dir denn so vor?". Meine Antwort auf diese Frage war einmal, dass es mir nicht darum gehe, mir etwas vorzustellen, sondern darum, eine leistungsgerechte und akzeptable Vergütung für meine Tätigkeit zu bekommen.

Dabei kann man sich einerseits an geltenden Branchengehältern orientieren, die man auf Seiten wie Glassdoor oder Gehalt.de recherchieren kann; wichtig ist dabei, immer mehrere Quellen zu haben.

Sollte der Wunsch nach mehr Gehalt abgelehnt werden, kann man durchaus eine Erklärung verlangen. Das signalisiert, dass man die Entscheidung verstehen möchte und sich ebenfalls eine sinnvolle Argumentation wünscht.

In vielen Unternehmen sind Gehaltssteigerungen von bis zu fünf Prozent pro Jahr möglich. Darüber hinaus wird es schon schwieriger. Alternativ kann natürlich über Extras wie einen Bonus für das vergangene Jahr verhandelt werden. Ebenfalls denkbar sind stufenweise Anstiege des Gehalts.

Es ist auch möglich, Kolleginnen oder Kollegen im Vertrauen zu fragen. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, einige Arbeitgeber verbieten im Arbeitsvertrag das öffentliche Besprechen von Gehältern. Auch wenn dieses Verbot rechtlich nicht haltbar ist, kann es zu Problemen mit Vorgesetzten kommen, wenn man Kollegengehälter als Argumentationsgrundlage verwendet.

Es ist sinnvoll, sich vor dem Mitarbeitergespräch mehrere Möglichkeiten zurechtzulegen, mit denen man zufrieden wäre, und sie im Gespräch vorzustellen. Denn wer über eine konkrete Idee sprechen kann, bekommt automatisch mehr Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.

Ich habe in der Zeit meiner Festanstellung gerne mit Stufenplänen gearbeitet. Sie eignen sich hervorragend für eine langfristige Perspektive und können als Möglichkeit der Mitarbeiterbindung eingesetzt werden. Beispielsweise wäre eine stufenweise Steigerung des Gehalts um 300 Euro innerhalb eines Jahres mit 200 Euro zur Jahreshälfte und 100 Euro zum Jahresende ein denkbares Szenario.

Bei allen guten Argumenten ist es natürlich angebracht, realistisch zu bleiben. Viele Unternehmen haben gerade durch die Coronakrise mit Einbußen zu kämpfen und können gar keine Lohnerhöhungen zahlen. Allerdings wird dieser Punkt auch gerne von Vorgesetzten genutzt, um eine Nullrunde zu rechtfertigen, nach dem Motto: "Sie wissen ja, es sind schwere Zeiten."

Um das einschätzen zu können, bietet es sich bei größeren Konzernen an, sich die zuletzt veröffentlichen Quartalsberichte anzusehen. Stehen hier Rekordzahlen, wird es wohl eher schwierig, gute Mitarbeiter nicht am Erfolg zu beteiligen. In solchen Berichten steht meist auch viel über die aktuelle (finanzielle) Lage des Unternehmens und die Zukunftsprognosen.

Neben direkter Lohnerhöhung gibt es auch andere Möglichkeiten für Unternehmen, die Angestellten etwa mit mehr Urlaubstagen oder Fortbildungen zu belohnen. Es gibt zudem geldwerte Vorteile wie Firmenwagen, Laptops oder Diensthandys, über die sich verhandeln lässt.

Verschiedene Szenarien des Gehaltsgesprächs durchspielen

Als mir mein Vorgesetzter einmal trotz meiner guten Argumente keine Gehaltserhöhung geben wollte, fragte ich nach einer Fortbildung, die knapp 3.000 Euro kostete. Ich durfte sie besuchen und sie half mir, meinen Horizont zu erweitern und gleichzeitig dem Unternehmen weiteres Know-how zur Verfügung zu stellen. Für meine nächsten beruflichen Stationen konnte ich das Zertifikat ebenfalls gut gebrauchen.

Nicht jedes Mitarbeiter- und Gehaltsgespräch muss von Erfolg gekrönt sein. Klar ist jedoch, dass man seine Chancen mit einer guten Vorbereitung und dem Durchspielen verschiedener Szenarien und Möglichkeiten deutlich erhöht. Es ist ratsam, mit einer flexiblen Haltung in so ein Gespräch zu gehen und sich zu fragen: "Was ist mein Mindestziel? Was wäre deutlich über meinen Erwartungen?"

Zeit in eine solche Vorbereitung zu investieren, kann sich lohnen. Oder auch, sich Notizen während des Gehaltsgesprächs zu machen, um später daraus zu lernen, oder die eigenen, zuvor zu Papier gebrachten Gedanken mit in das Gespräch zu nehmen. Beides verhilft zu einer selbstsichereren Haltung - und zwar vor allem, wenn man nervös im Gespräch ist oder den Faden verlieren sollte.

Marvin Engel ist selbständiger IT-Projektmanager, Coach, Berater und Trainer. Für Golem.de schreibt er seit 2018 Artikel aus seiner Berufspraxis. Seit Herbst 2020 berät er auch über die Plattform Shifoo von Golem.de IT-Profis in beruflichen Fragen.

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