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Generationenübergreifend arbeiten: Bloß nicht streiten

Generationenübergreifend arbeiten: Bloß nicht streiten - Golem Karrierewelt

(Bild: Consist Software Solutions GmbH)

Von Peter Ilg veröffentlicht am 

Passen Generation Silberlocke und Generation Social Media in ein IT-Team? Ganz klar: ja! Wenn sie ihr Wissen teilen, kommt am Ende sogar Besseres heraus. Entscheidend ist die gleiche Wertschätzung beider Altersgruppen und keine Konflikte in den altersgemischten Teams.

Detleff Hillecke hat vor vier Jahren seinen Job gewechselt, mit 63. "Es war überhaupt nicht schwer, eine Stelle zu finden, weil mein Wissen um alte IT-Systeme für Großrechner sehr gefragt ist", sagt der heute 67-Jährige. Hillecke hat Informatik studiert, war viele Jahre Freiberufler und will jetzt noch zwei Jahre arbeiten, um die Rente aufzubessern. Er arbeitet bei Consist Software Solutions in Kiel in einem altersgemischten Team. Von solchen Gruppen können Unternehmen stark profitieren. Allerdings kann auch genau das Gegenteil passieren, wenn Alt und Jung nicht miteinander klarkommen.

Dabei sind beide Partien heutzutage aufeinander angewiesen. "Jahrhundertelang lernten die Jungen von den Alten. Nun hat sich diese Seniorität gewandelt und Wissen fließt im Idealfall in beide Richtungen", sagt Professorin Kathrin Möslein, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Innovation und Wertschöpfung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. "Die Jungen bringen oftmals technisches Fachwissen mit, das gerade up to date ist, die erfahrenen Kollegen kennen die Kunden und wissen, wie Prozesse laufen." Derart komplementäres Wissen ergänzt sich und sei daher unerlässlich für ein erfolgreiches Projekt, sagt Möslein.

Man kann auch sagen: Einsteiger und Erfahrungsträger geben sich gegenseitig Nachhilfe. Das hilft in allen Branchen und Disziplinen. Bei Programmierern in der Informatik ebenso wie bei Entwicklern im Automobilbau.

Mit altersgemischten Teams werden Erfahrung und Wissen zusammengebracht. Allerdings ist dieses Zusammenbringen nicht immer einfach. "Weil wir uns noch sehr stark in klassischen Rollen befinden, müssen diese Teams gezielt unterstützt werden, etwa durch Workshops", empfiehlt Möslein. Ohne Einflussnahme von außen bilden sich sonst Gruppen: hier die Alten, dort die Jungen. "Techniken, die den Ablauf kreativer Prozesse moderieren, verhindern das und tragen dazu bei, dass alle an einem Strang ziehen", sagt Möslein.

Das ist jedoch oft nicht so selbstverständlich, wie es sein sollte - mit Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit altersgemischter Teams. "Im Gegensatz zu der politisch sehr verbreiteten Meinung, dass Teams mit hoher Altersdiversität leistungsfähiger seien als Teams mit geringer, legen wissenschaftliche Erkenntnisse eher nahe, dass das Gegenteil der Fall ist", sagt denn auch der Arbeits- und Organisationspsychologe Wladislaw Rivkin, der an der Aston University in Birmingham, England, zu diesem Thema forscht.

Dafür seien hauptsächlich Konflikte zwischen Altersgruppen verantwortlich. Sie entstehen beispielsweise, weil Jung und Alt völlig unterschiedliche Meinungen bei einem fachlichen Thema haben und keinen Konsens finden. Doch solche Konflikte lassen sich auf unterschiedliche Art und Weise vermeiden, etwa durch die Aufgabe selbst. "Da bei höherer Aufgabenkomplexität die Integration von Wissen und Kenntnissen vorteilhaft sein kann, haben altersgemischte Teams mitunter Vorteile", sagt Rivkin. Wenn beide Seiten das erkennen, wird es voraussichtlich weniger Streit geben.

Unerlässlich für funktionierende altersgemischte Teams sind eine Wertschätzung der Altersdiversität, was bedeutet, dass Altersunterschiede im Team als Bereicherung angesehen werden. Auch eine entsprechende Führung solcher Gruppen ist wichtig. "Hier präferieren wir den Ansatz des Servant Leadership, der auf die Erfüllung von psychologischen Bedürfnissen von Mitarbeitern abzielt", sagt Rivkin. Mitarbeiter dienend anstatt beherrschend führen, das ist die Philosophie, die hinter dieser Methode steckt.

Bei Consist Software Solutions, dem Arbeitgeber von Detleff Hillecke, funktioniert das offenbar ganz gut. Hillecke arbeitet dort im Geschäftsbereich Managed Services. Dieser wiederum ist aufgeteilt in mehrere Fachteams. Hillecke ist in einer Gruppe, die sich um die Schadensanwendung einer Versicherung kümmert. "Wir warten und entwickeln das Programm weiter und integrieren neue Bestandteile", sagt der Senior Consultant.

Altersgemischte Teams sind für Consist keine Modeerscheinung, sondern ergeben sich seit vielen Jahren aufgrund fachlicher Notwendigkeit. Das Unternehmen hat unter anderem Versicherungen als Kunden. Die betreiben ihr Geschäft auf modernen Frontends, im Backend laufen die Systeme auf Großrechnern und das meist in alten Programmiersprachen wie Cobol. Darin ist Hillecke Experte. In einem anderen Bereich hat er jedoch Schwächen.

Hier kommt der jüngere Kollege Sven Bernhardt ins Spiel. Er ist der Projektverantwortliche, 31 Jahre alt und kennt sich mit objektorientierter Programmierung aus, für die Anwendungssysteme des Frontend. Insgesamt besteht das Projektteam aus sechs IT-Spezialisten. "Es ist eine interessante und ungewohnte Konstellation, ein Projekt zu steuern, zu dem Kollegen gehören, die doppelt so alt sind wie ich selbst und deutlich mehr Erfahrung haben", sagt Bernhardt.

Er profitiere in der Projektgestaltung sehr von der Erfahrung der älteren Kollegen im Projektmanagement. "Und mit ihrer Gelassenheit wirken sie wie ein Ruhepol auf mich", sagt der 31-Jährige. Um die älteren Kollegen als Fachvorgesetzter zu lenken, brauche er keine anderen oder besseren Argumente als bei Jüngeren. "Entscheidend ist das Bewusstsein, dass wir nur gemeinsam eine gute Lösung finden", erklärt der Teamleiter.

Hillecke schätzt die Leichtigkeit und den Mut der jungen Kollegen, wie sie Dinge angehen. Consist schafft dabei eine Kultur, wie altersgemischte Teams sie brauchen: Jung und Alt sind gleich viel wert und Wissen wird geteilt. Nur dann funktioniert das Zusammenspiel unterschiedlicher Generationen. "Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen", sagt Personalleiterin Birte Eichhorn. Von der Erfahrung der Älteren und der modernen Denk- und Herangehensweise bei Programmierung und Projektmanagement der Jungen profitiere letztendlich der Kunde mit einem guten Produkt.

Weil altersgemischte Teams Projekte und Produkte bereichern, hat Bosch schon vor 20 Jahren dafür eine eigene Gesellschaft gegründet: die Bosch Management Support GmbH. "Sie entstand aus der Idee heraus, Ruheständler von Bosch zeitlich befristet für Beratung und Projekte einzusetzen", sagt Johannes Elling, der Geschäftsführer der Gesellschaft ist, seitdem er vor einem Jahr in den Ruhestand gegangen ist. Davor war der 61-jährige Personalleiter für leitende Angestellte. In der Support-Gesellschaft sind rund 1.700 Ruheständler in einem Personalpool. Zusammengerechnet haben die 45.000 Jahre Berufserfahrung. "Bei uns landen Anfragen aus dem gesamten Unternehmen", sagt Elling. Sie werden mit dem passenden Teilzeitrentner besetzt.

So bilden sich erfolgreiche Tandems, wie Peter Traub, 64, und Andreas Karl, 45, zum Beispiel. Der jüngere ist der Nachfolger des älteren als Projektleiter des Bosch Innovation Framework. Beide sind promovierte Ingenieure und das Framework ist eine zentrale Einrichtung für alle Innovationen bei Bosch, um diese erfolgreich auf den Markt zu bringen. "Dafür erarbeiten wir Standards, aber manche Geschäftsbereiche wollen lieber autonom bleiben. Deshalb bestehen Widerstände gegen unser Projekt", sagt Karl.

Er hat nun Traub im Team, um leichter einen Modus Vivendi mit den Widerspenstigen zu finden. Traub war 30 Jahre in der Entwicklung bei Bosch, zuletzt Entwicklungsleiter bei Automobilkomponenten. Daher hat er ein riesiges Netzwerk im Unternehmen. "Aufgrund seiner Seniorität gelingt es ihm leichter, einen Konsens herbeizuführen als jungen und weniger erfahrenen Kollegen, die oft mit dem Vorurteil leben müssen: Wer bist du überhaupt und was weißt du schon?", sagt Karl. Bei Traub würden sie sich das nicht trauen.

Was jedoch nicht an seiner früheren Führungsfunktion, sondern an seiner großen Erfahrung liegt. "In der Zusammenarbeit mit Jüngeren berufe ich mich nicht auf meine früheren Erfolge und meine Karriere. Ich setze auf meine Erfahrung und versuche dies mit dem aktuellen Wissen der Jungen zu verknüpfen", sagt Traub. Das führe meist zum Ziel. Als Teilzeitmitarbeiter im Projekt unterstützt er seinen Nachfolger in der Erstellung eines Fragebogens, den Innovatoren abarbeiten sollten.

Seine Kollegen haben das akademische Know-how für die Fragen erarbeitet, Traub bringt seine praktische Erfahrung ein. "In einer Art Rollenspiel als Sparringspartner achte ich darauf, dass die Fragen praktikabel und zielführend sind", sagt Traub. Mit seiner Hilfe soll das Framework eine höhere Reife erreichen.

Nicht nur in der Support-Gesellschaft bildet Bosch regelmäßig altersgemischte Gruppen. "Auch im regulären Geschäftsbetrieb stellen wir solche Wissens- und Erfahrungsgemeinschaften zwischen Jung und Alt zusammen und haben damit durchweg positive Erfahrungen gemacht", sagt Elling. Von nennenswerten Unstimmigkeiten hat er nie gehört, was er mit der werteorientierten Unternehmens- und Führungskultur begründet. Sie sorgt dafür, dass es in altersgemischten Gruppen gar nicht erst kracht.

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